Feuer mit Feuer bekämpfen
Nach dem grausamen Mord an dem gefangenen Piloten verschärft Jordanien den Kampf gegen die Terrormiliz IS. Das verdient Respekt, meint Carsten Kühntopp. Denn ohne militärische Macht lässt sich diese Gefahr nicht eindämmen.
Die arabischen Verbündeten des Westens im Nahen Osten und am Persischen Golf mussten sich häufig anhören, im Fall der Fälle gäben sie ihre Sicherheit in die Hände der USA. So war es meistens auch: Wenn es ernst wurde, duckten sie sich weg. Damit ist nun Schluss. Beim Kampf gegen den selbsternannten "Islamischen Staat" packt die jordanische Luftwaffe mit an, wie es auch die Streitkräfte einiger anderer arabischer Staaten tun. Dafür verdient Jordanien Respekt. Die Antwort von König Abdullah auf die Ermordung des jordanischen Kampffliegers war bisher angemessen und richtig.
Jordanien zeigt Rückgrat gegen die IS-Fanatiker
Gegen die Fanatiker des IS zeigt Abdullah Rückgrat. Das ist bemerkenswert, umso mehr, wenn man sich die Situation ansieht, in der sein Land ist. Jordanien ist klein, wirtschaftlich schwach und hat dennoch Hunderttausende Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Das führt zu steigenden sozialen Spannungen im Land. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, der Frust vor allem unter jungen Männern, die keine Perspektive haben, groß. Dass sich gerade aus Jordanien im Laufe der Jahre Hunderte auf den Weg gemacht haben, um mit den Dschihadisten aus dem Al-Kaida-Spektrum zu kämpfen, war kein Zufall.
Doch in den kommenden Wochen, vielleicht sogar Monaten, muss der König auf die IS-Sympathisanten keine Rücksicht mehr nehmen. Wie es scheint, stehen die Jordanier jetzt in ungewöhnlicher Einigkeit hinter Abdullah. Zu abstoßend war es, wie die Dschihadisten den jungen Piloten umbrachten.
Balsam für die jordanische Volksseele
Die martialische und etwas aufgeblasene Art und Weise, mit der die jordanische Armee die neuen Militärschläge ins Bild gesetzt hat - auf YouTube, bei Facebook, im Fernsehen - das mag befremden. Doch es ist Balsam für die Volksseele. Und keine Angst: Auch König Abdullah weiß, dass der Kampf gegen den IS nur mit dem Militär nicht zu gewinnen ist. Lange bevor sich der ägyptische Präsident entsprechend äußerte, sagte Abdullah beispielsweise, dass dies ein Kampf innerhalb des Islam sei, bei dem es darum gehen werde, die Ideologie und die falschen Lehren der IS-Fanatiker auszuradieren.
Genauso wichtig ist die politische Dimension: Solange die schiitisch dominierte Regierung im Irak nicht auf die Sunniten im Land zugeht, dürfte es kaum gelingen, die sunnitische Unterstützung für den IS zu untergraben.
Der Nahe Osten ist kein Ponyhof und der IS nicht die Heilsarmee. Auch die deutsche Geschichte lehrt: Es gibt Bedrohungen für die menschliche Zivilisation, die so gefährlich sind, dass ihnen zunächst nur mit militärischer Macht begegnet werden kann. Mehr Waffen, mehr Ausrüstung, mehr Geld für diejenigen, die jetzt mutig den Kopf gegen den IS rausstrecken - seien es die Jordanier, seien es die Kurden - das bedeutet nicht, Öl ins Feuer zu gießen. Stattdessen gilt es, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Manche Brände kann man nur so eindämmen.