"Erzähl es Deinen Kindern - Band 2 Schemot - Namen"
Von Bruno Landthaler und Hanna Liss, Illustrationen Darius Gilmont
144 Seiten, gebunden, mit 12 Farbillustrationen, ab 6 Jahre , 24,80 Euro
Neue Torah für Kinder
"Kindertorah" ist der zweite Band einer hebräischen Bibel, die jetzt für Kinder ins Deutsche übersetzt worden ist. Erschienen ist sie im Berliner Ariella-Verlag, der seinen fünften Geburtstag feiert.
Musik: "Go Down Moses", Louis Armstrong
Eine deutschsprachige Torah für Kinder - das klingt in verlegerischer Hinsicht wie ein finanzielles Himmelfahrtskommando. Und tatsächlich muss man schon sehr mutig sein, um für die durchaus überschaubare Zielgruppe jüdischer Kinder hierzulande ein derart opulentes Buch zu produzieren. Myriam Halberstam hat das Risiko gewagt - und hat gewonnen. Die Kinderbibel "Erzähl es deinen Kindern" ist ein großartiges Werk. Nicht nur für Kinder.
Musik: "Go Down Moses", Louis Armstrong
Der zweite Band der Kindertorah trägt den Titel "Schemot - Namen". In diesem Leseabschnitt - oder auch "Parascha" genannt - befindet sich das jüdische Volk noch immer in Mizrajim. Gott erscheint Mosche in einem brennenden Dornbusch und beauftragt ihn, Israel aus der ägyptischen Sklaverei zu befreien. Eine Geschichte, die jährlich an Pessach gefeiert wird.
"Da sagte Gott zu Mosche: 'Sage Ihnen: Ich bin der, der immer für euch da ist. Sag ihnen, dass der, der immer für euch da ist, dich zu ihnen geschickt hat.' Und dann fügte Gott hinzu: 'Sag ihnen, dass der Ewige, der Gott Avrahams, Jizchaks und Jaakovs, dich zu ihnen geschickt hat. Das ist mein Name, und der soll für immer so heißen.'"
Der Bund Gottes mit seinem Volk Israel oder der Tanz um das Goldene Kalb, die zehn Plagen oder die Übergabe der Zehn Gebote, - all das scheint die Fantasie von Kindern im Nu zu beflügeln. Doch neben der Pessach-Geschichte gibt es auch andere Passagen in Band 2 der Torah, die überaus spröde wirken.
Inhaltlich eine Gratwanderung
Darin geht es etwa um die akribische Beschreibung der Hohepriesterkleidung oder um die zahllosen Vorschriften, die den Juden auferlegt werden. Für Kinder ist das Lesen dieser Mizwot ein "überaus trockenes Brot". Deshalb ist diese Kinderbibel auch inhaltlich eine Gratwanderung, sagt Myriam Halberstam:
"Und wir sind hier wirklich ganz nah am Originaltext geblieben. Und das ist glaub ich auch der große Unterschied zu anderen Bibeln, ob das jetzt Kinderbibeln sind fürs Christentum oder Judentum: Die Kinder-Bibeln sind meist nach Geschichten sortiert. Also dann werden Geschichten erzählt. Dann fehlen aber die Sachen, die Regeln sind. Oder Beschreibungen. Diese Sachen sind keine Geschichten und die liest der Durchschnittsleser dann natürlich nicht. Und hier haben wir wirklich die Torah Abschnitt für Abschnitt durchübersetzt, das heißt, es sind auch die ganz mühsamen Texte, die keine Geschichte haben, die vielleicht Kinder anfangen zu langweilen ... Ich glaube also, dass für jeden etwas drin ist. Das ist ja auch, was einen Klassiker ausmacht und die Torah ist nun mal ein Klassiker."
Myriam Halberstam betreibt den Ariella Verlag seit nunmehr vier Jahren. Sie hat eine Marktlücke entdeckt, denn jüdische Kinderbücher hatte es in Deutschland bis dato kaum gegeben. Davon kann die Mutter zweier Kinder ein Liedlein singen:
"Ich war sechs Wochen alt, als ich nach Deutschland kam. Ich bin in New York geboren. Mein Ansporn, diese Bücher herauszugeben, ist, meinen Töchtern etwas zu geben. Weil ich lebe ja hier. Es gibt ganz viele spannende amerikanische Bücher zum Judentum, auch sehr hippe Bücher zum Judentum und nur ganz wenig davon ist hier in Deutschland zugänglich. Oder man kauft es sich halt auf Englisch."
Durch den Ariella Verlag kann man nun jüdische Kinderbücher auf Deutsch lesen. Sei es ein "Israel-Wimmelbuch" für die ganz Kleinen, den Roman "Opa und der Hundeschlamassel" oder "Ein Pferd zu Chanukka". Golda, das hebräisch sprechende Pferd, ist übrigens eine Idee von Myriam Halberstam selbst.
Das Buch hat sich inzwischen zum Chanukka-Verkaufsschlager gemausert. Im Frühjahrsprogramm des Verlages ist schon Teil 2 angekündigt: Er heißt "Im Galopp aus Ägypten". Ob mit "Golda dem Pferd" oder Band 2 der Kinderbibel - zu Pessach haben jüdische Kids dann also die Qual der Wahl.
Musik: "Go Down Moses", Louis Armstrong