"Respekt vor denen, die weitermachen"
Politiker nehmen nach Ansicht der Autorin und Journalistin Julia Friedrichs sehr viel auf sich. Nach der Messerattacke auf den Bürgermeister von Altena sagte Friedrichs, es sei beeindruckend, nach einer solchen Tat nicht aufzugeben.
Der Angriff auf den Altenaer Bürgermeister Andreas Hollstein: Ergebnis eines radikalisierten Diskurses? Julia Friedrichs findet es voreilig, hier Schlüsse zu ziehen. Allerdings beobachtet sie:
"Dass Politiker auf jeden Fall verbal zum Abschuss freigegeben sind, und zwar nicht nur von rechter Seite, sondern auch von anderer Seite. Da tun sich die beiden Lager nichts."
Der Job des Politikers sei "relativ anstrengend": Politiker würden viel investieren, relativ wenig verdienen und stünden "wahnsinnig" unter öffentlichem Beschuss:
"In der Sache kann man Politiker hart kritisieren, aber der Verrohung des Tones muss man genauso entschieden entgegen treten."
Der Verrohung des Tons entgegentreten
Dass Opfer von Attacken wie Hollstein oder die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker nicht aufgeben wollten, nötigt Friedrichs Respekt ab:
"Es ist eine beeindruckende Haltung sich hinzustellen und zu sagen: Ich mach weiter. Respekt vor den gewählten Vertretern, dass sie das auf sich nehmen, (denn) das ist ja sehr viel, was sie auf sich nehmen. Die Familien nehmen das auf sich; ich finde auch, das ist nicht selbstverständlich."
Sie selbst fände es "fatal", wenn nur noch Menschen in die Politik gingen, denen das nichts mehr ausmache und die abgestumpft seien - "dass sie sagen: Ich habe diese Momente gar nicht mehr, wo ich abends mit mir alleine bin und denke: Oh wow, da ist dir wieder ganz schön zugesetzt worden." (bth)