Jury-Mitglied Christian Schiffer zum Deutschen Computerspielpreis

"Gamer haben ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Preis"

Ein Spieler sitzt mit Kopfhörer und Mikrofon vor einem Monitor.
Ein Profispieler versinkt in der künstlichen Welt des Computerspiels: Heute Abend werden die besten 14 deutschen Produktionen ausgezeichnet © dpa / Marius Becker
Christian Schiffer im Gespräch mit Christine Watty |
Am Donnerstagabend ist der Deutsche Computerspielpreis verliehen worden. Vorab zeigte sich Jury-Mitglied Christian Schiffer selbstkritisch. Es sei fraglich, ob der Preis die Bedeutung erreicht habe, für die er ins Leben gerufen wurde. "Er ist ein bisschen weit weg von der Zielgruppe."
Der Computerspielpreis wird von den Branchenverbänden "Biu" und "Game" getragen, gemeinsam mit dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt. In 14 Kategorien werden herausragende deutsche Spieleproduktionen ausgezeichnet.
Jury-Mitglied und Game-Experte Christian Schiffer sprach im Deutschlandradio Kultur über die Entstehungsgeschichte des seit 2009 ausgelobten Preises. Zu dieser Zeit habe man sich noch in der sogenannten Killerspiel-Debatte befunden:
"Damals hat man gesagt: Wir wollen einen positiven Akzent setzen. Wir wollen Spiele vielleicht nicht verbieten, aber wir wollen dafür sorgen, dass gute Computerspiele mehr gefördert werden, dass sie stärker in den Fokus kommen. Und dass Deutschland sich da auch etablieren kann."

Computerspielpreis sollte einer der großen Kulturpreise werden

Nach dem Vorbild des Deutschen Filmpreises oder des Deutschen Buchpreises sollte daraus einer der ganz großen Kulturpreise werden, sagte Schiffer:
"Ob er das jetzt erreicht hat, ist so ein bisschen die Frage. Bei den Gamern selber gibt es ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Preis. Man freut sich einerseits, dass es ihn gibt. Aber andrerseits ist er doch ein bisschen weit weg von der Zielgruppe. Und es ist fraglich, ob dieses staatstragende Ambiente immer dazu beiträgt, diesem Preis die Glaubwürdigkeit zu geben, die er eigentlich verdient hätte."
Schiffer plädierte für eine andere Verteilung des Preisgeldes von insgesamt rund 450.000 Euro:
"Man sollte sich überlegen: Warum braucht eine große Firma, die mit dem besten deutschen Spiel ausgezeichnet wird – und es sind in der Regel große Firmen, wenn man sich anschaut, wer in den letzten Jahren in dieser Kategorie gewonnen hat – warum muss dort das Geld hin fließen und nicht dorthin, wo man es vielleicht dringender braucht? Nämlich dorthin, wo es tatsächlich gute Ansätze gibt. Aber wo tatsächlich eines fehlt: das Geld."
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