Rallye-Fahrerin Jutta Kleinschmidt

„Der Motorsport muss nachhaltig werden“

34:07 Minuten
Jutta Kleinschmidt. Eine Fraut sitzt in einem Rennwagen.
Früher Benziner, heute Elektroautos: Jutta Kleinschmidt während der Elektroserie Ocean X Prix am Lac Rose im Senegal im Mai 2021. © imago images/Coli McMaster/Motorsport Images/Shutterstock
Moderation: Tim Wiese |
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Jutta Kleinschmidt gewann als erste und bislang einzige Frau die Rallye Paris-Dakar und wurde zu einer Legende des Motorsports. Heute macht sich für Elektromobilität stark – auch im Rallyegeschäft.
„Ich liebe Wettbewerbe und ich liebe Herausforderungen“, sagt Jutta Kleinschmidt. Zusammen mit ihrem Interesse an Technik ergab das folgerichtig eine Karriere im Rallyesport: „Die Kombination aus diesen drei Punkten hat es ausgemacht.“

Auf eigene Faust auf der Strecke Paris-Dakar

2001 gewann die Motorsportlerin als bisher einzige Frau die wohl berühmteste Rallye der Welt: die Rallye Dakar. Bis heute hat sie ein Faible für die Strecke. „Extrem ist sicherlich die Länge, aber auch die Ungewissheit.“ Denn erst am Vorabend des jeweiligen Renntags bekommen die Fahrerinnen und Fahrer die Strecke für den nächsten Tag vorgegeben.
Schon mit Mitte 20 fuhr Jutta Kleinschmidt als Touristin mit ihrem Motorrad auf eigene Faust die Strecke der Rallye nach – 10.000 Kilometer von Paris über Spanien, Marokko, Mauretanien, Mali bis nach Senegal.
„Ich habe viel gelernt über Navigation“, erzählt sie über ihre Anfänge, in denen sie mit nicht mehr als einer einfachen Karte und einem Kompass in der Tasche unterwegs durch die Wüste war. „Es war schon sehr abenteuerlich.“
Am Ende ihres ersten Rennens sei sie so fasziniert gewesen, „dass ich gesagt habe: Ich will dieses Rennen unbedingt auch in Wertung fahren." Bis heute hat Jutta Kleinschmidt 17 Mal an der Traditionsrallye teilgenommen.

Start mit Schwierigkeiten

„Der Einstieg ist das Schwere“, sagt Jutta Kleinschmidt über den Rallyesport. Lange ohne Sponsoren, sparte sie ihr ganzes Geld für eine Teilnahme an der Rallye Dakar und schraubte ihr erstes Motorrad in der Wohnung zusammen. „Man wird halt erfinderisch.“
Als ihr während des ersten Rennens versehentlich Diesel statt Benzin in den Tank gefüllt wurde, war sie „erst mal für drei Jahre pleite“, bis sie sich die nächste Teilnahme leisten konnte.
Ihre Erfahrungen im Umgang mit Rückschlägen und Krisen gibt die studierte Physikerin, die als Kind als einziges Mädchen eine Jungenschule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt besuchte, auch als Rednerin und Keynote-Speakerin weiter.
Sie selbst habe sich als Rallyefahrerin immer akribisch vorbereitet und Möglichkeiten gesucht, sich an Stellen zu verbessern, die nicht unbedingt offensichtlich waren, aber am Ende Wirkung zeigten. Das versuche sie auch in ihren Vorträgen weiterzugeben. „Es gibt viele Felder im Motorsport, wo man diese kleinen Lücken findet, und die findet man vielleicht auch in seinem privaten oder beruflichen Leben.“

„Es tut sich einiges im Motorsport“

Heute engagiert sich Jutta Kleinschmidt auch in der neuen Rennserie „Extreme E“, in der ausschließlich E-Autos an den Start gehen. Je ein Mann und eine Frau treten gemeinsam als Team an, am Ende gibt es ein Finale, das „super spektakulär“ sei, weil „wir alle gegeneinander fahren“.
Der Unterschied zu den üblichen Rallye-Autos sei „gar nicht so groß“. Es gebe sogar Vorteile, wie etwa die Beschleunigung von E-Autos: „Das Drehmoment ist gigantisch.“ Außerdem müsse man nicht schalten und die Drehzahl nicht beachten wie bei Verbrennermotoren.
Als Präsidentin der Cross Contry Rally Commission hat sie ein Regelwerk mitentwickelt, nach dem nun auch bei der Rallye Dakar E-Rennwagen zugelassen sind. „Es tut sich einiges im Motorsport“, sagt die Rennfahrerin, die dieses Jahr ihren 60. Geburtstag feiert. Denn eines sei sicher: „Der Motorsport muss nachhaltig und umweltfreundlich werden, da gibt es überhaupt keine Diskussion.“
(era)
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