Kabarettist und Arzt Eckart von Hirschhausen

Ritual der Zeitumstellung als historischer Irrtum

08:10 Minuten
Uhr der St. Barbara-Kirche, von Hundertwasser entworfen, Bärnbach, Steiermark in Österreich.
Viele Europäer lehnen die Sommerzeit ab, aber die EU-Mitgliedstaaten können sich nicht einigen. Deshalb werden die Uhren wider einmal umgestellt. © picture-alliance/imageBroker
Moderation: Ute Welty · 28.03.2020
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Es gibt die Sommerzeit noch immer - trotz aller Versuche, sie abzuschaffen. Der Kabarettist und Arzt Eckart von Hirschhausen hält die Zeitumstellung für einen historischen Irrtum. Sie sei mit einer falschen Vorstellung von Innovation verknüpft und überholt.
Eigentlich sollte die Sommerzeit längst Geschichte sein, so hatte die EU-Kommission es 2018 eigentlich beschlossen. Doch sie ist immer noch da, weil sich die EU-Mitgliedsstaaten nicht einigen können.
Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen
Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen hält nichts von der Zeitumstellung. © picture-alliance/Geisler-Fotopress
Einen "historischen Irrtum" nennt der Kabarettist und Mediziner, Eckart von Hirschhausen, dieses Ritual. Er belegt seine Ansicht mit folgendem Beispiel: "Eine Uhr, die stehen geblieben ist, geht zwei Mal am Tag richtig, - eine Uhr, die fünf Minuten vorgeht, nie." Menschen, die aus dem Takt seien, würden mehr Fehler machen und mehr Unfälle verursachen, sagt Hirschhausen. Zudem bedeute die Synchronisierung von Bahnfahrten und anderen Prozessen einen "Riesen-Aufwand".

Zeit lässt sich nicht sparen

Man könne Zeit nicht sparen oder lagern, ebensowenig wie das Tageslicht, sagt der Kabarettist. Menschen hätten ihre "inneren Rhythmen", manche seien Frühaufsteher, andere nachtaktiver: "Wir haben uns als Menschen im Rhythmus von Mutter Erde - mit dem Licht und auch mit sozialer Aktivität - eingegroovt. Und deswegen widerstrebt es ganz vielen Menschen, sozusagen ständig da durcheinander geschüttelt zu werden."
Hirschhausen glaubt, dass die Idee der Zeitumstellung mit einer falschen Vorstellung von Innovation verknüpft sei. Innovation werde "traditionell überschätzt", sagt er. Wenn etwas neu sei, "dann finden wir das super. So wie in den 70er-Jahren Atomenergie auch super war."

Vergleich mit der Klimakrise

Wenn Menschen lange Zeit an etwas geglaubt hätten, erfordere es allerdings eine "hohe psychologische Energie", sich einzugestehen, dass man "auf dem falschen Trip" gewesen sei. Dabei verweist Hirschhausen auch auf die Klimakrise: "Also wir merken, dass die ganze Erde aus der Zeit gefallen ist. " Die Winter seien nicht mehr richtig kalt. Bemerkbar mache sich das auch an den Allergien, weil Blütenphasen nicht mehr auf eine enge Zeit begrenzt seien, sondern plötzlich ausuferten.
(huc)
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