Jonas Jonasson: Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
Roman
Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
carl's books, München 2016
352 Seiten, 19,99 Euro
Bestseller-Autor auf Abwegen
Das Erfolgsrezept des schwedischen Autors Jonas Jonasson sei mit seinem neuen Roman "Mörder Anders und seine Freunde ..." überreizt, meint unser Rezensent. Auch wenn es gleich die Bestsellerlisten erklommen habe, käme es an sein Buch "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg" nicht heran.
Über seinen zweiten Roman "Die Analphabetin, die rechnen konnte", sagte Jonas Johansson einmal: "Es ist genau wie mein erstes, nur ganz anders." Und das lässt sich auch über das neuste Buch "Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind" sagen. Leider. Denn im dritten Roman des Schweden funktioniert das Konzept der reichlich abstrusen Geschichte mit schrägen Außenseitern, die nach ihrer eigenen Logik leben und handeln, überhaupt nicht. Sprich: Jonassons Konzept ist ausgereizt! Es ist nicht mehr witzig, sondern gewollt.
Eine atheistische Pfarrerin und ein Knochenbrecher
Dass eine atheistische Pfarrerin, die seit sie aus ihrer Gemeinde verjagt wurde, zusammen mit einem verträumten Rezeptionisten, der früher in einem Stundenhotel gearbeitet hat, eine "Körperverletzungsagentur" gründet, ist nicht wirklich komisch. Erst recht dann nicht, wenn "Mörder Anders" tatsächlich in ihrem Auftrag, Menschen die Knochen bricht. Denn anders als im Buch "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand", in dem es auch die ein oder andere Leiche gab, gab es mit dem Senior, der aus dem Altersheim türmt und dessen Biografie eine bizarre Zeitreise des 20. Jahrhunderts ist, eine sympathische Hauptfigur.
Dass "Der Hundertjährige ..." dann auch als anarchische Krimi-Komödie gefeiert wurde, als gelungene Mischung aus Roadmovie und Forrest Gump, war kein Wunder. Anders aber Mörder Anders. Er wird, trotz seiner Einfalt, seines Entschlusses friedfertig zu werden und eine Karriere als Pastor anzustreben, nie wirklich liebenswert. Und auch die anderen Figuren in diesem Buch sind zu konstruiert. Man spürt förmlich die Absicht des Autors, erneut skurril, fantasievoll und lustig sein zu wollen.
Die riesigen Jonasson-Stapel werden kleiner
Wieso aber schafft es dieses Buch dennoch wieder an die Spitze der Bestsellerliste? Ganz einfach: Die Leser kaufen, was verkauft wird. So wie auch der Buchhandel verkauft, was sich verkauft. "Der Hundertjährige ..." stand fast hundert Wochen auf den Bestsellerlisten und hat sich zusammen mit dem nachfolgenden Roman über 5,4 Millionen Mal verkauft. Folgerichtig geht "Mörder Anders" mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren an den Start.
Das heißt: Es liegen hohe Stapel auf den Verkaufstischen der Buchhandlungen und das bringt gute Verkaufszahlen, was wiederum eine gute Position in den Bestsellerlisten nach sich zieht. Und so dreht sich das Karussell weiter. Oder doch nicht? Ein Ende des Erfolgsrezeptes scheint absehbar: Flutete der zweite Roman des Autors die Buchhandlungen noch mit einer Startauflage von 800.000 Exemplaren, bringt es "Mörder Anders" nur noch auf 500.000.