Jüdischer Wagnerianer auf Spurensuche

Gesehen von Jörg Taszman |
Schauspieler Stephen Fry verehrt ausgerechnet Richard Wagner, schwankt dabei oft zwischen Herz und Verstand. Denn Stephen Fry stammt aus einer jüdischen Familie. Im Dokumentarfilm "Wagner and me" begibt er sich auf die Spuren seines Lieblingskomponisten.
Die antisemitischen Tiraden Wagners sind Stephen Fry wohl bekannt, aber dennoch überwiegt bei ihm meist eine kindliche Freude, wenn er beispielsweise das erste Mal in Bayreuth ist. Überschwänglich vergleicht er den Ort mit Mekka, Graceland oder Stratford-upon-Avon.

Und so lebt dieser unterhaltsame Dokumentarfilm schon allein von der Anwesenheit des britischen Künstlers, der sich auch mit Musikern, Holocaustopfern und Wagner-Spezialisten unterhält.

Und auch wenn ihm als Juden die Absolution, zu Wagner nach Bayreuth zu reisen, nicht immer erteilt wird, geht der Wagner-Liebhaber konsequent den Weg des innerlich tief gespaltenen Bewunderers. So hinterfragt der Film auch ganz allgemein, was bleibt von einem Künstler übrig: das Werk, die Musik? Und wie geht man mit den dunklen Stellen in einer Künstlerbiografie um?

Filmisch eher konventionell und mitunter etwas selbstverliebt, bleibt "Wagner and Me" jedoch immer eine originelle, sehenswerte Reflexion über Kunst, Bombast, Macht und Faszination.

Großbritannien 2010, Regie: Patrick McGrady, Darsteller: Stephen Fry - Länge: 89 min

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