„Zeit“-Herausgeber Josef Joffe und CumEx

"Eine klare Grenzüberschreitung"

05:16 Minuten
Josef Joffe, der Herausgeber der "Zeit", bei einer Konferenz der Wochenzeitung am 6.3.2012 im Humboldt Carre in Berlin
Josef Joffe, Herausgeber der "Zeit", steht im Fokus der aktuellen Debatten um journalistische Unabhängigkeit bei der Berichterstattung. © picture-alliance / dpa / Xamax
Frank Überall im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Der „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe soll einen offenbar befreundeten Banker vorab mit einem Brief vor der Berichterstattung über Cum-Ex-Geschäfte in seinem Blatt gewarnt haben. Joffe hätte sich heraushalten müssen, sagt der DJV-Vorsitzende Frank Überall.
Der „Zeit“-Mitherausgeber Josef Joffe steht in der Kritik: Er soll in einem Brief Hintergründe über eine Recherche von Journalisten der „Zeit“ über die Hamburger Privatbank Warburg und über sogenannte Cum-ex-Geschäfte des Hauses offengelegt haben.
Joffe spricht in dem Brief von „Schadensbegrenzung“ und dass er den Adressaten in der Bank, einen Freund, über die Berichterstattung „gewarnt“ habe.
Den Brief Joffes hat ARD-Journalist Oliver Schröm via Twitter veröffentlicht. Schröm war damals an den "Cum Ex"-Recherchen beteiligt und hat darüber ein Buch geschrieben.(*)

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Überall erkennt „zweifelhaftes“ Verhalten

Für den Journalisten und Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) Frank Überall sind die Enthüllungen über Joffes Warnungen an das Bankhaus eine klare Grenzüberschreitung.
Hier habe der Verlag die Trennung von möglichen Interessen der erweiterten Geschäftsführung, zu der Joffe als Herausgeber gehört, und den journalistischen Interessen der Redaktion nicht eingehalten, erklärt er.

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Das Verhalten Joffes nennt Überall „zweifelhaft“. Zwar habe nach Darstellung des Journalisten Oliver Schröm offenbar keine direkte Beeinflussung der Berichterstattung selbst stattgefunden, doch sei es ein klares „Problem“, wenn Joffe die Berichterstattung vorab ankündigt und sie so beeinträchtigt, sagt Überall.
Der Journalist vergleicht die Herausgeberrolle Joffes mit der eines Staatsanwalts, der eben immer dann, wenn er in einer persönlichen oder beruflichen engeren Beziehung zu möglichen Beschuldigten oder Betroffenen stehe, sich bei Ermittlungen zurücknehmen müsse.

„Es kann so nicht weitergehen“

Der Brief Joffes an den mit ihm befreundeten Bankier Max Warburg – mit der Anrede „Lieber Max“ und der Unterschrift „Dein Joe“, offenbar kurz für Josef: „Das atmet Freundschaft“, sagt Überall über den Ton des Schreibens. „Hier hätte Joffe sich ganz klar raushalten müssen.“
„Es kann so nicht weitergehen“, fordert Frank Überall und verlangt von der „Zeit“: „Hier wünsche ich mir, dass ein klarer Diskurs geführt wird.“ Denn die Tätigkeiten, die ein Verleger ausübt, müssten von der Arbeit der Redaktion ganz klar getrennt werden.
(*) Redaktioneller Hinweis: Oliver Schröm arbeitet als Investigativreporter für das ARD-Magazin "Panorama". Dies hatten wir in einer vorigen Version falsch dargestellt. 

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