Journalistin Kristin Helberg über US-Abzug aus Syrien

Ideologisch ist der IS nicht besiegt

23.01.2019, Syrien, Jisr al-Shughur: Kinder spielen in den Trümmern der schwer beschädigten Al-Kefir-Schule. Mehr als 200 Schüler gehen hier immer noch zur Schule, obwohl Angriffe der syrischen Armee hier verheerende Spuren hinterlassen haben.
In Washington beraten heute die Außenminister der Anti-IS-Koalition über die Situation in Syrien. © Anas Alkharboutli/dpa
Kristin Helberg im Gespräch mit Ute Welty |
Die Außenminister der Anti-IS-Koalition beraten in Washington darüber, wer nach dem Abzug der US-Truppen in Nordsyrien die Lücke füllen könnte. Die Expertin Kristin Helberg sieht vor allem Vorteile für Moskau und das Assad-Regime.
Nach dem angekündigten Abzug der US-Soldaten aus Syrien wollen die Außenminister der Anti-IS-Koalition heute in Washington über den weiteren Kampf gegen die Terrormiliz beraten. Die USA seien entschlossen, ein Wiedererstarken der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak und in Syrien nach dem Truppenabzug aus Syrien zu verhindern, teilte das US-Außenministerium vorab mit.

Kein Konzept gegen den IS

Der IS sei geografisch eingehegt und nur noch in einigen Dörfern in Nordsyrien an der Grenze zum Irak präsent, sagt die Syrien-Expertin und Journalistin Kristin Helberg im Deutschlandfunk Kultur. Er sei militärisch nachhaltig geschwächt. "Aber ideologisch lebt der IS eben weiter, und das ist eigentlich das große Drama, dass die Welt bislang keine Antwort oder keine Konzepte entwickelt hat, wie man eine solche islamistische Terrormiliz nachhaltig auch ideologisch besiegen kann." Nach dem Abzug der US-Truppen gebe es die Gefahr eines Vakuums.

Skeptisch, was die Ergebnisse betrifft

Bei dem heutigen Treffen der rund 74 Außenminister in Washington gehe es deshalb darum, wer dieses Vakuum füllen könnte, um ein Wiedererstarken des IS zu verhindern. Weitere Ziele seien aus Sicht Washingtons, wer die Kurden in der Region schütze und den Iran zurückdränge. Helberg sagt, sie sei skeptisch bezüglich der Ergebnisse. Die Kurden im Norden fühlten sich verraten und seien dabei, sich Moskau und dem Schutz der Assad-Regierung zuzuwenden.
(gem)
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