Wer den Deutschen Buchpreis erhält, wird heute Abend 18:55 Uhr in Frankfurt am Main bekannt gegeben.
Kampf von Überzeugungstätern
Der Deutsche Buchpreis produziere Bestseller auf Ansage, sagt Dirk Knipphals. Der Literaturredakteur der taz weiß, wie viel Druck auf den sieben Juroren lastet - er war selbst einmal einer. Das Ringen um den "besten Roman" sei ein Kampf mit allen Mitteln.
Wer Jurys wie die des Deutschen Buchpreises als korrupt, ahnungslos und lesefaul einschätzt, dem attestiert Dirk Knipphals eine "armselige Sicht", die der Juryarbeit nicht gerecht werde:
"Juryarbeit ist schwierig, gerade weil da sieben Menschen sitzen, die alle Überzeugungstäter sind, die alle eigene Vorstellungen haben, welcher Roman ausgezeichnet werden muss, welche Literatur gepusht werden muss, welche Literatur möglicherweise auch ein bisschen verhindert werden muss."
Die Juroren müssten sich gegenseitig dazu bringen, einen Roman zu finden, zu dem alle sieben stehen könnten: "Da entsteht ein großer interner Druck auf die Jurymitglieder." Man kenne sich zwar schon und gehe zivilisiert miteinander um. Allerdings: "Es ist schon ein Kampf mit allen Mitteln."
Zur Bedeutung des Preises sagt Knipphals:
"Der Deutsche Buchpreis produziert einen Bestseller auf Ansage - alle reden darüber, alle schreiben darüber. Das ist schon sehr, sehr viel Einfluss, viel Verantwortung für die Literatur, die die Juroren da haben."
Überhaupt hätten Jurys hierzulande eine große Bedeutung - und würden unterschätzt: "Es gibt Hunderte Jurys da draußen in diesem Land, und sie entscheiden eigentlich alles, (...) vom kleinsten Stipendium bis zum Büchnerpreis. Ohne Jurys würde dieser Literaturbetrieb nicht existieren."