Jonas Jonasson: "Der Hundertjährige, der zurückkam..."

Ein ironischer Ritt durch die Gegenwart

Buchcover: "Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten" von Jonas Jonasson
Romanheld Allan Karlsson hat keine Lust mehr auf Bali und mischt sich in die große Weltpolitik ein. © Verlag C. Bertelsmann/imago/Ikon Images
Von Irene Binal |
Ein neues Abenteuer vom Schweden Jonas Jonasson. In "Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten" stößt sein Held Allan Karlsson dieses Mal auf angereicherstes Uran und landet prompt in Nordkorea bei Kim Jong-un.
Eigentlich sollte Allan Karlsson zufrieden sein: Immerhin verließ Jonas Jonasson ihn am Ende seines ersten Romans, "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" in einem Luxushotel am Strand von Bali, um Allan gemeinsam mit seinem Kumpel Julius und ihren nicht ganz rechtmäßig erworbenen Millionen einen behaglichen Lebensabend zu gönnen. Aber statt sich seniorengerecht beim Minigolf zu amüsieren, tobte Allan lieber im Kopf seines Schöpfers herum und stellte Fragen wie: "Möchten Sie nicht doch noch eine Runde nachlegen, bevor ich so richtig alt bin?"
Im Vorwort zu seinem neuen Roman berichtet Jonasson, wie er schließlich einsah, dass sein betagter Held in der immer unruhigeren Welt gebraucht wurde. Und so schickt er ihn gemeinsam mit Julius wieder los – gerade rechtzeitig, denn in Bali langweilt sich Allan inzwischen schrecklich und zudem wird das Geld knapp. Da trifft es sich gut, dass der Ballon, den Julius zu Allans 100. Geburtstag gemietet hat, sich selbstständig macht und mit seinen greisen Passagieren aufs Meer hinaustreibt.

Atomexperte, Schmuggler, Bestattungsunternehmer

Als sich herausstellt, dass das nordkoreanische Schiff, das die beiden Herren aufsammelt, ganz zufällig vier Kilogramm angereichertes – und höchst illegales – Uran an Bord hat, stürzt sich Allan, bewaffnet mit einem Tablet, auf dem er gebannt die Nachrichten verfolgt, in den Strudel der Ereignisse. Getarnt als Schweizer Atomexperten schmuggeln er und Julius das Uran aus Nordkorea in die USA, sie versuchen sich in Schweden als Bestattungsunternehmer und geraten durch eine peinliche Sargverwechslung in Konflikt mit mordlüsternen Neonazis, sie suchen in Afrika einen Wunderheiler auf, informieren sich über Spargelanbaumethoden und vereiteln quasi en passant eine weitere Uranlieferung nach Nordkorea.
Bei all dem legt Allan eine herzerfrischende Unverfrorenheit an den Tag. Beim Dinner mit Kim Jong-un palavert er zum Entsetzen des Staatsführers und der schwedischen Diplomaten über Noah und die Bibel, Angela Merkel bekommt von ihm nützliche Tipps zur Lösung des Uranproblems und Donald Trump den Rat, weniger zu reden: "Wenn Sie nur aufhören würden, immer alles zweimal zu sagen, würden Sie sofort nur noch halb so viel lügen." Es ist ein wilder Ritt durch die Gegenwart, mit einem Helden, der stets den Finger in die Wunde legt und mit Chuzpe und Gerissenheit den ausweglosesten Situationen entkommt.

Die großen Probleme der Welt werden ganz klein

All das schildert Jonas Jonasson in einer mit feiner Ironie durchtränkten Prosa, in der große Probleme der Welt ganz klein werden. Allan Karlsson hält der modernen Gesellschaft einen Spiegel vor, enttarnt die Mächtigen und behauptet sich mit Witz und Finesse im Ränkespiel der Politik. Es war eine gute Entscheidung, ihn noch einmal rund um die Welt zu schicken – auch wenn Karlsson selbst seinem Autor gleich zu Beginn klar machte, dass er als Romanfigur letztlich kaum etwas verändern kann: "Herr Jonasson, Ihnen ist schon klar, dass das nichts helfen wird, oder?" – "Ja." – "Gut. Dann können Sie auf mich zählen."

Jonas Jonasson: "Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten"
Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Verlag C. Bertelsmann, München 2018
443 Seiten, 20,00 Euro

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