"Ich musste mich trauen"
"Aller Liebe Anfang", so heißt das neue Buch von Judith Hermann. Nach ihrem umfeierten Debüt "Sommerhaus, später" und zwei weiteren Erzählbänden ist es Hermanns erster Roman. Ein Gespräch über große Erwartungen, das Unglück der erfüllten Wünsche und die Angst vor der Liebe.
Zwei Jahre habe sie an ihrem Roman geschrieben, sagt Hermann über "Aller Liebe Anfang". Er handelt von einer Frau Ende 30, Stella, die alles erreicht hat, aber dennoch unglücklich ist - als plötzlich ein neuer Mann in ihr Leben tritt. "Der erfüllte Wunsch ist nicht gleichbedeutend mit Glück", so Hermann. Die Protagonistin habe "das Gefühl, in so einer Art Sackgasse angelangt zu sein".
"Frage nach dem Roman hat mir im Nacken gesessen"
Zunächst wollte sie "den ganzen Stoff in einer Erzählung haben". Aufgrund der Stofffülle habe sie sich dagegen entschieden. "Ich musste mich trauen - und vielleicht dachte ich unbewusst auch, wann, wenn nicht jetzt. Weil mir diese Frage nach dem Roman natürlich doch immer im Nacken gesessen hat", so Hermann. Es habe große Erwartungshaltungen von außen gegeben: "Wann kommt der erste Roman? Das ist 'ne Frage, die man, wenn man Kurzgeschichten schreibt, immerzu gestellt bekommt."
Noch immer trieben die Figuren in ihren Geschichten die selben Fragen um wie in ihrer ersten Erzählung "Sommerhaus, später", die sie vor rund 20 Jahren, sagt Herrmann. "Auch diese Figuren in dieser Geschichte sind, - ich würde nicht sagen, dass die in Liebe und Angst gefangen sind. Aber ich würde sagen, dass Liebe denen Angst macht."