Jugendwort des Jahres

Eine Generation, die sich sprachlich kaum abgrenzt

06:35 Minuten
Das Wort "smash" steht vor einem blauen Hintergrund auf dem Bildschirm eines Smartphones. "Smash" ist  Jugendwort 2022.
Abgesehen von Begriffen wie "smash" oder "cringe" heben sich Jugendliche in ihrer Sprache heute nicht allzusehr von ihren Eltern ab. © picture alliance / dpa / Fabian Sommer
Rüdiger Maas im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Auf "cringe" folgt "smash" als Jugendwort des Jahres. Abgesehen davon spricht die Generation Z in vielerlei Hinsicht die gleiche Sprache wie ihre Eltern. Noch nie habe es eine derart regelkonforme Generation gegeben, sagt der Psychologe Rüdiger Maas.
„Smash“ ist es geworden. Das Jugendwort des Jahres 2022 heißt wörtlich aus dem Englischen übersetzt „zertrümmern“. Im Kontext der Jugendsprache bedeutet es: jemanden abschleppen, mit jemandem in die Kiste steigen oder Sex haben. Auch die begehrte Person selbst kann ein "Smash" sein.
Mit 43 Prozent der Stimmen hat der Begriff die Abstimmung des Langenscheidt-Verlags unter Tausenden von Jugendlichen klar vor „bodenlos“ und „Macher“ gewonnen.

"Bodenlos" - das hat schon Oma gesagt

Interessant ist, dass sich das zweit- und drittplatzierte Wort sehr deutlich von dem „smashigen“ Anglizismus abheben und geradezu bieder wirken. „Bodenlos - das hat früher schon unsere Oma gesagt“, konstatiert der Psychologe und Generationenforscher Rüdiger Maas.
Das verwundert Maas jedoch nicht, denn er beobachtet seit ein paar Jahren eine Art Neokonventionalismus: „Wir haben eine Angleichung der Werte der Großeltern und der Eltern mit denen der Jugend – und dabei können auch solche Dinge übernommen werden. Es kann sogar sein, dass der Begriff direkt von der Oma übernommen wurde.“

Beste Kumpels

Das sei typisch für die sogenannte Generation Z – junge Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Eine klare Abgrenzung zur Elterngeneration, auch in der Sprache, finde, anders als noch in den Generationen davor, nicht mehr statt. „Es gibt auch viel weniger Regelbrüche bei den Jugendlichen als bei allen anderen Jugendgenerationen davor.“

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Die Bindung zu den Eltern sei bei den meisten Jugendlichen heute deutlich enger als früher, erläutert Maas. Sprich: Mama und Papa werden oft als beste Kumpels und Berater wahrgenommen, die ähnliche Musik hören, einen ähnlichen Kleidergeschmack haben und insgesamt noch ziemlich jugendlich wirken. Und eben auch eine ähnliche Sprache sprechen.

Auf einer Linie

Nur hier und da grenzt die Generation Z sich mit Begriffen wie „smash“ oder „cringe“ (das Jugendwort 2021) ab. Oder sie gibt dem „Daumen hoch“ in den sozialen Medien plötzlich eine etwas andere Bedeutung, als es ihren Eltern, die ihnen auf Facebook, Twitter und Instragram folgen, geläufig ist.
Ansonsten aber seien Eltern und Kinder meistens auf einer Linie, bis hin zu gesellschaftspolitischen Fragen, fasst Maas seine Beobachtungen zusammen.
(mkn)
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