Mit Überschall über den großen Teich
Mit einer Concorde dauerte der Flug von London nach New York nur noch gut drei Stunden - halb so viel wie mit einer normalen Maschine. Vor 40 Jahren nahm sie den kommerziellen Betrieb auf, die Zukunft der Luftfahrt schien angebrochen zu sein. Doch dann kam alles anders.
Der Pilot drückt den Schubhebel nach vorn. Mit voller Kraft beschleunigt der Jet, hebt ab und gewinnt rasch an Höhe. Dann, über dem Atlantik, durchbricht das Flugzeug die Schallmauer, rast mit 2400 Kilometern pro Stunde von London zur Ostküste der USA. Der Sprung über den großen Teich gelingt doppelt so schnell wie mit einem Jumbojet, ähnlich schnell wie mit einem Düsenjäger.
"The greatest thing for me is to get from New York to London in little over three hours."
In etwas mehr als drei Stunden von New York nach London. Die Schauspielerin Joan Collins war ebenso begeistert von der Concorde wie andere Prominente, wie manche Wirtschaftsbosse und gut Betuchte. Am 21. Januar 1976 wurde der Überschalljet in Dienst gestellt.
Begonnen hatte das Projekt "Concorde" 1962. Frankreich und Großbritannien wollten sich international mit dem Bau eines zivilen Überschalljets profilieren. Die Briten verbanden damit auch politisches Kalkül.
"It was a political decision to get us into Europe. That's what it was about."
Die Concorde verbrauchte viermal mehr Kerosin als ein Jumbojet
Das Gemeinschaftsprojekt sollte helfen, die Insel in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft zu führen, so der ehemalige Luftfahrt-Minister Tony Benn. Auf umgerechnet 500 Millionen Euro waren die Entwicklungskosten taxiert. Am Ende wurde es das Sechsfache.
"She flies. Concorde flies at last."
Am 2. März 1969 hob in Toulouse der erste Prototyp ab, im April folgte in Bristol der zweite. Im Cockpit: Pilot Brian Trubshaw.
"Der Flug lief sehr gut. Wir hatten nur einen hässlichen Moment, als wir am Ende der Landebahn die falsche Richtung einschlugen."
Etwas wackelig war die Landung aber doch. Die Höhenmesser hatten versagt, beim Anflug hatte Trubshaw die Höhe schätzen müssen. Zwei weitere Vorserienmaschinen wurden gebaut. Erst 1976 konnte die Concorde die Ära des Passagierverkehrs mit Überschallflugzeugen eröffnen, und zwar mit gleichzeitigen Starts in Paris und London. Spitze Nase, schlanker Rumpf, Platz für 100 Passagiere, zweifache Schallgeschwindigkeit, schwärmte Flugingenieur Paul Akinton.
"Das Äußere des Flugzeugs erhitzt sich. Die Temperatur entlang der Kabinenwand liegt mindestens bei 100 Grad. Man kann fühlen, wie sich die Kabinenfenster erwärmen, während sie bei einem normalen Flug ja richtig kalt werden."
Zunächst zeigten viele Fluggesellschaften Interesse, bis zu 500 Maschinen wollte der Hersteller verkaufen. Nur: Pro Passagier verbrauchte die Concorde viermal mehr Kerosin als ein Jumbojet. Als 1973 die Ölkrise kam, sprangen die meisten Airlines wieder ab. Nur Air France und British Airways kauften jeweils acht Maschinen – und bedienten damit vor allem den Verkehr zwischen Paris und London und der amerikanischen Ostküste.
Tragischer Absturz in Paris
Die Flugzeit von drei Stunden ermöglichte manche bizarre Aktion: 1985 konnte Phil Collins beim Rockfestival Live Aid erst in London, dann in Philadelphia auftreten. Und zu den Jahreswechseln gab es Flüge, bei denen man zweimal Silvester feiern konnte: Erst in Paris, ein paar Stunden später in New York. Doch dann, am 25. Juli 2000, die Katastrophe.
"Guten Abend, meine Damen und Herren. 100 deutsche Touristen führte heute ein Urlaubsflug in den Tod. Das Concorde-Überschallflugzeug, das sie auf den Weg zu einer Kreuzfahrt bringen sollte, stürzte kurz nach dem Start in Paris ab."
Beim Start fing das Flugzeug Feuer, zwei Triebwerke fielen aus. Die Maschine stürzte in ein Hotel, 113 Menschen starben. Air France und British Airways zogen ihre Maschinen aus dem Verkehr. Erst anderthalb Jahre später konnte die Concorde wieder starten. Doch bald danach kam das endgültige Aus.
"The time has come, Ladies and Gentlemen. British Airways invites all those passengers booked on the BA 002 to board Concorde for the very last time."
Am 24. Oktober 2003 startete in New York der letzte Linienflug der Concorde. Ticketpreise von 6.000 Euro waren den Passagieren offenbar zu teuer geworden, so Rod Eddington, damals Chef von British Airways:
"Die große Mehrheit der klassischen Concorde-Passagiere fliegt einfach nicht mehr mit, schon seit einigen Jahren. Die fliegen mit unseren Unterschall-Maschinen."
Heute ist die Concorde nur noch in Museen zu bewundern - in Deutschland im Technikmuseum Sinsheim. Aber es gibt Enthusiasten, die sie wieder am Himmel sehen wollen: Bis 2019 möchten sie eine Concorde wieder flugfähig machen und als Chartermaschine einsetzen.