Lauterbachs Kehrtwende bei "Lanz"

„Das stärkt nicht gerade seine Glaubwürdigkeit“

07:20 Minuten
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, gibt eine Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage.
Ruderte im TV zurück: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit. © dpa/Kay Nietfeld
Uwe Jun im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Die geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten soll es doch nicht geben. Das kündigte Gesundheitsminister Lauterbach bei „Lanz“ an. Die plötzliche Kehrtwende zeigt, dass der Minister mit seiner Rolle hadert, glaubt der Politologe Uwe Jun.
Politisches Umsteuern im Alleingang, nachts in einer Talkshow: Was Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach da getan hat, sei ungewöhnlich, sagt der Politikwissenschaftler Uwe Jun. Es sei nicht der übliche Stil, den man in der Regierungskommunikation pflege. Auch stärke es nicht gerade Lauterbachs Glaubwürdigkeit.

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Der Politiker sei bei Lanz wieder in die Rolle des mahnenden Wissenschaftlers zurückgefallen, sagt Jun. Damit habe er allerdings sein eigenes Amt als Bundesgesundheitsminister „kaum berücksichtigt“.
Der Politikwissenschaftler geht davon aus, dass wegen des plötzlichen Richtungswechsels viele in Lauterbachs eigenem Ministerium „mit den Schultern gezuckt“ hätten. Und auch in den Landesgesundheitsministern werde man sich sehr gewundert haben.

Nicht bekannt als großer Teamplayer

Jun nimmt an, dass Lauterbach manchmal mit seiner Rolle als Gesundheitsminister hadert. Für den Politiker sei es von Anfang an schwer gewesen, den Übergang vom mahnenden Epidemiologen zum Gesundheitsminister zu schaffen.
„Und es war auch allen klar, dass es Karl Lauterbach nicht leichtfallen würde, weil er nicht bekannt ist als großer Teamplayer, als derjenige, der sich in Organisationen gut einfügt, als derjenige, der bisher groß mit Leitungsaufgaben betraut war.“  
Entsprechend habe es von Anfang auch Zweifel gegeben, ob Lauterbach wirklich der am beste Geeignete für das Amt sei. Das Amt habe ihm aber letztlich auch der öffentliche Druck gebracht. Olaf Scholz habe gesehen, dass viele, insbesondere auch in sozialen Netzwerken, sich für Karl Lauterbach als Bundesgesundheitsminister ausgesprochen hätten.

Irgendwann ist die Geduld erschöpft

Der Politologe sagt, dass Lauterbachs kommunikative Defizite nicht allzu häufig und viel auftreten dürften. Denn ansonsten sei die Geduld der Öffentlichkeit, aber auch die Geduld seiner Regierungskollegen und der SPD irgendwann erschöpft.
„Es wäre ihm anzuraten, sich doch stärker mit der Rolle des Bundesgesundheitsministers noch zu identifizieren, um eben nicht in einen solchen Rollentausch zu kommen und damit eben auch nicht in diese Doppeldeutigkeit.“
(tmk)

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