Das 45-Grad-Problem
Männer lernen schon früh, Liebe und Sex zu entkoppeln. Was viele nicht wissen: Für weibliche Heranwachsende gilt das auch. Beweis gefällig? Das "Jungsheft" - ein Magazin, das sich Porno nennen muss, weil es nackte Kerle zeigt - mit sichtbarer Erregung.
Nach einer gesetzlichen Regelung ist eine Erektion über 45 Grad Pornografie – und da solcherart Schwellungen auf Fotos im "Jungsheft" sichtbar sind, muss sich das im Eigenverlag herausgegebene Magazin selbst als pornografisch deklarieren.
Gern tut das die Herausgeberin Nicole Rüdiger allerdings nicht. Für sie habe Pornografie mit Interaktion zu tun, sagte sie im Deutschlandradio Kultur. "45 Grad, da muss man sich ja nichts vormachen, das ist ja noch nicht mal eine Morgenerektion. Damit kann man weder einen Porno drehen noch sonst irgendwas machen."
Auf den Muskelprotz am Bergsee steht Nicole Rüdiger nicht
Im Heft gibt es also nackte junge Männer zu sehen: keine Adonisse, sondern ganz normale Typen, ungeschönt und authentisch, dazu ein paar Sexthemen. Rüdiger steht nicht auf romantische verklärte Bilder: Den muskelbepackten Mann am Bergsee mit einer Rose im Mund werde es im Heft niemals geben.
Das Heft sei mehr ein Abbild dessen, was sie selbst gut finde, sagt Rüdiger. Und das sei eben der Junge, den sie beim Brötchen holen treffe und spontan gern mal nackt sehen würde.
Das Heft sieht sie als einen Schritt zu mehr sexueller Selbstbestimmung: Es gebe natürlich derzeit mehr Männer als Frauen, die Hefte als Vorlage für sexuelle Stimulation benutzten. Aber es werde künftig zunehmend mehr Frauen geben, die auf diese Weise ebenfalls ihre eigenen "sexuellen Ansprüche" verfolgten, meint Rüdiger.