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Aktueller Antisemitismus kein muslimisches Importprodukt
Es gebe verschiedene Formen von Antisemitismus, sagt die Journalistin Ferda Ataman. Man müsse genau hinsehen - doch sie alle seien nicht neu. Ein spezifisches Meldesystem lehnt Ataman ab. Denn es sei schon umstritten, was als "antisemitisch" gezählt wird.
Grundsätzlich, findet Ferda Ataman, müsse man sagen: "Antisemitismus ist in der arabischen und türkischen Welt zum Beispiel sehr stark." Das habe auch mit dem Israel-Konflikt zu tun. Das Verbrennen einer Israel-Flagge im Dezember in Berlin und den antisemitischen Vorfall an einer Berliner Schule sieht die Sprecherin des Vereins Neue deutsche Medienmacher aber so:
"Das sind deutsche Geschichten. Das passiert in Deutschland nicht von irgendwie eingewanderten Menschen. Deswegen ist es Quatsch, darüber zu diskutieren, ob man jetzt die Migrationsgesetze ändert oder gar die Asylpolitik ändert. Das ist so die Richtung, in die es, finde ich, nicht gehen darf. Aber natürlich muss man schon sagen: Es gibt verschiedene Formen des Antisemitismus - sie alle sind nicht neu."
Die Haltung, ein neuer Antisemitismus sei mit den Muslimen importiert worden, sei "problematisch". In den letzten fünf Jahren sei eben kein neues Phänomen entstanden. Auch die Wissenschaft könne nicht sagen, "dass da irgendwas sich dramatisch verändert hätte. Das gab es schon immer, das gibt es, da müssen wir einfach sehr genau hingucken", so Ataman.
Was ist wann antisemitisch?
Ein spezielles Melderegister findet die Journalistin nicht praktikabel. Was ist wann antisemitisch? Schon über diese Frage stritten sich jene, die über die Umsetzung nachdächten. Wenn man anfange, Statistiken zu führen, müsse man genau wissen: Was ist religiöses Mobbing, was ein Straftatbestand:
"Es macht mehr Sinn, das gesamte Problem sich anzugucken und zu sagen, man bräuchte unabhängige Beschwerdestellen für Diskriminierung und Mobbing - und da könnte dann das gesondert mit aufgeführt werden. Aber nur für Antisemitismus - das wird schwierig, glaube ich, umzusetzen."
Fakt sei aber, dass wir es mit Judenfeindlichkeit zu tun hätten: "Da braucht man, glaube ich, nicht lange drum herumzureden - auch an Schulen, und insgesamt haben wir es mit gruppenbezogenen Feindlichkeiten zu tun." Es gehe darum, den Schulen, Lehrern, Schülern und Eltern zu helfen, damit umzugehen. Antisemitismus-Debatten könne man in Deutschland "nicht genug" führen. (bth)