Jüdische Erziehung durch christliche Kindergärtnerinnen
Im Hof der Kölner Synagoge lässt sich ein merkwürdiges Phänomen beobachten: Dort gibt es eine Einrichtung für Kleinkinder, in der jüdische Kinder von christlichen Erziehern ins Judentum eingeführt werden.
Die Kinder sitzen auf Matratzen im Kreis. Eine kalte Morgensonne fällt in den Raum, aber drinnen ist es fröhlich. Mit Hilfe ihrer Erzieherinnen singen die Kinder jüdische Volkslieder und kurze Stücke aus dem "Mode Ani", dem Anfang des jüdischen Morgengebets.
Wir sind bei den "Roonis", in der Krabbelgruppe der Synagogengemeinde Köln, die 11 Kinder zwischen eins und drei beherbergt. Insgesamt vier Kindergärtnerinnen kümmern sich um die Kinder. Aber keine einzige ist Jüdin. Michele Becker hatte Ihren Sohn Dani zwei Jahre bei den Roonis.
"Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man eine jüdische Erzieherin hätte, aber den Luxus haben wir in Deutschland nicht."
Es gibt so wenige Juden in Deutschland, sagt Michelle Becker. Jüdische Erzieher findet man hier nicht. Trotzdem kam es nicht in Frage, auf jüdische Kultur und Religion zu verzichten. Also mussten die christlichen Erzieher erst einmal selbst die Schulbank drücken. Jennifer Raab hat vor fast sechs Jahren die Leitung der kleinen Elterninitiative übernommen.
"Also ich habe zu Beginn eine relativ kleine Auswahl bekommen, das war der Schabbat, ganz kurz. Wie auch Liedern; wir haben mit 2-3 Liedern pro Feiertag angefangen, mit einer ganz kurzen Geschichte dazu, was jetzt mittlerweile immer mehr wird."
Das Meiste haben die Erzieher an Ort und Stelle vom Rabbiner-Paar und von engagierten Eltern gelernt. Auch die Regeln des koscheren Essens – die jüdischen Speisegesetze – mussten sie sich aneignen. Eva Seidel arbeitet seit drei Jahren in der Gruppe mit:
"Die Rituale sehen echt sehr kompliziert aus am Anfang, aber man kann sich einleben, das geht, wie zum Beispiel jetzt in der Küche, dass es einmal die fleischige Seite gibt, und einmal die milchige, ist für viele, die glaube ich das erste Mal kommen, auch für mich selber… da steht man praktisch vor der Küche und überlegt "Mein Gott, wo kommt jetzt was hin und welches Geschirr ist jetzt für was?" Man überlegt natürlich. Aber ich habe es so zum Beispiel in mir drin, dass ich manchmal zuhause denke: "Darf ich jetzt das auf der Seite abstellen?" Und das ist wirklich, wo ich dann denke: "Du bist zuhause!"
Selbst die streng religiösen Eltern sind beruhigt. Zum Beispiel Vater Alexander Becker, der sogar auch ein bißchen lachen muss:
"Es sind sehr sehr ordentliche Menschen, die die Regeln sehr sehr genau einhalten. Das wird eigentlich mit deutscher Gründlichkeit gemacht. Wir halten selber die Gesetze streng ein, aber da natürlich das nicht jeder macht und Nichtjuden auch im Haus sind, ist es streng verboten, Essen mitzubringen für die Kinder. Ich wollte unserem Kleinen noch den Rest von seinem Frühstück zum Aufessen mitgeben. Und das hat man mir dann höflich verboten, weil nun einmal so die Regel ist, auch wenn das vielleicht in dem Fall keinen Sinn gemacht hat."
Die Kinder kommen aus orthodoxen, aber auch aus liberalen Familien. Und auch nicht-jüdische Kinder sind jedes Jahr dabei. Für die Kleinen ist diese Mischung - wie alles in ihrer vertrauten Umgebung - selbstverständlich. Und die Erzieherinnen sind aus ihrer Sicht natürlich jüdisch. Das hat auch Genela Weinberg geglaubt, als sie kam, um ihren Sohn Immanuel anzumelden.
"Wir hätten uns auch nicht anders entschieden, wenn wir auch vorher gewusst hätten. Uns ist es wichtig, dass die Kinder ganz nah an Kultur und Gemeinde sind. Das, was wir als Ergebnis dann sehen, das sieht alles ganz nach jüdisch aus. Das ist eigentlich das Einzige, was zählt. Die beiden sind sehr gut ausgebildete Erzieherin, und was sie zu Hause machen, ist eigentlich ihre Privatsache. Das ist für uns irrelevant."
Leiterin Raab räumt jedoch ein: so ganz lassen sich die Lebensbereiche dann doch nicht trennen.
"Denn ohne einen Übergang bis ins Privatleben rein, kann man es den Kindern nicht so vermitteln. Man kann nicht das Judentum hier am Tor abgeben. Man trägt ein Stück mit nach Hause. Eine Liebe zum Judentum muss da sein."
Erzieherin Eva Seidel hat die mit den Kindern gebastelten Schabbatleuchter in ihr Wohnzimmer gestellt. Sie will sie nicht einfach im Alltag benutzen, sondern wartet auf eine besondere Gelegenheit dazu. Auch einen Chanukkaleuchter hat sie sich auf dem Trödelmarkt gekauft. Jüdische Kultur ist ihr so wichtig, dass sie sogar seit fast zwei Jahren Hebräisch im Abendkurs lernt.
Wir sind bei den "Roonis", in der Krabbelgruppe der Synagogengemeinde Köln, die 11 Kinder zwischen eins und drei beherbergt. Insgesamt vier Kindergärtnerinnen kümmern sich um die Kinder. Aber keine einzige ist Jüdin. Michele Becker hatte Ihren Sohn Dani zwei Jahre bei den Roonis.
"Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man eine jüdische Erzieherin hätte, aber den Luxus haben wir in Deutschland nicht."
Es gibt so wenige Juden in Deutschland, sagt Michelle Becker. Jüdische Erzieher findet man hier nicht. Trotzdem kam es nicht in Frage, auf jüdische Kultur und Religion zu verzichten. Also mussten die christlichen Erzieher erst einmal selbst die Schulbank drücken. Jennifer Raab hat vor fast sechs Jahren die Leitung der kleinen Elterninitiative übernommen.
"Also ich habe zu Beginn eine relativ kleine Auswahl bekommen, das war der Schabbat, ganz kurz. Wie auch Liedern; wir haben mit 2-3 Liedern pro Feiertag angefangen, mit einer ganz kurzen Geschichte dazu, was jetzt mittlerweile immer mehr wird."
Das Meiste haben die Erzieher an Ort und Stelle vom Rabbiner-Paar und von engagierten Eltern gelernt. Auch die Regeln des koscheren Essens – die jüdischen Speisegesetze – mussten sie sich aneignen. Eva Seidel arbeitet seit drei Jahren in der Gruppe mit:
"Die Rituale sehen echt sehr kompliziert aus am Anfang, aber man kann sich einleben, das geht, wie zum Beispiel jetzt in der Küche, dass es einmal die fleischige Seite gibt, und einmal die milchige, ist für viele, die glaube ich das erste Mal kommen, auch für mich selber… da steht man praktisch vor der Küche und überlegt "Mein Gott, wo kommt jetzt was hin und welches Geschirr ist jetzt für was?" Man überlegt natürlich. Aber ich habe es so zum Beispiel in mir drin, dass ich manchmal zuhause denke: "Darf ich jetzt das auf der Seite abstellen?" Und das ist wirklich, wo ich dann denke: "Du bist zuhause!"
Selbst die streng religiösen Eltern sind beruhigt. Zum Beispiel Vater Alexander Becker, der sogar auch ein bißchen lachen muss:
"Es sind sehr sehr ordentliche Menschen, die die Regeln sehr sehr genau einhalten. Das wird eigentlich mit deutscher Gründlichkeit gemacht. Wir halten selber die Gesetze streng ein, aber da natürlich das nicht jeder macht und Nichtjuden auch im Haus sind, ist es streng verboten, Essen mitzubringen für die Kinder. Ich wollte unserem Kleinen noch den Rest von seinem Frühstück zum Aufessen mitgeben. Und das hat man mir dann höflich verboten, weil nun einmal so die Regel ist, auch wenn das vielleicht in dem Fall keinen Sinn gemacht hat."
Die Kinder kommen aus orthodoxen, aber auch aus liberalen Familien. Und auch nicht-jüdische Kinder sind jedes Jahr dabei. Für die Kleinen ist diese Mischung - wie alles in ihrer vertrauten Umgebung - selbstverständlich. Und die Erzieherinnen sind aus ihrer Sicht natürlich jüdisch. Das hat auch Genela Weinberg geglaubt, als sie kam, um ihren Sohn Immanuel anzumelden.
"Wir hätten uns auch nicht anders entschieden, wenn wir auch vorher gewusst hätten. Uns ist es wichtig, dass die Kinder ganz nah an Kultur und Gemeinde sind. Das, was wir als Ergebnis dann sehen, das sieht alles ganz nach jüdisch aus. Das ist eigentlich das Einzige, was zählt. Die beiden sind sehr gut ausgebildete Erzieherin, und was sie zu Hause machen, ist eigentlich ihre Privatsache. Das ist für uns irrelevant."
Leiterin Raab räumt jedoch ein: so ganz lassen sich die Lebensbereiche dann doch nicht trennen.
"Denn ohne einen Übergang bis ins Privatleben rein, kann man es den Kindern nicht so vermitteln. Man kann nicht das Judentum hier am Tor abgeben. Man trägt ein Stück mit nach Hause. Eine Liebe zum Judentum muss da sein."
Erzieherin Eva Seidel hat die mit den Kindern gebastelten Schabbatleuchter in ihr Wohnzimmer gestellt. Sie will sie nicht einfach im Alltag benutzen, sondern wartet auf eine besondere Gelegenheit dazu. Auch einen Chanukkaleuchter hat sie sich auf dem Trödelmarkt gekauft. Jüdische Kultur ist ihr so wichtig, dass sie sogar seit fast zwei Jahren Hebräisch im Abendkurs lernt.