Journalist Lorenz Maroldt über #Unteilbar

"Wichtig und richtig, Flagge zu zeigen"

13.10.2018, Berlin: Teilnehmer der Kundgebung «Unteilbar» gegen Rassismus ziehen am Roten Rathaus vorbei. Daran anschließen sollte sich eine Demonstration und eine Abschlusskundgebung mit Musiker-Auftritten. Foto: Paul Zinken/dpa | Verwendung weltweit
Demonstration "Für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung" in Berlin © dpa
Lorenz Maroldt im Gespräch mit Axel Rahmlow |
Unter dem Motto #unteilbar hat ein Bündnis zu einer Demonstration in Berlin aufgerufen. Der Chefredakteur des Berliner "Tagesspiegels" sieht darin ein richtiges Signal. Allerdings irritiert ihn, dass auch Politiker teilnehmen, die das Mandat hätten, politisch die Verhältnisse zu verändern.
Rund 9000 Organisationen und Einzelpersonen haben sich zu dem Aufruf "#unteilbar – für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung" bekannt. Am heutigen Tag haben sich zehntausende Menschen zu einer Demonstration in Berlin unter diesem Motto angekündigt.
Studiogast Lorenz Maroldt hat das schon auf dem Weg ins Studio gemerkt, weil die Stadt noch etwas voller als an einem normalen Berliner Wochenende ist. Maroldt sagt, er werde auf dem Rückweg der Demonstration einen Besuch abstatten, in seiner Rolle als Journalist: "Aber ich demonstriere nicht mit."

Politiker hätten andere Mittel als die Demonstration

Maroldt findet das Signal richtig, meint aber, man müsse aufpassen, dass die Bewegung "nicht so einen 'Heraus zum 1. Mai'-Touch'" bekommt, auch was die Darstellung in den Medien angeht. Ihn irritiere, dass auch viele Politiker, auch Regierungspolitiker, ihr Kommen angekündigt hätten. "Wenn Politiker, die auch politisch agieren könnten, die ein Mandat haben und ein Amt haben, für Verbesserungen der gesellschaftlichen Umstände demonstrieren, dann hat das etwas Komisches: Sie haben andere Möglichkeiten, das zu tun. Dafür zu demonstrieren, finde ich fast etwas seltsam."
Andererseits, so Maroldt, sei es "sehr, sehr wichtig und richtig – die Initiative ging ja auch von Kulturleuten aus, von kleineren Initiativen, von Musikern –, Flagge zu zeigen und sich nicht zurückzuziehen". Die Diagnose der Initiatoren sei ja richtig: Es gebe eine ganz klare Konfrontation in der Gesellschaft, sagt Maroldt - weswegen das Motto #unteilbar ein sehr gutes sei.

Spaltung ist unbestritten

Auf die Frage, ob zwar nicht die Gruppe der Demonstranten, aber die Gesellschaft eben doch gespalten sei, bestätigt Maroldt den Befund: "#Unteilbar bezieht sich ja auf diejenigen, die in der großen Mehrheit noch sind in diesem Land und die sagen, das wollen wir nicht, was sich da am rechten Rand tut." In gewisser Weise sei das aber auch eine Bestätigung einer Spaltung, denn, so Maroldt: "Wenn man in manchen Landstrichen diskutiert, hat man schon den Eindruck, man ist inzwischen schon in einem anderen Land."
Maroldt nennt als eine Probe aufs Exempel die Parlamentsarbeit. "Wenn man einen Antrag im Parlament stellt gegen Rassismus und die AfD verlässt entweder geschlossen den Saal oder stimmt nicht mit, dann kann man nur sagen: 'Tut mir Leid, wenn in diesem Land jemand nicht gegen Rassismus ist, dann hat er aus der Geschichte nichts gelernt und aus der Gegenwart auch nicht.' Insofern finde ich den Anspruch zu sagen, es gibt in diese Gesellschaft im Grundgesetz verankerte Werte, die wir verteidigen wollen und da lassen wir auch nicht dran knabbern, den Anspruch finde ich genau richtig. Und deswegen ist auch dieser Slogan richtig."
(mf)
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