"Wir sind nicht hergekommen, um die Regierenden dieser Welt zu bitten, sich zu sorgen. Ihr habt uns in der Vergangenheit ignoriert und werdet es wieder tun. Euch gehen die Ausreden aus und uns die Zeit. Wir sind hergekommen, um euch wissen zu lassen, dass der Wandel kommt, ob es euch gefällt oder nicht. Die wahre Macht ist bei den Menschen."
Wenn Mädchen mahnen
Die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai war 16, als sie ihre Rede vor den Vereinten Nationen hielt, Greta Thunberg, die jetzt auf der UN-Klimakonferenz in Kattowitz auftrat, ist 15. Warum können gerade Mädchen uns mit ihren Worten fesseln?
Und wieder ist es eine junge Frau, fast noch ein Kind, die der internationalen Staatengemeinschaft die Leviten liest. Das Zitat ist von der schwedischen Klimaaktivistin und Initiatorin eines "Schulstreiks fürs Klima", Greta Thunberg. Sie ist gerade einmal 15 Jahre alt - und beeindruckte die Welt mit einer packenden, weil grundehrlichen Rede auf der UN-Klimakonferenz in Kattowitz.
Worte, die bleiben. Solche hatte zuvor auch schon die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai bei ihrer Rede vor den Vereinten Nationen gefunden. Sie war damals 16. Und die Anti-Waffen-Aktivistin Emma Gonzalez war 18, als sie ebenfalls vielbeachtet beim "March for our lives" das Wort erhob - sie hatte zuvor das Schulmassaker von Parkland (Florida) überlebt.
Warum sind es gerade junge Frauen, die diese Worte finden? Die deutsch-österreichische Künstlerin und Philosophin Elisabeth von Samsonow betrachtet sie als "Orakel". Die Kompetenz dieser jungen Frauen sei vor allem ihre Intuition, sagte von Samsonow im Deutschlandfunk Kultur - eine Art von Intuition, die vor allem Kindern zu eigen sei.
Der Nachteil wird zum Vorteil
Greta Thunberg sei in diesem Sinne "Dolmetscherin" und "Botschafterin". Sie habe zudem auch noch über ein Thema gesprochen, das eng mit der Natur verbunden sei - und das Weibliche werde viel stärker mit der Natur als mit der Kultur oder der Politik assoziiert, so von Samsonow.
Hier könne etwas, das bisher in der Ordnung der Geschlechter ein Nachteil gewesen sei, zu einem großen Vorteil werden. Mädchen hätten bisher in Öffentlichkeit und Familie eine eher marginale Position, junge Männer seien hingegen präsent. "Das Mädchen muss erst noch seinen Ort finden", sagte von Samsonow. Und nun könne man Greta Thunberg zusehen, wie sie sich als Mädchen die öffentliche Rede aneigne: "Das ist wirklich etwas Neues."
Es gab ein Interesse daran, dass ein Kind spricht
Greta trete als Mahnerin auf, mit einer Vision. Man dürfe die Kompetenz von Kindern auf keinen Fall unterschätzen, sagte die Philosophin. Klar sei aber auch: Man werde nicht einfach, wenn man 15 Jahre alt sei, Rednerin auf einer UN-Klimakonferenz. "Das heißt, da gibt es schon ein Interesse daran, dass da ein Kind spricht und dass es so eine Art von Weihnachtsbotschaft spricht."
(ahe)