Jugendtheater für jung und alt

Von Rainer Zerbst |
"Alright" sind die Kids in diesem Stück gerade nicht, auch wenn Eltern gern ihre Kleinen mit diesem Spruch bedenken, aber Eltern kommen in Juliane Kanns Stück gar nicht vor, damit wird die beim Jugendtheateraufführungen nicht selten peinlich wirkende Generationskonfrontation vermieden.
Kann führt eigentlich nur Szenen aus dem Alltag von jugendlichen vor, von Jugendlichen, die freilich auf der Verliererseite der Gesellschaft stehen, ohne Eltern, zumindest ohne intaktes Elternhaus, von Pflegeeinrichtung zu Pflegeeinrichtung geschoben bringen sie ihre Zeit mit Sprücheklopfen und Mutproben dahin, Mutproben, die am Ende einem das Leben kosten, was der andere nicht verhindert hatte, weil er anderer Überzeugung ist - ein Dilemma: dem Gesetz der Gruppe folgen oder seinem eigenen Gewissen.

Das Stück scheint für Letzteres zu plädieren, bezieht aber nicht eindeutig Stellung, belässt es beim Dilemma der Beteiligten und darin liegt seine große Stärke. Probleme werden dargelegt, ansatzweise diskutiert, aber nicht mit didaktisch erhobenem Zeigefinger einer Lösung zugeführt. Den Schauspielern gelingt es fulminant, sich in Körpersprache und Mimik von Jugendlichen einzufühlen. Es drängt sich das Gefühl großer Authentizität auf, was möglicherweise daran liegt, dass alle Beteiligten sehr jung sind. Autorin wie Regisseurin Seraina Maria Sievi sind gerade einmal 25.

Dennoch haben sie kein Stück für Jugendliche auf die Bühne gebracht, vielmehr ist ihnen ein Stück für jung und alt gelungen, denn vor der Grundproblematik sind auch Erwachsene nicht gefeit. Dem Staatstheater Stuttgart ist der seltene Fall geglückt, tatsächlich ein Stück "für Zuschauer ab 14 Jahren" realisiert zu haben.

The kids are alright
Von Juliane Kann
Staatstheater Stuttgart
Regie: Seraina Maria Sievi