Jüdisches Leben in Košice
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in der slowakischen Stadt Košice 16.000 Juden. Nach den Verbrechen der Nazis und späteren Auswanderungswellen sind es heute nur noch wenige Hundert. Jana Tesserová ist geblieben - und ihr Leben in Košice ist oft nicht einfach.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war Košice eine multikulturelle Stadt, damals lebten dort 16.000 Juden.
Jana Tesserová: "Heutzutage leben in Košice sehr wenige Juden, vor allem sind das alte Juden. Die mittlere Generation, unsere Generation sehr wenig. Im Jahre 68, nach der Revolution sind fast alle weg, vor allem nach Amerika, alle sind emigriert, weiter die Emigration in 79. In Košice registrierte Juden bei der jüdischen Gemeinde sind ich glaube 260."
Jana Tesserová ist geblieben. Sie ist pragmatisch und selbstbewusst, lacht gern und geht offen auf die Leute zu. Jana Tesserová ist Lehrerin, und sie hat gelernt, als Jüdin in Košice zurechtzukommen, was nicht immer einfach ist, zumal sich die Schatten der Vergangenheit nicht einfach vertreiben lassen.
"Wir spüren das auch. Meine Mutter hat immer darüber gesprochen, also ich habe immer so Angst gehabt, als ich ein Kind war, also immer hat sie nur darüber gesprochen. Sie hat diese Probleme gehabt, und sie hat von früh bis am Abend hat sie nur darüber …, von den Eltern, den Brüdern und den Nichten, immer, immer, immer hat sie darüber gesprochen. Und wir haben immer Angst gehabt um die Eltern."
Die Synagogen der Stadt sind steinerne Zeugen einer zerstörten Kultur.
Jana Tesserová steht zwischen Mörtel und Brettern. Die orthodoxe Synagoge in der Glockenstraße wird gerade aufwendig restauriert.
"Diese Synagoge, diese herrliche Synagoge, wurde nach dem Krieg der Wissenschaftlichen Bibliothek gegeben, und sie haben hier Bücher gelagert. Und diese Synagoge ist nach dem Zweiten Kriege eigentlich zugrunde gegangen. Jetzt wird sie rekonstruiert, und von draußen, werden Sie sehen, von draußen ist es eigentlich schon auch gemacht."
Maurischer Jugendstil. Ein Schmuckstück im historischen Zentrum der Stadt. Die Synagoge soll ein Kulturzentrum werden. Im ersten Stock wird es ein kleines Museum geben, das an die Košicer Juden erinnert. Das ist eine pragmatische Lösung, denn der kleinen Gemeinde reichen die Räume im Nebengebäude, die über den Hof zu erreichen sind.
"Hier ist ein Gebethaus wo die Minjan, die Gottesdienste am Freitagabend und Samstagvormittag stattfinden."
Es gibt auch eine koschere Küche, die die orthodoxen Gemeindemitglieder mit Essen versorgt. Seit zwei Jahren kommt der Rabbi jedes Wochenende aus Budapest. Auf dem Hof lärmen ein paar Kinder, Rabbi Károli Asztalos erzählt von seiner Wochenendarbeit in Košice. Er spricht ungarisch, und Jana Tesserová hilft bei der Übersetzung.
Jana Tesserová: "Es ist für mich eine Herausforderung hierher zu kommen. Von einer großen Jüdischen Gemeinde in Budapest ist er nach hier gekommen, um sich um diese Gemeinde zu kümmern."
"In Košice sind vier oder fünf Kinder und der Rabbiner immer sonntags, wenn er Zeit hat, und die Kinder da sind, widmet er sich den Kindern."
Neben den orthodoxen gab es auch neologische Gemeinden, die liberal gesinnt waren. Im 18. Jahrhundert wurden in Ungarn die protestantischen Reformer "Neologen" genannt, später wurde der Begriff auch auf reformwillige Juden übertragen. Eine ihrer Synagogen wurde Anfang der 50er Jahre zerstört, eine zweite ist heute staatlich und Stammhaus der örtlichen Philharmoniker. Eine mächtige Kuppel wölbt sich über den schlichten Bau, der ein wenig an die Paulskirche in Frankfurt am Main erinnert.
Die orthodoxe Synagoge in der Puschkinstraße steht hingegen meist leer. Viel zu viel Platz für die kleine Gemeinde. Nur an hohen Feiertagen öffnen sich die Türen zum Gebet. Und ab und zu gibt es ein Konzert.
Die Synagoge am Rande der Altstadt wurde 1929 im Stil der Neuen Sachlichkeit gebaut, mit ein paar maurischen Elementen, die der schlichten Fassade einen orientalischen Anstrich geben.
Jana Tesserová steht zwischen den vielen Bänken der frisch renovierten Synagoge. Sie wirkt nachdenklich. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier die Juden versammelt, bevor sie 1944 in die Vernichtungslager kamen.
"Das ist hier interessant, die kleinen zwei Fensterchen, weil die Leute, die von hier im Ghetto waren, und die wurden von hier transportiert, haben hier einige Nachrichten hinterlassen: Am 2. April. Wir wissen nicht, wohin man uns führt. Sie wussten, dass sie weggehen. Das hat man zu Erinnerung hier gelassen."
Jana Tesserová ist mit ihren Schülern schon zweimal in Israel gewesen. Das Land hat sie sehr bewegt, aber in Tel Aviv oder Jerusalem könnte sie nicht leben.
"Die Realität war für mich schockierend. Wissen Sie, auch die Angst, ja, meine Tochter hat ein Jahr dort studiert, an der Universität, und ich habe immer Angst gehabt, also ich kann mich nicht gewöhnen an die Angst."
In Košice kennt Jana Tesserová keine Angst. Aber sie setzt alles daran, dass in ihrer Stadt das Wissen um die Juden und ihre Kultur nicht verschwindet, sondern wächst. Deshalb spricht sie über die Juden in Košice, einer Stadt, in der sie als Jüdin gut leben will.
"Ich habe die Kraft, ich erzähle, aber viele von meiner Generation erzählen nicht. Und viele von meiner Generation haben überhaupt nicht gewusst, dass sie Juden sind. Sie haben erst von den anderen Kindern das erfahren, weil die Eltern haben sie wohl geschützt. Sie hatten Angst um die Kinder, das war so psychisch, glaube ich.
Also als ich ein Kind war, hat man auf der Straße nach mir geschrien, ja du Jüdin, aber ich habe damit keine Probleme gehabt, also ich habe so viel Energie gehabt, habe wie gesagt kein Problem, aber sicher war das nicht so sehr angenehm."
Weitere Informationen zu Kosice
Jana Tesserová: "Heutzutage leben in Košice sehr wenige Juden, vor allem sind das alte Juden. Die mittlere Generation, unsere Generation sehr wenig. Im Jahre 68, nach der Revolution sind fast alle weg, vor allem nach Amerika, alle sind emigriert, weiter die Emigration in 79. In Košice registrierte Juden bei der jüdischen Gemeinde sind ich glaube 260."
Jana Tesserová ist geblieben. Sie ist pragmatisch und selbstbewusst, lacht gern und geht offen auf die Leute zu. Jana Tesserová ist Lehrerin, und sie hat gelernt, als Jüdin in Košice zurechtzukommen, was nicht immer einfach ist, zumal sich die Schatten der Vergangenheit nicht einfach vertreiben lassen.
"Wir spüren das auch. Meine Mutter hat immer darüber gesprochen, also ich habe immer so Angst gehabt, als ich ein Kind war, also immer hat sie nur darüber gesprochen. Sie hat diese Probleme gehabt, und sie hat von früh bis am Abend hat sie nur darüber …, von den Eltern, den Brüdern und den Nichten, immer, immer, immer hat sie darüber gesprochen. Und wir haben immer Angst gehabt um die Eltern."
Die Synagogen der Stadt sind steinerne Zeugen einer zerstörten Kultur.
Jana Tesserová steht zwischen Mörtel und Brettern. Die orthodoxe Synagoge in der Glockenstraße wird gerade aufwendig restauriert.
"Diese Synagoge, diese herrliche Synagoge, wurde nach dem Krieg der Wissenschaftlichen Bibliothek gegeben, und sie haben hier Bücher gelagert. Und diese Synagoge ist nach dem Zweiten Kriege eigentlich zugrunde gegangen. Jetzt wird sie rekonstruiert, und von draußen, werden Sie sehen, von draußen ist es eigentlich schon auch gemacht."
Maurischer Jugendstil. Ein Schmuckstück im historischen Zentrum der Stadt. Die Synagoge soll ein Kulturzentrum werden. Im ersten Stock wird es ein kleines Museum geben, das an die Košicer Juden erinnert. Das ist eine pragmatische Lösung, denn der kleinen Gemeinde reichen die Räume im Nebengebäude, die über den Hof zu erreichen sind.
"Hier ist ein Gebethaus wo die Minjan, die Gottesdienste am Freitagabend und Samstagvormittag stattfinden."
Es gibt auch eine koschere Küche, die die orthodoxen Gemeindemitglieder mit Essen versorgt. Seit zwei Jahren kommt der Rabbi jedes Wochenende aus Budapest. Auf dem Hof lärmen ein paar Kinder, Rabbi Károli Asztalos erzählt von seiner Wochenendarbeit in Košice. Er spricht ungarisch, und Jana Tesserová hilft bei der Übersetzung.
Jana Tesserová: "Es ist für mich eine Herausforderung hierher zu kommen. Von einer großen Jüdischen Gemeinde in Budapest ist er nach hier gekommen, um sich um diese Gemeinde zu kümmern."
"In Košice sind vier oder fünf Kinder und der Rabbiner immer sonntags, wenn er Zeit hat, und die Kinder da sind, widmet er sich den Kindern."
Neben den orthodoxen gab es auch neologische Gemeinden, die liberal gesinnt waren. Im 18. Jahrhundert wurden in Ungarn die protestantischen Reformer "Neologen" genannt, später wurde der Begriff auch auf reformwillige Juden übertragen. Eine ihrer Synagogen wurde Anfang der 50er Jahre zerstört, eine zweite ist heute staatlich und Stammhaus der örtlichen Philharmoniker. Eine mächtige Kuppel wölbt sich über den schlichten Bau, der ein wenig an die Paulskirche in Frankfurt am Main erinnert.
Die orthodoxe Synagoge in der Puschkinstraße steht hingegen meist leer. Viel zu viel Platz für die kleine Gemeinde. Nur an hohen Feiertagen öffnen sich die Türen zum Gebet. Und ab und zu gibt es ein Konzert.
Die Synagoge am Rande der Altstadt wurde 1929 im Stil der Neuen Sachlichkeit gebaut, mit ein paar maurischen Elementen, die der schlichten Fassade einen orientalischen Anstrich geben.
Jana Tesserová steht zwischen den vielen Bänken der frisch renovierten Synagoge. Sie wirkt nachdenklich. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier die Juden versammelt, bevor sie 1944 in die Vernichtungslager kamen.
"Das ist hier interessant, die kleinen zwei Fensterchen, weil die Leute, die von hier im Ghetto waren, und die wurden von hier transportiert, haben hier einige Nachrichten hinterlassen: Am 2. April. Wir wissen nicht, wohin man uns führt. Sie wussten, dass sie weggehen. Das hat man zu Erinnerung hier gelassen."
Jana Tesserová ist mit ihren Schülern schon zweimal in Israel gewesen. Das Land hat sie sehr bewegt, aber in Tel Aviv oder Jerusalem könnte sie nicht leben.
"Die Realität war für mich schockierend. Wissen Sie, auch die Angst, ja, meine Tochter hat ein Jahr dort studiert, an der Universität, und ich habe immer Angst gehabt, also ich kann mich nicht gewöhnen an die Angst."
In Košice kennt Jana Tesserová keine Angst. Aber sie setzt alles daran, dass in ihrer Stadt das Wissen um die Juden und ihre Kultur nicht verschwindet, sondern wächst. Deshalb spricht sie über die Juden in Košice, einer Stadt, in der sie als Jüdin gut leben will.
"Ich habe die Kraft, ich erzähle, aber viele von meiner Generation erzählen nicht. Und viele von meiner Generation haben überhaupt nicht gewusst, dass sie Juden sind. Sie haben erst von den anderen Kindern das erfahren, weil die Eltern haben sie wohl geschützt. Sie hatten Angst um die Kinder, das war so psychisch, glaube ich.
Also als ich ein Kind war, hat man auf der Straße nach mir geschrien, ja du Jüdin, aber ich habe damit keine Probleme gehabt, also ich habe so viel Energie gehabt, habe wie gesagt kein Problem, aber sicher war das nicht so sehr angenehm."
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