Jonathan Drori: "In 80 Bäumen um die Welt"
Mit Illustrationen von Lucille Clerc, übersetzt aus dem Englischen von Bettina Eschenhagen und Ulrich Korn
Laurence King Verlag, Berlin 2018
256 Seiten, 24,00Euro
Geschichten von Bäumen und Menschen
Warum ist die Korkeiche für die Raumfahrt wichtig? Und wie kam der Baum der Reisenden zu seinem Namen? Jonathan Drori reist "In 80 Bäumen um die Welt", beschreibt Baumarten aller Klimazonen und zeigt, wie eng menschliche Kulturen mit Bäumen bis heute verbunden sind.
Der "Baum der Reisenden" wächst nur auf Madagaskar. Wie kommt er zu seinem Namen? Ließen sich Wanderer früherer Jahrhunderte von seinen seltsam fächerförmigen Blättern die Himmelsrichtung weisen? Oder tranken sie durstig das Wasser, das sich am Grund der Blätter sammelte?
Jonathan Drori reist "In 80 Bäumen um die Welt". Wie sein berühmtes Vorbild Phileas Fogg in dem Roman von Jules Vernes wählt er seine Route von London in Richtung Osten. Alle Klimazonen und Kontinente steuern einen Teil ihres Baum-Reichtums bei. Zypresse, Feige, Erdbeerbaum, Kolanuss, Korkeiche, Kaurifichte, Palisander, Chinarinde: Die Beispiele, die der Autor zusammenträgt, zeigen immer wieder, wie eng sich menschliche Kulturen mit Bäumen verbanden.
Jonathan Drori reist "In 80 Bäumen um die Welt". Wie sein berühmtes Vorbild Phileas Fogg in dem Roman von Jules Vernes wählt er seine Route von London in Richtung Osten. Alle Klimazonen und Kontinente steuern einen Teil ihres Baum-Reichtums bei. Zypresse, Feige, Erdbeerbaum, Kolanuss, Korkeiche, Kaurifichte, Palisander, Chinarinde: Die Beispiele, die der Autor zusammenträgt, zeigen immer wieder, wie eng sich menschliche Kulturen mit Bäumen verbanden.
Die Zypresse als Symbol des Todes
Das wird deutlich bei der Zypresse, die mit ihrem harzigen Holz an heiße, südliche Sommer angepasst ist. Die antiken Ägypter verwendeten das Holz darum gern für insektendichte Truhen und Sarkophage. So wurde die Zypresse zu einem Symbol für den Tod, die Unterwelt und die unsterbliche Seele. Kein Wunder, dass der schlanke Baum noch heute auf Friedhöfen steht.
Jeder Baum erzählt eine Geschichte, betont der Autor – und es ist eine Freude, diese zu lesen, weiß Jonathan Drori doch immer etwas Ungewöhnliches zu berichten. Etwa dass die NASA die Benzintanks ihrer Weltraumfähren mit Kork ummantelt, da kein anderes Material so schwer brennt und gleichzeitig so gut isoliert. Oder dass Anne Frank von ihrem Versteck in Amsterdam aus eine winterliche Rosskastanie sehen konnte. Die kahlen Zweige spendeten Hoffnung, schreibt sie in ihrem Tagebuch, denn sie würden im Frühling wieder blühen. Das jüdische Mädchen erlitt einen grausamen Tod. Die Kastanie aber lebte weiter bis ins Jahr 2010 und ihre Ableger wachsen heute an verschiedenen Orten – lebende Zeichen der Hoffnung.
Jeder Baum erzählt eine Geschichte, betont der Autor – und es ist eine Freude, diese zu lesen, weiß Jonathan Drori doch immer etwas Ungewöhnliches zu berichten. Etwa dass die NASA die Benzintanks ihrer Weltraumfähren mit Kork ummantelt, da kein anderes Material so schwer brennt und gleichzeitig so gut isoliert. Oder dass Anne Frank von ihrem Versteck in Amsterdam aus eine winterliche Rosskastanie sehen konnte. Die kahlen Zweige spendeten Hoffnung, schreibt sie in ihrem Tagebuch, denn sie würden im Frühling wieder blühen. Das jüdische Mädchen erlitt einen grausamen Tod. Die Kastanie aber lebte weiter bis ins Jahr 2010 und ihre Ableger wachsen heute an verschiedenen Orten – lebende Zeichen der Hoffnung.
Detailreiche Illustrationen mit kulturellen Verweisen
Mit ihren Illustrationen, die einen großen Teil des Buches einnehmen, stellt sich Lucille Clerc ganz wunderbar auf die interdisziplinäre Grundidee der Texte ein: Detailreich und botanisch exakt einerseits, zeigen sie Blüten und Samen im Querschnitt, den voll belaubten ganzen Baum oder einzelne Zweige mit gezackten, gezähnten, quergerippten Blättern.
Doch immer mischt sich in ihre feinen Pinselstriche auch menschliche Kultur. Hinter dem Olivenbaum in Israel erhebt sich in Umrissen eine prächtige Stadt. Öl und Früchte haben sie reich gemacht. An dem Weihrauchbaum in Somalia zieht eine Karawane vorbei, schwer beladen mit duftendem Harz. Und zwischen die Zapfen, Zweige und Nadeln der hiesigen Fichte mischen sich ganz selbstverständlich die Hälse, Seiten und Rücken von Streichinstrumenten, denn kein Holz eignet sich besser zum Bau perfekter Resonanzkörper.
Und warum? Sogar das kann Jonathan Drori erklären: Die Moleküle im Fichtenholz haben genau den richtigen Abstand zueinander. Sie liegen dicht genug, um das Holz hart zu machen für einen vollen Klang, und weit genug auseinander, um für die nötige Schwingungselastizität zu sorgen. Interessant!