Kaltblütig bei Tiffany
Er war Exzentriker und galt als populärer Schriftsteller: Truman Capote. Als feinsinniger Beobachter enthüllte er in einer knappen Sprache Widersprüche seiner Protagonisten. Ausgerechnet die neue literarische Form des Tatsachenromans, die er mit seinem Werk "Kaltblütig" schuf, bedeutete für ihn den Beginn seines Abstiegs.
Es war ein trauriger Abgang für Truman Capote. Vollgepumpt mit Tabletten und das Gesicht aufgedunsen von Koks- und Alkoholexzessen, starb der knapp 60-jährige einsam und verlassen am 25. August 1984 in Los Angeles. Als genialer Schriftsteller war Capote bizarrer intellektueller Mittelpunkt einer snobistischen New Yorker Gesellschaft in den 50er- bis 70er-Jahren gewesen. Als er ein Sittenpamphlet über genau diese Schickeria ankündigte, ließ man ihn fallen.
Truman Capote wurde 1924 in New Orleans geboren. Seine Mutter fand ihn zu weichlich, zu klein, zu mädchenhaft; schon früh schob sie ihn zu Verwandten nach Alabama ab. Mit 18 ging Truman von dort nach New York, wurde Redaktionsgehilfe, entdeckte das Theater und das Nachtleben, hatte eine Affäre mit einem älteren Mann und schrieb nebenbei Kurzgeschichten. In fast allen Erzählungen finden sich autobiografische Züge, so etwa in "Kindergeburtstag", in dem das zehnjährige Mädchen Miss Bobitt zielstrebig wie eine Erwachsene seine Pläne verfolgt. Ähnlich wie Capote, der mit seiner Kleinwüchsigkeit, seinem exzentrischem Gehabe und seiner kindlichen Stimme bald in ganz Amerika populär wurde.
"Billy Bob and all the other boys noone of whom was over thirteen followed down to the gate after us... "
Sein Romandebüt "Andere Stimmen, andere Räume" katapultierte ihn an die Spitze der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Genau soviel Aufmerksamkeit wie seine Prosa erregte seine Selbstinszenierung: auf dem Buchumschlag räkelt sich Capote lasziv auf einem Sofa. Kein Prominenter hatte bisher seine Homosexualität so freimütig bekannt. Von allen umworben ergötzte man sich an seiner spitzen Zunge und feierte seine Exzentrik. Erste satirische Einblicke in diese Szene lieferte er mit seinem Roman "Frühstück bei Tiffany". Die Verfilmung mit Audrey Hepburn als arglose Holly Golightly ist heute ein Klassiker der Filmgeschichte:
Nun war Capote da, wo er hin wollte. "Frühstück bei Tiffany" verhalf ihm zum internationalen Durchbruch. Er bereiste die Welt und tourte monatelang durch Europa.
"I think I should explain, that my name is really pronounced Capote. Everyone in Munich called me Capout. It´s really Truman Capote Capote!"
Doch er fühlte sich auch ausgebrannt. Er war auf der Suche nach etwas gänzlich Neuem. Als er 1959 in der "New York Times" eine Meldung über einen Vierfach-Mord in Kansas City las, waren Neugier und Ehrgeiz wieder geweckt. Doch die Dokumentation über das Leben der beiden gefassten Mörder entwickelte sich für Truman Capote zum Albtraum, wie Gerald Clarke, Capotes Biograf weiß:
"Truman kam einem der beiden Mörder sehr nahe, Perry Smith. Gleichzeitig wollte er, dass er starb. Denn nur mit Perrys Tod, zu dem er verurteilt worden war, hätte er sein Buch beenden können. Und als er dann zusah, wie die beiden Mörder gehängt wurden, erschütterte ihn das bis ins Mark. Danach hat er nie wieder ernsthaft arbeiten können. Er hat sich davon nie erholt. Und er war jung, als "Kaltblütig" 1965 erschien, erst 41."
Trotzdem schuf er mit "Kaltblütig" eine neue literarische Form, die des Tatsachenromans, eine Verknüpfung erfundener und dokumentarisch belegter Ereignisse. Eine Form, die aber auch ihre Kritiker fand, wie in dem amerikanischen Literatur-Nobelpreisträger Saul Bellow:
"Truman Capote trägt einer ganz offenkundigen amerikanischen Vorliebe für Tatsachen Rechnung. Etwas, das wie Tatsachen aussieht. Denn natürlich sind es keine. Aber das, was ihnen die Massenmedien oder öffentliche Diskussionen liefern, halten sie für das wichtigste von der Welt. Deshalb will man mit Tatsachen handeln und so tut es auch Truman Capote."
Die aufreibende sechsjährige Arbeit an "Kaltblütig" war für Truman Capote der Beginn seines Abstiegs. Das einstige literarische Wunderkind kapitulierte innerlich. Am Ende blieben Depressionen und Tablettensucht.
Truman Capote wurde 1924 in New Orleans geboren. Seine Mutter fand ihn zu weichlich, zu klein, zu mädchenhaft; schon früh schob sie ihn zu Verwandten nach Alabama ab. Mit 18 ging Truman von dort nach New York, wurde Redaktionsgehilfe, entdeckte das Theater und das Nachtleben, hatte eine Affäre mit einem älteren Mann und schrieb nebenbei Kurzgeschichten. In fast allen Erzählungen finden sich autobiografische Züge, so etwa in "Kindergeburtstag", in dem das zehnjährige Mädchen Miss Bobitt zielstrebig wie eine Erwachsene seine Pläne verfolgt. Ähnlich wie Capote, der mit seiner Kleinwüchsigkeit, seinem exzentrischem Gehabe und seiner kindlichen Stimme bald in ganz Amerika populär wurde.
"Billy Bob and all the other boys noone of whom was over thirteen followed down to the gate after us... "
Sein Romandebüt "Andere Stimmen, andere Räume" katapultierte ihn an die Spitze der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Genau soviel Aufmerksamkeit wie seine Prosa erregte seine Selbstinszenierung: auf dem Buchumschlag räkelt sich Capote lasziv auf einem Sofa. Kein Prominenter hatte bisher seine Homosexualität so freimütig bekannt. Von allen umworben ergötzte man sich an seiner spitzen Zunge und feierte seine Exzentrik. Erste satirische Einblicke in diese Szene lieferte er mit seinem Roman "Frühstück bei Tiffany". Die Verfilmung mit Audrey Hepburn als arglose Holly Golightly ist heute ein Klassiker der Filmgeschichte:
Nun war Capote da, wo er hin wollte. "Frühstück bei Tiffany" verhalf ihm zum internationalen Durchbruch. Er bereiste die Welt und tourte monatelang durch Europa.
"I think I should explain, that my name is really pronounced Capote. Everyone in Munich called me Capout. It´s really Truman Capote Capote!"
Doch er fühlte sich auch ausgebrannt. Er war auf der Suche nach etwas gänzlich Neuem. Als er 1959 in der "New York Times" eine Meldung über einen Vierfach-Mord in Kansas City las, waren Neugier und Ehrgeiz wieder geweckt. Doch die Dokumentation über das Leben der beiden gefassten Mörder entwickelte sich für Truman Capote zum Albtraum, wie Gerald Clarke, Capotes Biograf weiß:
"Truman kam einem der beiden Mörder sehr nahe, Perry Smith. Gleichzeitig wollte er, dass er starb. Denn nur mit Perrys Tod, zu dem er verurteilt worden war, hätte er sein Buch beenden können. Und als er dann zusah, wie die beiden Mörder gehängt wurden, erschütterte ihn das bis ins Mark. Danach hat er nie wieder ernsthaft arbeiten können. Er hat sich davon nie erholt. Und er war jung, als "Kaltblütig" 1965 erschien, erst 41."
Trotzdem schuf er mit "Kaltblütig" eine neue literarische Form, die des Tatsachenromans, eine Verknüpfung erfundener und dokumentarisch belegter Ereignisse. Eine Form, die aber auch ihre Kritiker fand, wie in dem amerikanischen Literatur-Nobelpreisträger Saul Bellow:
"Truman Capote trägt einer ganz offenkundigen amerikanischen Vorliebe für Tatsachen Rechnung. Etwas, das wie Tatsachen aussieht. Denn natürlich sind es keine. Aber das, was ihnen die Massenmedien oder öffentliche Diskussionen liefern, halten sie für das wichtigste von der Welt. Deshalb will man mit Tatsachen handeln und so tut es auch Truman Capote."
Die aufreibende sechsjährige Arbeit an "Kaltblütig" war für Truman Capote der Beginn seines Abstiegs. Das einstige literarische Wunderkind kapitulierte innerlich. Am Ende blieben Depressionen und Tablettensucht.