„Jude“ im Duden
Mit einer Art Gebrauchsanweisung hat der Duden das Wort "Jude" versehen - nicht zu aller Freude. © Deutschlandradio / Screenshot
"Wie ich mich sehe, liegt bei mir und nicht bei den Antisemiten"
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Am Duden-Eintrag zu „Jude" und "Jüdin“ hat sich eine Debatte entzündet: Weil "Jude" oft diskriminierend gebraucht wurde und wird, solle man vielleicht besser „jüdischer Mitbürger“ sagen. Gerald Beyrodt möchte dennoch weiterhin Jude heißen.
Kein Zweifel, das Wort Jude ist als Schimpfwort gebraucht worden – von den Nazis und davor. Und es wird immer noch als Schimpfwort gebraucht. Da hat der Duden schon recht. Leider ist in der Sprache immer noch zu spüren, dass das Wort Jude mal einem Todesurteil gleichkam. Es ist gar nicht so schlecht, darüber ab und an zu erschrecken.
„Mitbürger“ klingt wie „Gerade-auch-noch-Bürger“
Der Duden schlägt also vor, anstatt „Jude“ zu sagen, womöglich lieber mit Umschreibungen wie "jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger" oder „Menschen jüdischen Glaubens“ zu arbeiten. Ich finde: Beides am besten gar nicht sagen, liebe christliche und andere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Denn es gibt ziemlich viele ungläubige Juden. Wer seinen Glauben verliert, bleibt trotzdem Jude, weil Judentum kein Bekenntnis ist.
Und die Bezeichnung „Mit-Bürger“ klingt wie „Gerade-auch-noch-Bürger“, als wären Juden eine Art Blinddarm Deutschlands.
In meiner Geburtsurkunde steht bei Religion der Mutter: „mosaisch“. Wer zu solchen Umschreibungen greift, tut so, als wäre Jüdischsein an sich schon peinlich. Wenn man die Wörter Jude und jüdisch tilgt, wird es andere Diskriminierungen geben: „Großkapital“, „die von der Ostküste, die, die für so vieles verantwortlich sind und so viel Macht haben, darf man nicht laut sagen, aber Sie wissen schon“.
Juda heißt einer der zwölf Stämme Israels
Ich will mir das Wort Jude nicht nehmen lassen – das Wort, das schon in der Bibel steht. Juda heißt einer der zwölf sagenumwobenen Stämme Israels, und Juda hieß das Land – auch Jehuda oder Judäa. Juda hieß ganz am Anfang einer der Stammväter. Der konnte nichts für den Antisemitismus. Sich selber Jüdin oder Jude zu nennen, bedeutet vor allem: Wie ich mich sehe, liegt bei mir und nicht bei den Antisemiten.