Anne Freytag: "Nicht weg und nicht da"
Roman, ab 14 Jahren
Heyne fliegt, München 2018
480 Seiten, 16Euro
"Das Bücherschreiben ist zu mir gekommen"
Anne Freytag gehört gerade zu den erfolgreichsten deutschen Autorinnen. In ihrem neuen Roman geht es um den Selbstmord eines Jungen und wie dessen Schwester den reflektiert. Freytag sagt, da habe sie sich auch manchmal gefragt: "Warum machst du so was?"
Anne Freytag ist Jahrgang 1982, sie hat Wirtschaft studiert und als Grafik-Designerin gearbeitet. Ihre ersten Bücher hat sie im Selfpublishing herausgebracht – mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen eines großen Publikum-Verlags. Sie wurde mehrfach für den Deutschen Jugendbuchpreis nominiert. Im November wird Anne Freytag der Bayerische Kunstförderpreis für ihren jüngsten Roman "Nicht weg und nicht da" verliehen. Als sie nach dem Studium arbeitslos war, begann sie mit dem Schreiben:
"Es gibt ja viele, die wussten schon mit sieben, als sie eine Schreibmaschine geschenkt bekamen, dass sie dafür bestimmt sind zu schreiben. Das war bei mir nicht so. Das Bücherschreiben ist zu mir gekommen. Ich habe das Gefühl gehabt, ich sitze so weit unten, jetzt kann ich auch das versuchen, was ich wirklich machen will. Ich bin im Nachhinein für all diese Umwege sehr dankbar."
Lieber "All-Age-Autorin"
Ihre Romane wie "Mein bester letzter Sommer" (2016) oder "Den Mund voll ungesagter Dinge" (2017) landen oft im Jugendbuchregal der Buchhandlungen. Anne Freytag findet dieses Schubladendenken zu eng, denn Jugendliche seien auch junge Erwachsene. Und das, was jungen Menschen gefalle, könne auch etwas für Erwachsene sein. Gern bezeichnet sie sich darum als "All-Age-Autorin".
Musik sei für sie der "Treibstoff des Schreibens", erklärt Anne Freytag: "Ich habe für jedes Buch drei bis vier Lieder, ohne die dieses Buch nicht entstehen könnte." Deswegen veröffentlicht sie auch immer eine Playlist.
In ihrem jüngsten Roman "Nicht weg und nicht da" (2018) geht es um den Selbstmord eines Jungen, der aus der Sicht seiner Schwester reflektiert wird. Auf der Playlist zu diesem Buch stehen die Titel, die ihre Heldin und ihr Freund hören. Darauf finden sich Songs von Rockbands wie "Portugal. The Man" oder Dan Auerbach.
Kräfteraubend und anstrengend
Für das Buch habe sie so lange gebraucht wie für keines zuvor, erklärt Freytag. Es sei kräfteraubend und anstrengend gewesen: "Die Figuren wachsen einem so sehr ans Herz, dass ich teilweise das Gefühl hatte, ich bin ein unglaublich schlechter Mensch, was ich meinen Figuren antue. Zeitweise saß ich sprichwörtlich auf dem Boden und habe geweint und hab mir gedacht: Warum machst du so was? Schreib was Nettes!"
Unter dem Pseudonym Ally Taylor verfasst Anne Freytag auch amerikanische Liebesromane.
(cosa)