"Voll gegen die Wand gefahren"
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Die Tötung von General Soleimani durch die USA habe auch Auswirkungen auf die Kulturszene im Iran, sagt der Journalist und Film-Kurator Amin Farzanefar. Dort noch bestehende Hoffnungen auf eine Beruhigung des Konflikt seien nun zerstört worden.
Drei Tage Staatstrauer hat das iranische Regime angeordnet, nachdem General Soleimani bei einem US-amerikanischen Raketenangriff in Bagdad getötet wurde.
"Vor allen Dingen bedeutet das, dass auch viele Kulturaktivitäten nicht stattfinden dürfen. Theater, Galerien, Kinos haben überwiegend geschlossen", sagt Amin Farzanefar, Journalist und Kurator mit Schwerpunkt Film, der in Deutschland lebt, aber regelmäßig in den Nahen Osten reist.
Einige Kulturschaffende hätten Soleimani tatsächlich sehr nahe gestanden, sagt Amin Farzanefar: "Diejenigen, die dem Regime opportune Filme, beispielsweise über den Iran-Irak-Krieg gedreht haben." Oder in letzter Zeit Spiel- und Dokumentarfilme über den Kampf gegen den IS in Syrien.
Iranische Kulturszene erlebt ein Auf und Ab
Auf der anderen Seite gebe es aber auch Filmemacher, die sich selbst als unabhängig bezeichnen und "auch mal den Finger in Wunden legen", berichtet Farzanefar. Zensur sei aber immer ein Thema: "Die iranische Kulturszene hat ein Auf und Ab von Engstellung der Räume, von schwärzesten Zeiten und dann wieder auch Reform-Zeiten erlebt."
Das Nuklear-Abkommen hatte Hoffnungen geweckt. "Und die ist jetzt voll gegen die Wand gefahren", sagt Amin Farzanefar. Die Tötung Soleimanis werde nicht zur Beruhigung der Lage beitragen. "Das kann nur nach hinten losgehen, das kann nur in Richtung Konfrontation wirken", betont der Film-Kurator.
"Eine Zivilgesellschaft in Bewegung"
Ungeachtet aller Schwierigkeiten gebe es im Iran eine "lebendige, pluralistische" Kulturszene. "Wir haben Trends, wir haben eine Zivilgesellschaft in Bewegung. Der Iran steht jetzt ganz woanders als vor zehn, wenn nicht gar vor 40 Jahren, jenseits aller politischen Ereignisse", meint Amin Farzanefar.
(beb)