Journalist zum Asyl-Kompromiss der Union

Seehofer "innerparteilich nicht gestärkt"

Seehofer (l) und Merkel (r) sitzen nebeneinander an einem Tisch und tauschen distanzierte Blicke.
Bundesinnenminister Seehofer (CSU) und Bundeskanzlerin Merkel (CDU) am 03.07.2018 auf der Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag © dpa/Bernd von Jutrczenka
Mike Schier im Gespräch mit Nana Brink |
Nach der Einigung im Asyl-Streit der Union ist die CSU uneins über das Vorgehen. Einige seien vom Dauerstreit genervt, andere lobten Horst Seehofers Hartnäckigkeit, sagt der Politik-Chef der Zeitung "Münchner Merkur". Für Seehofer selbst sei die Situation nicht positiv.
Keine Euphorie, sondern eher eine gewisse Erleichterung sei nun das vorherrschende Gefühl an der CSU-Basis, sagt der Politik-Chef der Zeitung "Münchner Merkur", Mike Schier, nach dem Unions-Kompromiss. "Die Einigung ist sehr komplex, das muss erst einmal erklärt werden", sagte Schier am Dienstag im Deutschlandfunk Kultur. Das gehe schon mit den Begriffen wie beispielsweise Transitzonen los. "Wir hatten hier in Bayern schon die Abschiebezentren für Balkan-Flüchtlinge, wir hatten Warteräume, jetzt wurde viel über Ankerzentren gesprochen – das ist alles ein bisschen kompliziert."
Deshalb komme keine "Durchbruchstimmung" auf. Es gebe in der CSU zwei Strömungen. Die eine Gruppe sei vom Dauerstreit und vom Vorgehen Horst Seehofers genervt. Die anderen lobten, dass er in der Sache hart geblieben sei und etwas erreicht habe.

Der Konflikt geht tief

Inhaltlich sei die Zurückweisung an den Grenzen in der CSU eigentlich unstrittig, sagte Schier. Kritik habe es an Seehofers Vorgehen gegeben. Am Sonntag sei Seehofer einigen dieser moderaten Stimmen sehr über den Mund gefahren und habe sie sogar als "dumm" bezeichnet. "Die Kritiker waren durchaus prominente Personen, Manfred Weber, der EVP-Chef im Europaparlament, aber auch Theo Waigel."
Beide - Weber, Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), und Waigel, ehemaliger Bundesfinanzminister und CSU-Vorsitzender - stünden schon lange in der Politik und seien von Seehofer sehr stark angegangen worden. "Selbst wenn es jetzt eine Einigung gab und er auch im Amt bleibt, glaube ich, dass er innerparteilich nicht unbedingt gestärkt da rausgeht", sagte der Journalist über Seehofer.
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