"Die österreichischen Wähler haben die Nase voll"
Österreich hat keinen Regierungschef mehr, und ein FPÖ-Kandidat klopft an die Tür des Bundespräsidialamtes. Trotzdem dresche die SPÖ weiter hilflos die ewig gleichen Phrasen, sagt der Kabarettist Werner Schneyder: Sein Land stehe vor einer Zeitenwende - erstmals seit 1945 greife die Rechte nach einem hohen Staatsamt.
Einmal politischer Karabettist, immer politischer Kabarettist: Was sich derzeit in Österreich nach dem Rücktritt von Bundeskanzler Werner Faymann abspielt, lässt den ebenso scharfsinnigen wie -züngigen Werner Schneyder zur Höchstform auflaufen. Auf die Frage, ob derzeit Kater- oder Aufbruchstimmung das Land bestimme, sagte Schneyder:
"Amüsement, bei mir. Wenn ich höre, jetzt gerade in den österreichischen Nachrichten, dass die sozialdemokratischen Vorderen von einer neuen Ausrichtung sprechen und davon 'Wir müssen unser soziales Profil schärfen, mehr Konturen haben'... Es werden die ewig gleichen Phrasen gedroschen! Und niemand stellt ganz laut die Frage, warum es eine sozialdemokratische Partei gibt und warum es eine sozialdemokratische Partei geben soll. Denn dann müssten sie ja Antworten drauf geben - und die haben sie nicht."
Die SPÖ packt es nicht
Was ihn am meisten ärgere, sei, sagte Schneyder, der viele Jahre lang gemeinsam mit dem verstorbenen Karbarettisten-Kollegen Dieter Hildebrandt auftrat, dass die SPÖ nicht in der Lage sei, sich auf ihre Werte zu besinnen und die entscheidenden Forderungen zu stellen: Die Hauptverursacher von sozialer Ungleichheit - "eine Ökonomie, wo Geld mit Geld gemacht wird" - müssten in ihre Schranken verwiesen und ihre Geschäfte so besteuert werden, dass es sich für sie nicht mehr lohne.
Aber die SPÖ-Politiker "haben ja nicht einmal die großen Ökonomen gelesen", geschweige denn, dass auch nur einer von ihnen "irgendeine bemerkenswerte theoretische Äußerung" gemacht habe.
Die Wähler taumeln den Rechten in die Arme
Die österreichischen Wähler hätten die Nase voll von den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP - und taumelten direkt in die Arme der rechten Partei. Die rechten Politiker der FPÖ hätten zwar auch keine Lösung - doch viele Österreicher würden sich offenbar mit deren Kritik an der Großen Koalition identifizieren. Dies habe bei der Wahl des Bundespräsidenten zu dem großen Zuspruch für den FPÖ-Kandidaten geführt.
Das linksliberale Österreich wiederum habe zwar kluge Köpfe zu bieten, doch er bezweifele, ob diese sich durchsetzen könnten.
"Wir stehen an einer Zeitenwende, wenn zum ersten Mal in der österreichischen Geschichte die Rechte ein hohes Staatsamt bekleidet. Mit einer auch von der Verfassung vorgesehenen Machtbefugnis. Da zittern vielleicht jetzt auch ein bisschen die Hände der Leute, die ihm im ersten Wahlgang ein Kreuz gemacht haben. Weil: Der Denkzettel wächst sich jetzt ja vielleicht aus zu einem Mandat, dessen Folgen nicht absehbar sind."