Junges Theater
Festanstellungen als Theaterregisseur sind rar geworden. Einer, der es dennoch geschafft hat, ist der 26-jährige Tilmann Köhler. Im Jahr 2005 wurde er direkt nach dem Studium Hausregisseur am Deutschen Nationaltheater in Weimar. Und seine Schauspieler durfte er gleich mitbringen.
"Ich werd immer gefragt, wann ich meinen ersten Film mache, normalerweise, wenn du sagst, was du bist, oder dass du Regie studiert hast, dann fragen immer alle, wo du dann erstmal erklären musst, dass Schauspiel doch ne ganz andere Sache ist."
Sagt Tilmann Köhler, grinst breit und zerbröselt einen Keks neben der Kaffeetasse. In der Probe, die der junge Regisseur gerade hinter sich hat, kann man noch nicht viel vom Stück erkennen, meint er. Lieber setzt sich er deswegen auf die Terrasse des Weimarer "Residenz"-Cafés und plaudert über sein Projekt: "Krankheit der Jugend" von Ferdinand Bruckner.
"Das ist in den 20er Jahren geschrieben, der Text, und spielt in Wien 1923, eigentlich so ne, heute würde man sagen WG von Medizinstudenten, die dort zusammenhocken, zusammensitzen, und ihre ... ja, so ihre Beziehungen ausleben letztendlich."
Die Zeiten, in denen Tilmann Köhler selbst in Studenten-WGs lebte, sind noch gar nicht so lange vorbei. Im Jugendtheater gespielt und inszeniert hat Tilmann Köhler in seiner Heimatstadt Gera. 2001 begann er dann das Schauspielregie-Studium an der Berliner Ernst-Busch-Hochschule. 21 war er da – und somit an der untersten Altersgrenze für Bewerber dieses Studiengangs.
Jetzt hat Tilmann Köhler das Diplom in der Tasche, ebenso wie einen Ensemblepreis beim Treffen deutschsprachiger Schauspielschulen, den Bernsheimer Theaterpreis und den Vertrag am Weimarer Theater. Die Presse hat ihn als "vielversprechend" gelobt, und seinen Inszenierungen das Prädikat "außerordentlich" verliehen.
Mit "Krankheit der Jugend" will er ein Thema beleuchten, das er gut kennen dürfte. Das Jung-Sein im Jahre 1923, zwischen zwei Weltkriegen, vergleicht er mit dem Jung-Sein der Nachwendegeneration. Musikalisch illustrieren wird er das Stück mit Liedern der Hamburger Band Tocotronic.
"Wie kann man diese Generation beschreiben? Dass diese Nachwendegeneration oder überhaupt diese Jugend heute sich über Musik definiert, ist ja schon so, und jetzt ist dann die Entscheidung für Tocotronic gewesen, weil ihre Lieder oft nur aus einem Satz bestehen, wie 'Alles, was ich will, ist nichts mit euch zu tun haben' oder 'Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen' ... das Spannende ist ein ironischer Blick auf die eigene Jugend, was sich immer wieder bricht mit einem sehr realen Bedürfnis auch nach Liebe oder Verständnis oder ausgelebtem Hass oder was auch immer."
Tilmann Köhler macht selbst nicht den Eindruck, als würde er sich mit den pessimistisch angehauchten Texten von Tocotronic stark identifizieren. Eher könnte man dem gut gelaunten jungen Mann mit den wirren hellbraunen Haaren einen Hang zur Zappeligkeit und zum ausschweifenden Erzählen nachsagen.
Der Weimarer Theaterintendant Stephan Märki war auf Tilmann Köhler aufmerksam geworden, als er in Berlin eins seiner Stücke angesehen hatte. Seine Diplom-Inszenierung "Penthesilea" konnte Tilmann Köhler so gleich ans Weimarer Haus mitbringen – und mit ihr seine gesamte fünfköpfige Schauspielertruppe.
"Beim Intendantenvorspiel hat er sich mit uns zusammengesetzt und hat gesagt, dass er da Interesse dran hätte. Dann war das so, dass wir auch noch ein Papier hatten, was da mal entstanden war, wo wir gesagt hatten, wie wär' denn das, was würden wir uns denn vorstellen, und das fand er auch ziemlich spannend und gut, und so kam das dann, dass wir alle als ganze Gruppe hierher gehen konnten."
Dass er "seine" Schauspieler mitnehmen konnte, ist für Tilmann Köhler ein Glücksfall. Eine Horrorvorstellung wäre es, sagt er, als freier Regisseur von Theater zu Theater ziehen zu müssen und bei jedem Projekt mit neuen Darstellern konfrontiert zu werden.
"Wenn man so an ein Haus geht, dann ist es ja immer so, dass innerhalb von sechs Wochen sollst du da mit so fremden Leuten so ein ganz tolles Auto zusammenschrauben, und dann fährst du weiter, und bist wieder mit anderen Leuten, aber es soll auch wieder ein ganz tolles Auto werden – das konnte ich mir überhaupt nicht richtig vorstellen, dass das gut funktioniert. Ich hab immer drauf gehofft, dass das möglich ist, dass man über eine Zeit mit den gleichen Leuten arbeiten kann."
Probleme damit, anderen Leuten Anweisungen zu erteilen, hat Tilmann Köhler nicht. Er selbst bezeichnet es ohnehin lieber als eine Art "Moderieren". Schließlich arbeitet er ja nicht gegen, sondern mit den Kollegen. Und sie alle arbeiten für das Publikum, ein Publikum, das offen ist für Geschichten und für Meinungen, und damit für Tilmann Köhlers Inszenierungen.
"Es kann ja auch sein, dass man beschlossen hat als Regisseur, dass niemand in diesem Zuschauerraum sein soll, aber das ist jetzt nicht mein Ansinnen. Mein eigenes Interesse geht schon dahin, eine Geschichte zu erzählen. Also dass ich danach gucke, was ist das, das mich an diesen Geschichten interessiert, und was könnte auch andere interessieren."
Sagt Tilmann Köhler, grinst breit und zerbröselt einen Keks neben der Kaffeetasse. In der Probe, die der junge Regisseur gerade hinter sich hat, kann man noch nicht viel vom Stück erkennen, meint er. Lieber setzt sich er deswegen auf die Terrasse des Weimarer "Residenz"-Cafés und plaudert über sein Projekt: "Krankheit der Jugend" von Ferdinand Bruckner.
"Das ist in den 20er Jahren geschrieben, der Text, und spielt in Wien 1923, eigentlich so ne, heute würde man sagen WG von Medizinstudenten, die dort zusammenhocken, zusammensitzen, und ihre ... ja, so ihre Beziehungen ausleben letztendlich."
Die Zeiten, in denen Tilmann Köhler selbst in Studenten-WGs lebte, sind noch gar nicht so lange vorbei. Im Jugendtheater gespielt und inszeniert hat Tilmann Köhler in seiner Heimatstadt Gera. 2001 begann er dann das Schauspielregie-Studium an der Berliner Ernst-Busch-Hochschule. 21 war er da – und somit an der untersten Altersgrenze für Bewerber dieses Studiengangs.
Jetzt hat Tilmann Köhler das Diplom in der Tasche, ebenso wie einen Ensemblepreis beim Treffen deutschsprachiger Schauspielschulen, den Bernsheimer Theaterpreis und den Vertrag am Weimarer Theater. Die Presse hat ihn als "vielversprechend" gelobt, und seinen Inszenierungen das Prädikat "außerordentlich" verliehen.
Mit "Krankheit der Jugend" will er ein Thema beleuchten, das er gut kennen dürfte. Das Jung-Sein im Jahre 1923, zwischen zwei Weltkriegen, vergleicht er mit dem Jung-Sein der Nachwendegeneration. Musikalisch illustrieren wird er das Stück mit Liedern der Hamburger Band Tocotronic.
"Wie kann man diese Generation beschreiben? Dass diese Nachwendegeneration oder überhaupt diese Jugend heute sich über Musik definiert, ist ja schon so, und jetzt ist dann die Entscheidung für Tocotronic gewesen, weil ihre Lieder oft nur aus einem Satz bestehen, wie 'Alles, was ich will, ist nichts mit euch zu tun haben' oder 'Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen' ... das Spannende ist ein ironischer Blick auf die eigene Jugend, was sich immer wieder bricht mit einem sehr realen Bedürfnis auch nach Liebe oder Verständnis oder ausgelebtem Hass oder was auch immer."
Tilmann Köhler macht selbst nicht den Eindruck, als würde er sich mit den pessimistisch angehauchten Texten von Tocotronic stark identifizieren. Eher könnte man dem gut gelaunten jungen Mann mit den wirren hellbraunen Haaren einen Hang zur Zappeligkeit und zum ausschweifenden Erzählen nachsagen.
Der Weimarer Theaterintendant Stephan Märki war auf Tilmann Köhler aufmerksam geworden, als er in Berlin eins seiner Stücke angesehen hatte. Seine Diplom-Inszenierung "Penthesilea" konnte Tilmann Köhler so gleich ans Weimarer Haus mitbringen – und mit ihr seine gesamte fünfköpfige Schauspielertruppe.
"Beim Intendantenvorspiel hat er sich mit uns zusammengesetzt und hat gesagt, dass er da Interesse dran hätte. Dann war das so, dass wir auch noch ein Papier hatten, was da mal entstanden war, wo wir gesagt hatten, wie wär' denn das, was würden wir uns denn vorstellen, und das fand er auch ziemlich spannend und gut, und so kam das dann, dass wir alle als ganze Gruppe hierher gehen konnten."
Dass er "seine" Schauspieler mitnehmen konnte, ist für Tilmann Köhler ein Glücksfall. Eine Horrorvorstellung wäre es, sagt er, als freier Regisseur von Theater zu Theater ziehen zu müssen und bei jedem Projekt mit neuen Darstellern konfrontiert zu werden.
"Wenn man so an ein Haus geht, dann ist es ja immer so, dass innerhalb von sechs Wochen sollst du da mit so fremden Leuten so ein ganz tolles Auto zusammenschrauben, und dann fährst du weiter, und bist wieder mit anderen Leuten, aber es soll auch wieder ein ganz tolles Auto werden – das konnte ich mir überhaupt nicht richtig vorstellen, dass das gut funktioniert. Ich hab immer drauf gehofft, dass das möglich ist, dass man über eine Zeit mit den gleichen Leuten arbeiten kann."
Probleme damit, anderen Leuten Anweisungen zu erteilen, hat Tilmann Köhler nicht. Er selbst bezeichnet es ohnehin lieber als eine Art "Moderieren". Schließlich arbeitet er ja nicht gegen, sondern mit den Kollegen. Und sie alle arbeiten für das Publikum, ein Publikum, das offen ist für Geschichten und für Meinungen, und damit für Tilmann Köhlers Inszenierungen.
"Es kann ja auch sein, dass man beschlossen hat als Regisseur, dass niemand in diesem Zuschauerraum sein soll, aber das ist jetzt nicht mein Ansinnen. Mein eigenes Interesse geht schon dahin, eine Geschichte zu erzählen. Also dass ich danach gucke, was ist das, das mich an diesen Geschichten interessiert, und was könnte auch andere interessieren."