Kallenbach: Deutsche AKW nicht auf modernem Sicherheitsstand
Die Leiterin für Nukleartechnik und Anlagensicherheit am Öko-Institut Darmstadt, Beate Kallenbach, hat davor gewarnt, deutschen Atomkraftwerken im Zuge der geplanten Laufzeitverlängerungen einen Freifahrtschein auszustellen.
Zu klären sei, welche Anforderungen an ein Atomkraftwerk gestellt würden, damit es die zusätzlichen acht oder 14 Jahre Laufzeit bekomme, sagte sie. Ohne die notwendigen Sicherheitsnachrüstungen dürfe es keine Laufzeitverlängerung geben.
In Deutschland seien selbst die neueren Kernkraftwerke schon über 20 Jahre alt und entsprächen nicht mehr den modernen Sicherheitsstandards. Neue Anlagen seien im Fall einer Kernschmelze wesentlich besser aufgestellt: Die passiven Kühlsysteme stellten viel mehr Kühlung bereit. Zudem gebe es sogenannte Core-Catcher, die den radioaktiven Kern im Ernstfall auffangen könnten, damit er sich nicht durch das Fundament brennen und die Umgebung verseuchen könne.
Selbst die neuesten deutschen AKW hätten solche Sicherheitsvorrichtungen nicht. Sie wären heute als Neubauten nicht mehr genehmigungsfähig. Viele Sicherheitsvorkehrungen wie der Core-Catcher seien jedoch in den bestehenden Kernkraftwerken nicht mehr nachrüstbar. Bei der Dicke der Betonhülle wiederum müsse man sich überlegen, was machbar sei. "Einige Sachen werden aus technischer Sicht schwierig werden, manches geht vielleicht und in vielen Fällen wird es dann tatsächlich eine Abwägung sein, ob das, was technisch geht, dann tatsächlich betriebswirtschaftlich noch sinnvoll ist", sagte Kallenbach.
Ein weiteres Problem sei der drohende Mangel an Experten. Aufgrund der Altersstruktur des Personals würden in den Kernkraftwerken und bei den zuständigen Behörden in den nächsten Jahren sehr viele Menschen gleichzeitig in den Ruhestand gehen. Sie würden sehr viel Wissen mitnehmen, das teils gar nicht dokumentiert sei, warnte Kallenbach. Dieses Wissen müsse für nachfolgende Generationen gesichert werden.
Zugleich sprach sich die Expertin gegen den Bau neuer Kernkraftwerke aus. Die Debatte um die Laufzeitverlängerung habe in ihren Augen keinen Sinn. Gutachten hätten ganz klar gezeigt, dass ambitionierte CO2-Einsparungsziele und der Übergang zu erneuerbaren Energien auch mit den aktuellen AKW-Laufzeiten zu erreichen seien. "Da dann jetzt noch zu sagen, wir müssen diese Brücke so weit verlängern, dass wir auch noch mit neuen Anlagen hier wieder einsteigen, würde ich sagen, dann haben wir endgültig den Schritt zurück in die Steinzeit getan", betonte Kallenbach. Es gebe viel bessere Alternativen, als weiterhin auf Kernenergie zu setzen.
Das vollständige Gespräch können Sie bis zum 7.2.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
In Deutschland seien selbst die neueren Kernkraftwerke schon über 20 Jahre alt und entsprächen nicht mehr den modernen Sicherheitsstandards. Neue Anlagen seien im Fall einer Kernschmelze wesentlich besser aufgestellt: Die passiven Kühlsysteme stellten viel mehr Kühlung bereit. Zudem gebe es sogenannte Core-Catcher, die den radioaktiven Kern im Ernstfall auffangen könnten, damit er sich nicht durch das Fundament brennen und die Umgebung verseuchen könne.
Selbst die neuesten deutschen AKW hätten solche Sicherheitsvorrichtungen nicht. Sie wären heute als Neubauten nicht mehr genehmigungsfähig. Viele Sicherheitsvorkehrungen wie der Core-Catcher seien jedoch in den bestehenden Kernkraftwerken nicht mehr nachrüstbar. Bei der Dicke der Betonhülle wiederum müsse man sich überlegen, was machbar sei. "Einige Sachen werden aus technischer Sicht schwierig werden, manches geht vielleicht und in vielen Fällen wird es dann tatsächlich eine Abwägung sein, ob das, was technisch geht, dann tatsächlich betriebswirtschaftlich noch sinnvoll ist", sagte Kallenbach.
Ein weiteres Problem sei der drohende Mangel an Experten. Aufgrund der Altersstruktur des Personals würden in den Kernkraftwerken und bei den zuständigen Behörden in den nächsten Jahren sehr viele Menschen gleichzeitig in den Ruhestand gehen. Sie würden sehr viel Wissen mitnehmen, das teils gar nicht dokumentiert sei, warnte Kallenbach. Dieses Wissen müsse für nachfolgende Generationen gesichert werden.
Zugleich sprach sich die Expertin gegen den Bau neuer Kernkraftwerke aus. Die Debatte um die Laufzeitverlängerung habe in ihren Augen keinen Sinn. Gutachten hätten ganz klar gezeigt, dass ambitionierte CO2-Einsparungsziele und der Übergang zu erneuerbaren Energien auch mit den aktuellen AKW-Laufzeiten zu erreichen seien. "Da dann jetzt noch zu sagen, wir müssen diese Brücke so weit verlängern, dass wir auch noch mit neuen Anlagen hier wieder einsteigen, würde ich sagen, dann haben wir endgültig den Schritt zurück in die Steinzeit getan", betonte Kallenbach. Es gebe viel bessere Alternativen, als weiterhin auf Kernenergie zu setzen.
Das vollständige Gespräch können Sie bis zum 7.2.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.