"Das passt auf eine merkwürdige Weise in unsere Zeit"
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In Josef Haslingers 1995 veröffentlichtem Roman "Opernball" führt ein Blausäure-Attentat auf den Ball zur Installierung eines autoritären Regimes in Österreich. Der Autor ist von der Wiener Bühnenumsetzung über 20 Jahre später angenehm überrascht.
Die Bücher des österreichischen Schriftstellers und langjährigen Pen-Präsidenten Josef Haslinger finden immer ein großes Echo, dennoch hat selbst für seine Verhältnisse sein 1995 veröffentlichter Roman "Opernball" alles getoppt - mit 500.000 gedruckten Exemplaren. Verfilmt wurde der Stoff auch bereits.
Das Buch beginnt mit einem Blausäureattentat von Ewiggestrigen und Sektierern auf den Opernball: 3000 Gäste, darunter Österreichs Regierungsspitze, kommen um. Das Attentat spielt den Rechtspopulisten in die Hände.
"Sehr angetan" von der Bühnenfassung
Der Regisseur Alexander Charim hat den Roman nun auf die Bühne des Volx/Margareten gebracht – die Spielstätte gehört zum Wiener Volkstheater. Josef Haslinger erklärt kurz nach dem Schlussapplaus und vor der Premierenfeier im Deutschlandfunk Kultur, dass er angenehm überrascht wurde.
Vor allem habe ihn das Minimalismus-Konzept erstaunt, also wie es möglich war, "diesen dicken Roman in zwei Stunden zu packen mit sechs Schauspielern", und trotzdem spannend zu bleiben. "Ich war sehr angetan von dem Ganzen."
Stakkatoartig und dicht
Durch den sparsamen Umgang mit Requisiten, die "sehr gute Lichtregie" und "sehr gute Musikeinspielungen" sowie durch die Vielfalt von kurzen Szenen habe das Stück etwas Stakkatoartiges gehabt. Andererseits sei so eine dichte Atmosphäre geschaffen worden.
Regisseur Alexander Charim habe den Stoff in unsere Gegenwart geholt, berichtet Haslinger. Das Merkwürdige daran sei, dass es so gut funktioniere, "weil im 'Opernball' habe ich das Szenario gespielt, dass durch so einen Anschlag die Rechtsradikalen profitieren und ein autoritäres Regime installiert wird - und das passt auf eine merkwürdige Weise in unsere Zeit. Wir haben in unserer Zeit auch das Gefühl, als wären wir nach einem Anschlag."