Die entscheidende Minderheit
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Die 18- bis 29-Jährigen stellen nur ein Achtel des Wahlvolks, klar, dass ihre Interessen nicht immer oben auf der politischen Agenda stehen. Dennoch schaffen sie es, Einfluss zu nehmen. Wie, erklärt der Jugendforscher Klaus Hurrelmann.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die 18- bis 29-Jährigen machen nur gut 14 Prozent der Wahlberechtigten aus, die über 60-Jährigen bringen es dagegen auf rund 37 Prozent. Kein Wunder, dass die Parteien vor allem auf die Älteren setzen, um viele Stimmen zu gewinnen, sagt der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann.
"Es ist völlig in Ordnung, dass die demokratischen Parteien Themen ansprechen, die die Mehrheit ihrer Wählerinnen und Wähler auch für bedeutsam halten", betont er. Entsprechend schwierig sei es aber für die jungen Leute, mit ihren Themen durchzudringen.
Rund 30 Prozent der jungen Deutschen engagieren sich Hurrelmann zufolge für Umwelt- und Klimaschutz. "Sie brennen für ihre Themen", betont er. Der Sozialwissenschaftler hält künftig eine "Allianz" zwischen den Generationen für denkbar. Die Bewegung "Fridays for Future" habe es bereits geschafft, die Eltern und Großeltern zu beeinflussen.
Auch eine taktische Wahl der jungen Wählerinnen und Wähler sei möglich. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz könnte so eine Chance haben: "Da kommt noch viel Bewegung in den Wahlkampf, und die geht tatsächlich von dieser Minderheit der jungen Leute aus."
Die Grünen an der Spitze, gefolgt von der AfD
In der Gunst der Wählerinnen und Wähler unter 30 Jahren lägen die Grünen deutlich vorn, so Hurrelmann. An zweiter Stelle folge die AfD. Das liege daran, dass sich die jungen Menschen vor allem nach Programmen und Themen richteten. Und beide Parteien hätten ein klares Profil.
Die AfD punkte vor allem bei jungen Männern, die wirtschaftlich verunsichert seien: "Da hat sich die AfD die Rolle erarbeitet, so etwas wie ein Kümmerer für die Benachteiligten, für die Zurückgebliebenen zu sein." Sie profitiere dabei von ihrem modernen, digitalen Kommunikationssystem.
Der Jugendforscher sieht insgesamt eine politisch engagierte und sich lautstark äußernde junge Generation wie lange nicht mehr. Sie habe schon vieles bewegt und per "Hebelwirkung" Einfluss genommen. So hätten Union und SPD "radikale Umweltgesetze" beschlossen. "Die reichen den jungen Leuten noch nicht, aber das geht schon alles in die richtige Richtung", sagt Hurrelmann.
(bth)