"Just Cause 3" ist für Windows-PC, Playstation 4 und XBox One erschienen und kostet zwischen 50 und 60 Euro.
"Egal was du zerstörst, wir bauen es wieder auf"
Die Welt verändern, Neues schaffen, Geschichten erleben - das ist das Tätigkeitsuniversum der Open World-Computerspiele. "Just Cause 3" geht weiter. Hier geht es um die physikalisch korrekte Zerstörung.
Sonne, Meer, Berge, malerische Küstenlandschaft. Es könnte so schön sein in der Mittelmeerrepublik Medici, aber General Di Ravello ist ein unbarmherziger Diktator.
"Die wunderschöne Stadt Costo del Porto. BRENNT SIE NIEDER"
Aber Rettung naht! Hauptheld Rico Rodriguez will den Diktator stürzen!
"Und außerdem zerstöre ich Vis Electra, ich verwandele sie in eine qualmende Ruine in weniger als einem Tag!"
Die Allmachts-Actionfantasie
Ja, das klingt vielleicht seltsam, aber: Um den Machthaber zu stürzen, müssen Dinge zerstört werden. Erst wenn in einer bestimmten Region genug Propagandalautsprecher, Funkanlagen, Benzintanks und Milizstationen zur Explosion gebracht wurden, gilt der Ort als befreit. Um Kollateralschäden braucht man sich fast keine Gedanken zu machen.
"Und egal, was du zerstörst - wir bauen es wieder auf!"
Im Prinzip ist "Just Cause 3" also die gestaltgewordene Allmachtsactionfantasie vieler Militärstrategen der ersten Welt, beziehungsweise eine Parodie darauf: Wir bomben für die Freiheit, um den Wiederaufbau wird sich die Bevölkerung schon kümmern. Die Geschichte ist also in etwa so gehaltvoll wie die eines beliebigen Actionfilms und auch sonst funktioniert dieser Vergleich sehr gut.
"Das ist der absolute Wahnsinn! Ich hab dich mit dem Flugzeug gesehen! Niiiieeeeeuuuh. Und dann so: Zum! Pah! Zum!"
Pure Übertreibung
Man kann tatsächlich auf einem Flugzeug stehend mit einem Raketenwerfer schießen. Oder mit Hilfe eines Drahtseils einen Helikopter entern und übernehmen. Oder ein Auto mit Bomben vollpacken und in ein Ziel lenken. Wenn das klappt, wird man mit prächtigen, physikalisch authentischen Explosionen, in denen Gebäude, Brücken und Fahrzeuge in Einzelteile auseinanderplatzen und Höchstpunktzahl belohnt.
"Es ist die Übertreibung pur, aber das ist auch das, was mir daran sehr, sehr gut gefällt,"
sagt Schauspieler Moritz Bleibtreu, die deutsche Stimme der Hauptfigur Rico Rodriguez
"eben das sich das Ding traut, wirklich über sich selbst zu lachen, alles überhöht und dadurch jede Bodenhaftung und jeden Bezug zur Realität verliert, das ist wirklich nur ein funny game so."
Entsprechend waren auch nicht alle Fähigkeiten des Schauspiel-Stars gefragt:
"Es geht meistens nicht darum, dass es um Authentizität geht, oder um Realismus, sondern meistens kannst du eine kleine Sprachfärbung geben, ein bisschen überhöhen, bisschen übertreiben."
Die Substanz fehlt
Und das ist dann auch der Eindruck, der von der Geschichte des Spiels bleibt: Sie ist zwar nett übertrieben, aber eben auch so dünn, dass man sie getrost außer acht lassen kann. Von einem Spiel, dessen Vorgänger immerhin knapp anderthalb Millionen mal verkauft wurde, hätte man sich vielleicht doch mehr erhoffen dürfen. Die Spielwelt ist zwar detailliert und weitreichend, und kann ebenso detailliert und weitreichend zerstört werden. Das ist zwar sehr eindrucksvoll ist, aber man hat nach zwei bis drei Stunden doch das Gefühl alles gesehen zu haben. Oder wie es Moritz Bleibtreu sagt:
"Einfach nur so durch die Gegend fliegen, Sachen kaputt machen, sich was angucken, mitm Hubschrauber durch die Gegend jetten und so. Ist super. It's a fun ride, würde der Amerikaner sagen."
Der dann aber doch irgendwie die Substanz fehlt. Dass die Verbindung "große Spielwelt" und "Geschichten erzählen" zusammengehen kann, zeigen Titel wie GTA oder ganz aktuell: Fallout 4.
"Just Cause" baut Spiellust nur durch die immer wieder angezeigten Bestleistungen anderer Spieler, sowie durch im weiteren Spielverlauf freischaltbare Orte, Fahrzeuge und Zerstörungsoptionen auf. Aber wenn "virtueller Sprengmeister mit ausgeprägtem Entdeckungsdrang" nicht gerade zum Traumberuf zählt, verfliegt die Anfangsbegeisterung ebenso schnell, wie die Rauchwolke nach einer Benzintankexplosion.