Welche Hoffnungen haben Sie für die Ukraine?
Betroffenheit, Sorge, Trauer: Mit diesen Gefühlen blickt der ukrainische Übersetzer und Autor Jurko Prochasko auf seine Heimat Ukraine. Dass er momentan in Wien in Sicherheit lebt, bereitet ihm Schuldgefühle.
Der ukrainische Übersetzer und Schriftsteller Jurko Prochasko hat Werke von Autoren wie Joseph Roth und Robert Musil ins Ukrainische übertragen. Für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland erhielt er den Friedrich-Gundolf-Preis. Vor einem Jahr bekam er hautnah mit, wie sich die Lage in der Ukraine immer mehr zuspitzte. Derzeit lebt er mit seiner Familie in Wien - mit schlechtem Gewissen, wie er sagt.
Allein die Tatsache, dass er in Sicherheit sei, während viele andere den Einberufungsbefehl bekommen, bereite ihm Schuldgefühle, so Prochasko. Dabei sei er "überhaupt kein begeisterter Militarist" - im Gegenteil: "Wo auch immer ich desertieren könnte, würde ich desertieren."
Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden in seiner Heimat hat Prochasko im Moment nicht. Im Osten seines Landes kämpften "Terroristen". Es handele sich um einen von außen manipulierten Konflikt und keinen regionalen Separatismus. Russland habe Truppen in der Ukraine, weigere sich aber, das zuzugeben. Präsident Putin werde nicht aufgeben: "So lange er an der Macht bleibt, wird er versuchen, die Ukraine zu destabilisieren."