Junge Unternehmer: Griechenland braucht Selbstverantwortung
Der Verband "Die Jungen Unternehmer" lehnt weitere Hilfszahlungen an Griechenland kategorisch ab. Die Hilfsgelder für Griechenland seien "falsch verstandene" Solidarität, die dem Land nicht weiterhelfen würden, betont die Verbandsvorsitzende Marie-Christine Ostermann.
Jan-Christoph Kitzler: Das zweite Hilfspaket für Griechenland ist beschlossene Sache, aber jetzt haben noch die Parlamente das Wort. Am Montag soll der Bundestag über das Paket abstimmen, aber heute wird darüber hinter verschlossenen Türen schon mal im Haushaltsausschuss des Bundestages beraten.
Das ist auch der Moment für letzte Kritik am Rettungspaket: Die 130 Milliarden Euro, die offiziell veranschlagt werden, sind eine Mogelpackung. In Wirklichkeit ist die Summe viel höher – das war gestern aus der SPD zu hören –, und dann gibt es auch noch die, die sagen, Griechenland ist und bleibt ein Fass ohne Boden, und alle Finanzhilfe ist vergebene Liebesmüh.
Wie stellt sich die Rettung Griechenlands aus Sicht der Wirtschaft dar? Das will ich jetzt besprechen mit Marie-Christine Ostermann, der Bundesvorsitzenden des Verbandes der Jungen Unternehmer. Schönen guten Morgen!
Marie-Christine Ostermann: Guten Morgen!
Kitzler: Wie stehen Sie denn zur Griechenland-Rettungshilfe? Ist das, was da jetzt geschnürt wurde, aus der Sicht der Unternehmerin ein Erfolg?
Ostermann: Die Jungen Unternehmer halten das zweite geschnürte Rettungspaket für absolut den falschen Weg. Wir sagen, es dürfen auf keinen Fall weitere Hilfsgelder mehr fließen, denn Griechenland hat einfach kein Geschäftsmodell. Das Land ist in einer momentan aussichtslosen Lage, und die einzige Chance, die das Land hat, um wieder wettbewerbsfähig zu werden, ist der Austritt aus dem Euro, um die Preise absenken zu können und preislich so auch wieder wettbewerbsfähig zu werden.
Kitzler: Aber man kann Griechenland doch in dieser Situation nicht sich selbst überlassen?
Ostermann: Na ja, die Solidarität, die es jetzt gibt, die wird falsch verstanden, finde ich, weil es einfach dem Land nicht weiterhilft. Außerdem schürt es auch nur Hass zwischen den Völkern – die Deutschen werden leider sehr beschimpft von Griechenland, und die Gelder nützen nicht wirklich.
Das Einzige, was dem Land wirklich was bringen würde, wäre wirklich der Austritt aus dem Euro, denn die müssten ansonsten, wenn sie im Euro bleiben würden, ihre Preise um mindestens 30, wenn nicht sogar 50 Prozent, um auf das irische Niveau zu kommen, absenken. Und das ist kaum möglich, das erzeugt nur Hass und Bürgerkrieg und führt einfach zu nichts leider.
Kitzler: Das Rettungspaket will aber natürlich die griechischen Finanzen wieder auf eine solide Basis stellen, so ist es zumindest der Wille der Minister der Eurogruppe. Bis 2020 sollen die Finanzen wieder im Lot sein in Griechenland. Sind das alles unseriöse Prognosen aus Ihrer Sicht?
Ostermann: Ich finde, das sind sehr gutgläubige Prognosen, außerdem darf es keine einzige Abweichung in eine schlechtere Richtung geben von diesen Prognosen, und das ist nun wirklich sehr unrealistisch. Außerdem wird der Schuldenstand ja dann nur auf gut 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gesenkt, und das ist ja immer noch viel zu viel. Also die Maastricht-Kriterien geben 60 Prozent vor, und 120 Prozent ist einfach noch so viel, dass das Land in einem solchen Schuldensumpf steckt, dass es einfach keine realistische Chance hat, mit diesen Hilfsgeldern auf einen guten Weg wieder zu kommen. Das ist einfach kein richtiger Weg.
Kitzler: Wie erklären Sie sich das denn, dass Griechenland offenbar nicht pleite gehen darf?
Ostermann: Es gibt Investoren, die befürchten, dass es eine Finanzmarktkrise, eine Finanzmarktpanik gibt, das halte ich aber auch für völlig unrealistisch. Ich glaube, dass die Investoren eher Angst um ihre Investmentportfolios haben. Aber es wird, glaube ich, keine Finanzmarktpanik geben, weil Griechenland einfach zu klein ist, und weil wir inzwischen seit zwei Jahren mit dem Gedanken uns befassen müssen, dass Griechenland im Prinzip pleite ist, und da sollte man doch der Realität ins Auge sehen.
Und deswegen sollte man die Hilfsgelder, die jetzt gezahlt werden sollen, besser dafür nutzen, den Austritt des Landes aus dem Euro abzufedern, und so Bankenpleiten zu vermeiden, das wäre wesentlich effektiver und sinnvoller. So wäre das Geld gut eingesetzt, denn wenn wir weiter das Land subventionieren, dann müssen auch leider die deutschen Steuerzahler und vor allen Dingen auch die jungen Menschen in Deutschland für einfach sinnlose Maßnahmen haften.
Kitzler: Aber geht es nicht vor allem auch darum, zu demonstrieren, Europa steht zusammen, die EU lässt keinen Mitgliedsstaat im Stich, und Europa hat die Kraft, diese Krise in den Griff zu bekommen?
Ostermann: Das Absurde an der Sache ist, dass diese Hilfspakete ja wirklich leider vor allen Dingen sehr viel Unmut und auch Hass zwischen den Völkern schüren. Das sah man ja an den Pressemeldungen der letzten Wochen, wie wütend die Griechen auch größtenteils auf die Deutschen sind, die ganzen Hakenkreuz-Meldungen – und das ist so schlimm. Wenn wir jetzt einfach sagen, es gibt keine Hilfsgelder mehr, dann steht Griechenland vor der Tatsache, wirklich selbst verantwortlich zu sein und selbst seine Zukunft gestalten zu müssen, indem es aus dem Euro austritt.
Und das ist das Wichtigste, das ist auch das, was wir jungen Unternehmer jeden Tag leben: Risiko und Haftung in einer Hand und wirklich selbst verantwortlich zu sein für seine Entscheidungen, und die Konsequenzen dann tragen. Und das ist das Wichtigste, Griechenland muss in allererster Linie auch erst einmal wollen, dass es wieder auf die Beine kommt, und das geht nur mit Selbstverantwortung.
Kitzler: Jetzt reden wir natürlich immer über den Staat, das Problem des Staates. Wie weit reicht eigentlich die Solidarität der Wirtschaft. Muss Ihren griechischen Unternehmerkollegen nicht auch unter die Arme gegriffen werden?
Ostermann: Also ich denke mal, dass alle Menschen in Deutschland, alle Unternehmer in Deutschland und auch in Europa gerne bereit wären, dem Land auch gute Tipps zu geben, wie es sich wirtschaftlich aufstellen kann. Aber die Basis für eine gute Zukunft, die muss das Land auch wirklich erst mal selbst wollen und selbst schaffen.
Also das bedeutet weniger Bürokratie, ein funktionierendes Steuersystem, ein vernünftiges Katasteramt – Selbstverständlichkeiten für Deutschland beispielsweise, das müssen die Menschen dort auch in erster Linie erst mal selbst anpacken und wollen, aber mit Rat und Tat stehen sicherlich alle Menschen in Europa gerne auch mit zur Verfügung.
Kitzler: Welche Lehren müssen denn jetzt aus der Sicht der Unternehmerin aus der Krise gezogen werden?
Ostermann: Das Allerwichtigste ist, Risiko und Haftung in einer Hand und Schuldenselbstverantwortung. Denn nur, wenn man selbst verantwortlich ist, dann handelt man auch vorsichtig und nachhaltig. Wenn wir wirklich jetzt in eine Transferunion mit Vollgas hineinschlittern, dann fühlt sich niemand mehr verantwortlich. Das bedeutet nur noch mehr Schulden, und das würde Europa in den Abgrund führen, und der Euro würde sowieso daran auch zerbrechen.
Kitzler: Marie-Christine Ostermann, die Bundesvorsitzende des Verbandes der Jungen Unternehmer, über die Griechenlandkrise und das Zweite Rettungspaket. Haben Sie vielen Dank und einen schönen Tag!
Ostermann: Ihnen auch vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Das ist auch der Moment für letzte Kritik am Rettungspaket: Die 130 Milliarden Euro, die offiziell veranschlagt werden, sind eine Mogelpackung. In Wirklichkeit ist die Summe viel höher – das war gestern aus der SPD zu hören –, und dann gibt es auch noch die, die sagen, Griechenland ist und bleibt ein Fass ohne Boden, und alle Finanzhilfe ist vergebene Liebesmüh.
Wie stellt sich die Rettung Griechenlands aus Sicht der Wirtschaft dar? Das will ich jetzt besprechen mit Marie-Christine Ostermann, der Bundesvorsitzenden des Verbandes der Jungen Unternehmer. Schönen guten Morgen!
Marie-Christine Ostermann: Guten Morgen!
Kitzler: Wie stehen Sie denn zur Griechenland-Rettungshilfe? Ist das, was da jetzt geschnürt wurde, aus der Sicht der Unternehmerin ein Erfolg?
Ostermann: Die Jungen Unternehmer halten das zweite geschnürte Rettungspaket für absolut den falschen Weg. Wir sagen, es dürfen auf keinen Fall weitere Hilfsgelder mehr fließen, denn Griechenland hat einfach kein Geschäftsmodell. Das Land ist in einer momentan aussichtslosen Lage, und die einzige Chance, die das Land hat, um wieder wettbewerbsfähig zu werden, ist der Austritt aus dem Euro, um die Preise absenken zu können und preislich so auch wieder wettbewerbsfähig zu werden.
Kitzler: Aber man kann Griechenland doch in dieser Situation nicht sich selbst überlassen?
Ostermann: Na ja, die Solidarität, die es jetzt gibt, die wird falsch verstanden, finde ich, weil es einfach dem Land nicht weiterhilft. Außerdem schürt es auch nur Hass zwischen den Völkern – die Deutschen werden leider sehr beschimpft von Griechenland, und die Gelder nützen nicht wirklich.
Das Einzige, was dem Land wirklich was bringen würde, wäre wirklich der Austritt aus dem Euro, denn die müssten ansonsten, wenn sie im Euro bleiben würden, ihre Preise um mindestens 30, wenn nicht sogar 50 Prozent, um auf das irische Niveau zu kommen, absenken. Und das ist kaum möglich, das erzeugt nur Hass und Bürgerkrieg und führt einfach zu nichts leider.
Kitzler: Das Rettungspaket will aber natürlich die griechischen Finanzen wieder auf eine solide Basis stellen, so ist es zumindest der Wille der Minister der Eurogruppe. Bis 2020 sollen die Finanzen wieder im Lot sein in Griechenland. Sind das alles unseriöse Prognosen aus Ihrer Sicht?
Ostermann: Ich finde, das sind sehr gutgläubige Prognosen, außerdem darf es keine einzige Abweichung in eine schlechtere Richtung geben von diesen Prognosen, und das ist nun wirklich sehr unrealistisch. Außerdem wird der Schuldenstand ja dann nur auf gut 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gesenkt, und das ist ja immer noch viel zu viel. Also die Maastricht-Kriterien geben 60 Prozent vor, und 120 Prozent ist einfach noch so viel, dass das Land in einem solchen Schuldensumpf steckt, dass es einfach keine realistische Chance hat, mit diesen Hilfsgeldern auf einen guten Weg wieder zu kommen. Das ist einfach kein richtiger Weg.
Kitzler: Wie erklären Sie sich das denn, dass Griechenland offenbar nicht pleite gehen darf?
Ostermann: Es gibt Investoren, die befürchten, dass es eine Finanzmarktkrise, eine Finanzmarktpanik gibt, das halte ich aber auch für völlig unrealistisch. Ich glaube, dass die Investoren eher Angst um ihre Investmentportfolios haben. Aber es wird, glaube ich, keine Finanzmarktpanik geben, weil Griechenland einfach zu klein ist, und weil wir inzwischen seit zwei Jahren mit dem Gedanken uns befassen müssen, dass Griechenland im Prinzip pleite ist, und da sollte man doch der Realität ins Auge sehen.
Und deswegen sollte man die Hilfsgelder, die jetzt gezahlt werden sollen, besser dafür nutzen, den Austritt des Landes aus dem Euro abzufedern, und so Bankenpleiten zu vermeiden, das wäre wesentlich effektiver und sinnvoller. So wäre das Geld gut eingesetzt, denn wenn wir weiter das Land subventionieren, dann müssen auch leider die deutschen Steuerzahler und vor allen Dingen auch die jungen Menschen in Deutschland für einfach sinnlose Maßnahmen haften.
Kitzler: Aber geht es nicht vor allem auch darum, zu demonstrieren, Europa steht zusammen, die EU lässt keinen Mitgliedsstaat im Stich, und Europa hat die Kraft, diese Krise in den Griff zu bekommen?
Ostermann: Das Absurde an der Sache ist, dass diese Hilfspakete ja wirklich leider vor allen Dingen sehr viel Unmut und auch Hass zwischen den Völkern schüren. Das sah man ja an den Pressemeldungen der letzten Wochen, wie wütend die Griechen auch größtenteils auf die Deutschen sind, die ganzen Hakenkreuz-Meldungen – und das ist so schlimm. Wenn wir jetzt einfach sagen, es gibt keine Hilfsgelder mehr, dann steht Griechenland vor der Tatsache, wirklich selbst verantwortlich zu sein und selbst seine Zukunft gestalten zu müssen, indem es aus dem Euro austritt.
Und das ist das Wichtigste, das ist auch das, was wir jungen Unternehmer jeden Tag leben: Risiko und Haftung in einer Hand und wirklich selbst verantwortlich zu sein für seine Entscheidungen, und die Konsequenzen dann tragen. Und das ist das Wichtigste, Griechenland muss in allererster Linie auch erst einmal wollen, dass es wieder auf die Beine kommt, und das geht nur mit Selbstverantwortung.
Kitzler: Jetzt reden wir natürlich immer über den Staat, das Problem des Staates. Wie weit reicht eigentlich die Solidarität der Wirtschaft. Muss Ihren griechischen Unternehmerkollegen nicht auch unter die Arme gegriffen werden?
Ostermann: Also ich denke mal, dass alle Menschen in Deutschland, alle Unternehmer in Deutschland und auch in Europa gerne bereit wären, dem Land auch gute Tipps zu geben, wie es sich wirtschaftlich aufstellen kann. Aber die Basis für eine gute Zukunft, die muss das Land auch wirklich erst mal selbst wollen und selbst schaffen.
Also das bedeutet weniger Bürokratie, ein funktionierendes Steuersystem, ein vernünftiges Katasteramt – Selbstverständlichkeiten für Deutschland beispielsweise, das müssen die Menschen dort auch in erster Linie erst mal selbst anpacken und wollen, aber mit Rat und Tat stehen sicherlich alle Menschen in Europa gerne auch mit zur Verfügung.
Kitzler: Welche Lehren müssen denn jetzt aus der Sicht der Unternehmerin aus der Krise gezogen werden?
Ostermann: Das Allerwichtigste ist, Risiko und Haftung in einer Hand und Schuldenselbstverantwortung. Denn nur, wenn man selbst verantwortlich ist, dann handelt man auch vorsichtig und nachhaltig. Wenn wir wirklich jetzt in eine Transferunion mit Vollgas hineinschlittern, dann fühlt sich niemand mehr verantwortlich. Das bedeutet nur noch mehr Schulden, und das würde Europa in den Abgrund führen, und der Euro würde sowieso daran auch zerbrechen.
Kitzler: Marie-Christine Ostermann, die Bundesvorsitzende des Verbandes der Jungen Unternehmer, über die Griechenlandkrise und das Zweite Rettungspaket. Haben Sie vielen Dank und einen schönen Tag!
Ostermann: Ihnen auch vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.