"Die haben demonstrativen Charakter"
Das "Wohnen in den Städten" sei aktuell zu einer "ernsten sozialen Frage geworden", sagt der Grünen-Politiker Jürgen Trittin. Insofern sei es ein berechtigtes Anliegen, auf diesen Missstand hinzuweisen - beispielsweise durch Hausbesetzungen, wie am Wochenende in Berlin geschehen.
Am Pfingstwochendende sind in Berlin – so hieß es zunächst – neun leerstehende Häuser besetzt worden. Die Polizei teilte später mit, es seien am Ende doch nur zwei gewesen. Und die sind inzwischen auch geräumt. Eine relativ kleine Aktion – aber eine, die die Diskussion um Hausbesetzung und mögliche Gründe dafür wieder neu belebt hat.
Das "Wohnen in den Städten" sei aktuell zu einer "ernsten sozialen Frage geworden", sagte der Grünen-Politiker Jürgen Trittin im Deutschlandfunk Kultur. Insofern habe die Aktion vom Wochenende vermutlich vor allem "demonstrativen Charakter" gehabt. Anders als in den 70er- und frühen 80er Jahren sei es wohl nicht darum gegangen, "diese Häuser dauerhaft zu bewohnen".
Dennoch sei es sicherlich auch aktuell ein berechtigtes Anliegen, auf den Missstand hinzuweisen, dass die Spekulation in Berlin die Grundstückpreise nach oben treibe und Menschen mit kleineren Einkommen verdränge.
"Flexible Antworten" auf Hausbesetzungen
In Göttingen, wo Jürgen Trittin Mitte der 1970er Jahre ein Soziologie-Studium aufnahm, hätten diese frühen Hausbesetzungen das Stadtbild entscheidend geprägt, meinte der Politiker. Alte Häuser, die abgerissen werden sollten, seien heute Studentenwohnheime - "die sind durch Besetzungen entstanden".
Das Stadtbild und die Stadtentwicklung Göttingens seien ohne den Häuserkampf, ohne Räumungen, ohne Besetzungen, nicht zu verstehen, betonte Trittin bereits im Göttinger Tageblatt.
Wenngleich Hausbesetzungen illegal waren und sind, habe es immer auch "flexible Antworten" darauf gegeben - und zwar in dem Sinne, dass Besetzungen nachträglich legalisiert worden seien.
(huc)