Joshua Cohen: Solo für Schneidermann
Verlag Schöffling & Co.
540 Seiten, 26 Euro
Das Schicksal zweier Holocaust-Überlebender
Ein sprachgewaltiger 500-Seiten-Monolog - das ist Joshua Cohens Debütroman "Solo für Schneidermann", der jetzt auch auf Deutsch erschienen ist. Er erzählt die Geschichte zweier jüdischer Musiker in den USA und hat auch mit der Familiengeschichte des Autors zu tun.
In den USA erschien Joshua Cohens Debütroman bereits 2007, jetzt ist er auch auf Deutsch erhältlich. "Solo für Schneidermann" ist ein 500-seitiger sprachgewaltiger Monolog - gehalten von einem Geigenvirtuosen namens Laster. Dieser soll bei einem Konzert in der Carnegie Hall ein Solo spielen, stattdessen beginnt er zu reden: über Schneidermann, den Komponisten des Stücks, der verschwunden ist.
"Mir ging es natürlich vor allen Dingen um diese Spannung, die zwischen einem Komponisten besteht und dem Interpreten, der seine Musik dann eben live spielt", sagte Cohen im Deutschlandradio Kultur. "Dieser Virtuose wird gut bezahlt, er wird anerkannt, während eigentlich der Komponist vernachlässigt ist."
Die Tyrannei der Schallplattenaufnahmen
Außerdem hätten beide Charaktere autobiografische Vorbilder in der Generation von Cohens Großeltern, der aus einer deutsch-ungarischen jüdischen Familie stammt. "Einerseits Schneidermann, das ist ein Komponist, das ist jemand, der die KZs, die Lager überlebt hat und erst danach in die USA gekommen ist. Ihm steht gegenüber der Violonist, der Interpret, der seine Musik eben spielt. Das ist jemand, der Europa noch verlassen hat, bevor es dazu gekommen wäre, dass er verfolgt wird und in die Lager kommt. Und die beiden stehen sich diametral gegenüber."
Beiden gemeinsam sei, dass sie aus einer Zeit stammen, in der Musik vor allem live gespielt wurde. "Und plötzlich entsteht so etwas wie die Tyrannei der Plattenaufnahmen", sagt Cohen, "was Walter Benjamin die technische Reproduzierbarkeit genannt hat."