Journalismus und Unterhaltung

Der Fall Mehmet Scholl

Mehmet Scholl Portrait
Scholl wurde sehr ernst genommen. Sogar von manchen für einen Journalisten gehalten. © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Von Stefan Osterhaus |
Mehmet Scholl hat in den letzten Jahren die Fußball-Berichterstattung der ARD geprägt. Den Experten hielt fälschlicherweise manch einer für einen Journalisten. Ist seriöse Berichterstattung mit Ex-Fußballern als Experten machbar?
Vor ein paar Tagen hat ein Satiriker Mehmet Scholl in einem Tweet für tot erklärt.
Dabei ist Scholl mopsfidel, nur seine Karriere als so genannter Experte bei der ARD, die ist mausetot. Seitdem er raus ist, wird hitzig darüber diskutiert, wie schwer sein Vergehen wiegt, der ARD in die Sendeplanung hereinreden und einen Beitrag über Doping damit verhindern zu wollen.

Medienfigur Mehmet Scholl

Daher lohnt es sich, noch einmal zurückzublicken, um wen es sich bei der Medienfigur Mehmet Scholl überhaupt gehandelt hat. Scholl war als so genannter Experte nicht unumstritten. Er prunkte selten mit Detailwissen, wie es in seiner Funktion eigentlich nötig gewesen wäre. Er war vielmehr das, was die Engländer einen "Pundit" nennen - ein Diskutant im Fernsehen, der Teil der Unterhaltungsrunde ist, und auch nicht immer bierernst genommen werden muss.
Scholl aber wurde ernster genommen, als es je nötig gewesen wäre, ja er wurde fatalerweise sogar von manchen für einen Journalisten gehalten.
Fußball DFB-Pokal Halbfinale Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt am 25.04.2017 im Borussia-Park in Mönchengladbach Mehmet Scholl Foto: Revierfoto Foto: Revierfoto/Revierfoto/dpa | Verwendung weltweit
Ausgeschollt: Die Wege der ARD und ihres Fußball-Experten Mehmet Scholl trennen sich.© Revierfoto
Deswegen wäre die Causa Scholl ein guter Anlass, mal innezuhalten und nachzudenken, inwieweit sich Fußball im Fernsehen, Journalismus und Unterhaltung miteinander vertragen und zu klären, ob der Anspruch, unterhaltsam aber dabei doch seriös zu sein, mit solchem Personal einzulösen ist. Das wäre in jedem Fall besser, als sofort zum nächsten Ex-Fußballer zu rennen, ihn eilfertig zum Experten zu ernennen, um am Ende nichts weiter als einen Scholl in dröge zu haben.
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