Julius Thesing: "You don't look gay"
Bohem Press, 2020
96 Seiten, 14,95 Euro
Gegen homophobe Klischees und billige Lacher
10:59 Minuten
Julius Thesing ist jung, schwul und frustriert von der Homophobie, die er erlebt - sie sei erstaunlich präsent, wenn auch "in den meisten Fällen nicht böse gemeint". Aus seinen Gedanken und Gefühlen hat er das Bilderbuch "You don't look gay" gemacht.
"Ach, du siehst gar nicht schwul aus." Diesen Spruch bekommt der junge Designer und Illustrator Julius Thesing immer noch regelmäßig zu hören. Klar – er könnte einfach mit den Augen rollen, lächeln und solches Gerede übergehen. Oft, sagt Thesing, sei seine Reaktion auf solche homophoben Äußerungen einfach "Weglächeln" gewesen. Denn: "In den meisten Fällen ist es tatsächlich nicht böse gemeint." Es gebe viele Mitmenschen, die solch eine Äußerung sogar als Kompliment meinten. Ihnen sei nicht bewusst, dass diese verletzend und eben homophob sei.
Deshalb, so Thesing, habe sich bei ihm viel Frust angesammelt. Er beschloss, "die Leute dafür zu sensibilisieren, was sie mit Sprache anrichten können". Herausgekommen ist mit "You don’t look gay" ein eindrucksvolles Bilderbuch mit Texten – eine Art Graphic Sachbuch –, das Homophobie im Alltag thematisiert. "Kein Manifest, sondern ein Gesprächsangebot", betont der Designer.
Billige Gags in Late-Night-Shows
Es gebe Statistiken zur Homophobie, die offenbarten, wie stabil sich ein homophober Kern noch immer in der Gesellschaft halte – trotz all der in der Öffentlichkeit sehr präsenten LGBTQ-Themen. "Das liegt einfach daran, dass wir so erzogen worden sind", sagt Thesing. Homophobie sei bis vor gar nicht langer Zeit noch salonfähig gewesen.
"Wenn man sich zum Beispiel einige Late-Night-Sendungen anguckt – wie viel da noch mit homophoben Klischees gespielt wurde und billige Lacher erzeugt werden sollten. Damit sind noch ganz viele Leute aufgewachsen." Deshalb sei seine Devise: darüber reden.
(mkn)