Kai Diekmann

Der wahrscheinlich teuerste Bart der Republik

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Da war der Bart noch dran: Kai Diekmann im September 2014 © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Moderation: André Hatting und Dieter Kassel |
Bärte machen Leute – im Guten wie im Schlechten. Das musste auch Kai Diekmann feststellen, dessen Rauschebart ihm nicht nur Publicity verschaffte, sondern auch verschärfte Kontrollen bei der Einreise in die USA. Da wurde ihm "das Ding" langsam unheimlich.
Wer als Salafist auf sich hält, trägt Rauschebart. Wer zu faul zum Rasieren ist, auch. Nur verbinden die meisten mit Rauschebartträgern derzeit eher Islamisten als Faulpelze. Denn ein Bart ist nicht einfach ein Bart, sondern ein kulturelles Symbol, dessen Bedeutung im Lauf der Zeit wechselt.
Derzeit befasst sich eine Ausstellung in Berlin mit der Kulturgeschichte des Bartes. Anlass für uns, die Geschichte des wahrscheinlich teuersten Bartes der Republik zu rekapitulieren, gemeinsam mit dessen ehemaligem Träger, "Bild"-Herausgeber Kai Diekmann.
150.000 Euro für "Ein Herz für Kinder"
"Tatsächlich gibt es natürlich diese Assoziation, und ich bin auch auf Twitter und anderswo öfter mal auf meinen Salafisten-Bart angesprochen worden", erinnert sich Diekmann. "Ich habe allerdings auch die Erfahrung gemacht, als ich vor einem Jahr in die USA einreisen wollte mit dem Riesenbart, dass ich zum ersten Mal – es ist mir nie vorher passiert – an der Grenze dann von einem Grenzoffizier aufgehalten wurde mit den Worten 'Officer escort', und dann wurde ich von zwei sehr freundlichen Herren zu meinem Koffer begleitet, die dann einfach mal den großen Search gemacht haben."
So sei "das Ding" ihm langsam unheimlich geworden, sagt Diekmann. "Als meine jüngste Tochter dann anfing, den Bart regelmäßig zu dekorieren und irgendwelche Dinge einzuflechten, dachte ich, irgendwas muss passieren." Schließlich ließ er sich den Bart öffentlichkeitswirksam für eine Spende abnehmen. "Das waren am Ende 150.000 Euro für 'Ein Herz für Kinder', und ich fand, das war eine geniale Exit-Strategie."
Inzwischen kultiviert Diekmann den Sechs-Tage-Bart und rasiert sich nur noch am Wochenende: "Immer nur samstags oder sonntags, und dann lasse ich es den Rest der Woche wachsen." Vollkommen unsymbolisch: "Das hat ganz viel mit Faulheit zu tun."
Mehr zum Thema