Das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin ist umgezogen und ab jetzt im Theaterbau am Schloss Charlottenburg wieder zu besuchen. Neue Adresse: Spandauer Damm 10, 14059 Berlin.
Neues Käthe-Kollwitz-Museum
Der Theaterbau des Schlosses Charlottenburg ist der neue Standort des Käthe-Kollwitz-Museums. © picture alliance / dpa / Christophe Gateau
Größer und moderner
05:27 Minuten
Das Berliner Käthe-Kollwitz-Museum ist nach 36 Jahren umgezogen – in den Theaterbau am Schloss Charlottenburg. In größeren und moderneren Räumen sollen bisher kaum bekannte Aspekte ihres künstlerischen Schaffens beleuchtet werden.
„Aber Kunst ist es doch“ – lautet ein Tagebucheintrag von Käthe Kollwitz: Er fungiert als Überschrift der neuen Dauerausstellung im Käthe-Kollwitz-Museum.
Die Grafikerin und Bildhauerin sei in der öffentlichen Wahrnehmung bislang zu sehr auf ihre politische und soziale Wirkung reduziert worden, heißt es. Die sei ihr zwar wichtig gewesen – sie wollte mit ihrer Arbeit eine breite Wirkung erzielen, wollte Missstände aufzeigen, gegen Krieg und Gewalt protestieren, doch noch mehr als das habe Käthe Kollwitz vor allem daran gearbeitet, ein künstlerisch anspruchsvolles Werk zu schaffen. Dieser Aspekt soll nun im Vordergrund der Ausstellung stehen, wie Museumsdirektorin Josephine Gabler erklärt:
„Ihre Werke in einen Zusammenhang stellen, also nicht so solitärhaft bestimmte Dinge herausgreifen, sondern einen breiteren Überblick über ihr Gesamtschaffen geben – das ist die Intention dieses Ausstellungsrundgangs.“
Rund 100 Werke werden gezeigt
In den neuen Räumlichkeiten des Museums im Theaterbau des Berliner Schlosses Charlottenburg gibt es weit mehr Ausstellungsfläche als zuvor in der Villa in der noblen Berliner Fasanenstraße. Gezeigt werden rund 100 Werke – in etwa der Lebenschronologie folgend: Lithografien, Radierungen, Bleistift-, Kreide- und Kohlezeichnungen, Bronzen. Alltagsszenen, Selbstbildnisse, ein ganzer Saal nur mit Aktzeichnungen, große Bildzyklen etwa zum Thema Tod, können hier nebeneinander präsentiert werden.
Nachdem einer ihrer Söhne als Soldat 1914 im Krieg gestorben war, wurden Schmerz und Elend, die Verlassenheit des Menschen, der Tod ständige Themen für Käthe Kollwitz. Ihre Lithografie eines jungen Mannes, der die Hand zum Schwur erhebt, daneben seine Worte: „Nie wieder Krieg!“ Das Blatt wurde als Plakat, als Poster weltweit zur Ikone. In Berlin steht man vor dem Original und denkt mit Beklemmung, es könnte von heute stammen, dabei ist es fast 100 Jahre alt.
„Gerade weil sie so aktuell ist, regt sie auch zeitgenössische Künstler an, sich mit ihr auseinanderzusetzen“, sagt Gabler. „Das nimmt immer weiter zu, und da werden wir natürlich auch versuchen, das in Sonderausstellungen nebeneinanderzustellen.“
Der Umzug kostete 1,9 Millionen Euro
1,9 Millionen Euro hat der Umzug des Museums gekostet, finanziert durch private Spenden, aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, des Bundesbauministeriums und aus dem Etat der Kulturstaatsministerin im Kanzleramt. Der alte Standort war zu klein geworden, zudem nicht barrierefrei zugänglich. Der Vorsitzende des Trägervereins des Museums, der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen berichtet:
„Der Kern war, dass wir immer das Problem hatten: In der Fasanenstraße müssen die Leute enge Treppen hochlaufen. Die Toiletten sind nicht zeitgemäß, auch im Hinblick aufs Gewerberecht beispielsweise. Die Klimatisierung war schwierig, und wir hatten Probleme mit Verleihern. Wenn sie an öffentliche Einrichtungen herantreten, sind diese bei allen Voraussetzungen bezüglich Klimatisierung und Schutz der Kunstwerke besonders vorsichtig.“
Die große Überraschung: Farbige Gemälde
In zwei Jahren wird man – nach seiner vollständigen Restaurierung – auch die zweite Etage des Charlottenburger Theaterbaus beziehen können. Dann wird die Ausstellungsfläche verdoppelt, dann soll auch Farbiges von Käthe Kollwitz gezeigt werden, wie Gabler erklärt:
„Das ist eigentlich die große Überraschung im Werk von Käthe Kollwitz – und das ist so mein Traum. Dazu brauche ich aber stabile klimatische Bedingungen, um die wenigen farbigen Blätter von ihr hier zu zeigen. Die sind großartig. Und da sieht man eben, dass sie als Malerin ausgebildet ist. Sie kann wunderbar mit Farbe umgehen – und sie war sehr experimentierfreudig.“
Nach 36 Jahren am angestammten Ort in der Fasanenstraße fiel der Abschied schwer – und auch wieder nicht, wie Museumsdirektorin Josephine Gabler erklärt:
„Je weniger Baudreck wir haben, umso kleiner wird die Träne. Ich bin hier sehr froh und sehr glücklich. Natürlich war die Fasanenstraße toll. Eine wunderbare Atmosphäre. Aber in der Langen Nacht der Museen bin ich hier im Schlosspark lustgewandelt – das war auch schön."