Kalter Krieg in der Karibik
Sie war lange Zeit vor allem als Exportnation für Muskatnüsse bekannt: die Karibikinsel Grenada vor der Küste Venezuelas. 1979 hatte eine Gruppe linksgerichteter Rebellen den dortigen Diktator Gary vertrieben und versucht, den Inselstaat wirtschaftlich zu entwickeln. Die USA sahen die engen Kontakte der neuen Regierung zu Kuba und der Sowjetunion mit großem Misstrauen. Am 25. Oktober 1983 besetzte die USA die Insel.
"Uns wurde erzählt, Grenada sei ein Paradies für Touristen - aber das stimmt nicht. Es war eine sowjetisch-kubanische Kolonie, die zu einer Militärbasis ausgebaut wurde, um Terror zu exportieren und die Demokratie auszuhöhlen. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen."
Als US-Präsident Ronald Reagan am 25. Oktober 1983 den Einmarsch amerikanischer Truppen auf Grenada bekannt gab, waren Empörung und Irritation groß - auch unter den Verbündeten der USA. Im Bundestag ergriff Außenminister Hans-Dietrich Genscher das Wort.
"Das Kabinett hat in einer sehr ausführlichen und mit großem Ernst geführten Aussprache zum Ausdruck gebracht, dass wir, hätten wir dazu die Gelegenheit gehabt, von dieser Intervention abgeraten hätten, weil wir überall für politische und gegen militärische Konfliktlösung eintreten."
Entzündet hatte sich der Konflikt zwischen Grenada und seinem übermächtigen Nachbarn am Bau eines Flughafens im Süden der Insel. Neben dem Export der Muskatnuss war der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Karibikinsel. Die Politikwissenschaftlerin Claudia von Braunmühl erlebte die Invasion von der Nachbarinsel Jamaika aus.
"Nun haben sie also an einer Ausbuchtung der Insel mit viel, viel Beteiligung der Bevölkerung und kubanischen Bauarbeitern und englischem Kapital und europäischer Entwicklungshilfe diesen großen Flughafen gebaut, der auch für die normalen Touribomber Raum hatte, und die Amerikaner waren überzeugt davon, das wird eine Militärbasis sein und von Kuba aus werden militärische Flugzeuge kommen. Jedenfalls haben sie das so gesagt."
Vier Jahre vor der Invasion, im März 1979, hatte eine Gruppe junger Rebellen auf Grenada den dortigen Diktator, Eric Gairy, gestürzt. An die Spitze der neuen, aus mehreren linken Fraktionen bestehenden Regierung stand Maurice Bishop. Bishop, der in den USA studiert hatte und von der dortigen Black-Power-Bewegung beeinflusst war, suchte einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Obwohl er Privateigentum und Unternehmertum nicht abschaffen wollte, geriet er zunehmend in Konflikt mit den USA. Am 23. März wandte sich Bishop in einem dramatischen Appell an die Bevölkerung Grenadas.
"Brüder und Schwestern unserer geliebten revolutionären Heimat. Patrioten! Heute Abend habe ich die Pflicht, unsere Bevölkerung im Namen von Partei und Regierung darüber in Kenntnis zu setzen, dass unser Land vor der größten Bedrohung seit unserer ruhmreichen Revolution vom 13. März steht. Nach vorliegenden Kenntnissen sind wir überzeugt, dass ein bewaffneter Angriff von Konterrevolutionären und Söldnern, finanziert, ausgebildet und angeleitet vom US-Imperialismus gegen unser Land bevorsteht und täglich beginnen kann."
Als die US-Truppen ein halbes Jahr später Grenada besetzten, war Bishop schon nicht mehr am Leben. Der stalinistische Flügel seiner Partei hatte ihn verhaften und hinrichten lassen. Doch obwohl die neuen Machthaber der Sowjetunion näher standen, wollten weder diese noch Kuba einen militärischen Konflikt mit den USA riskieren. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen protestierte zwar gegen den offensichtlichen Verstoß gegen das Völkerrecht, doch die USA ließen die entsprechende Resolution durch ihr Veto ins Leere laufen.
In der Bundesrepublik vermischte sich der Streit über die US-amerikanische Invasion mit der Auseinandersetzung um den NATO-Doppelbeschluss, der die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Westeuropa vorsah. In einer aktuellen Stunde des Bundestages übte Gabriele Gottwald von den Grünen harsche Kritik an der Politik der USA.
"Gestern Vietnam, heute Grenada, morgen Mittelamerika und übermorgen wir? Eine Zustimmung zu dieser Angriffspolitik hat nichts mit Freiheit zu tun. Krieg ist das Resultat, nicht Frieden."
Ihr antwortete Außenminister Hans-Dietrich Genscher von der FDP. Auch er unterstrich zunächst seine Kritik am unilateralen Vorgehen der USA.
"Wer aber die Entwicklung in Grenada zum Anlass nehmen will, einen Keil zwischen uns und unsere amerikanischen Verbündeten zu treiben, wer seiner Gegnerschaft zur Nato und auch zum Doppelbeschluss nur eine neue Begründung geben will, wer in Wort und Tat unser Land auf gleichen Abstand zu den USA und zur Sowjetunion bringen will, der muss auf unsere entschiedene Ablehnung stoßen."
Eine Woche dauerte die Invasion, Mitte Dezember zogen die USA ihre Truppen wieder ab, nachdem sie eine Marionettenregierung unter dem ehemaligen Generalgouverneur Paul Scoon auf Grenada installiert hatten.
Als US-Präsident Ronald Reagan am 25. Oktober 1983 den Einmarsch amerikanischer Truppen auf Grenada bekannt gab, waren Empörung und Irritation groß - auch unter den Verbündeten der USA. Im Bundestag ergriff Außenminister Hans-Dietrich Genscher das Wort.
"Das Kabinett hat in einer sehr ausführlichen und mit großem Ernst geführten Aussprache zum Ausdruck gebracht, dass wir, hätten wir dazu die Gelegenheit gehabt, von dieser Intervention abgeraten hätten, weil wir überall für politische und gegen militärische Konfliktlösung eintreten."
Entzündet hatte sich der Konflikt zwischen Grenada und seinem übermächtigen Nachbarn am Bau eines Flughafens im Süden der Insel. Neben dem Export der Muskatnuss war der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Karibikinsel. Die Politikwissenschaftlerin Claudia von Braunmühl erlebte die Invasion von der Nachbarinsel Jamaika aus.
"Nun haben sie also an einer Ausbuchtung der Insel mit viel, viel Beteiligung der Bevölkerung und kubanischen Bauarbeitern und englischem Kapital und europäischer Entwicklungshilfe diesen großen Flughafen gebaut, der auch für die normalen Touribomber Raum hatte, und die Amerikaner waren überzeugt davon, das wird eine Militärbasis sein und von Kuba aus werden militärische Flugzeuge kommen. Jedenfalls haben sie das so gesagt."
Vier Jahre vor der Invasion, im März 1979, hatte eine Gruppe junger Rebellen auf Grenada den dortigen Diktator, Eric Gairy, gestürzt. An die Spitze der neuen, aus mehreren linken Fraktionen bestehenden Regierung stand Maurice Bishop. Bishop, der in den USA studiert hatte und von der dortigen Black-Power-Bewegung beeinflusst war, suchte einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Obwohl er Privateigentum und Unternehmertum nicht abschaffen wollte, geriet er zunehmend in Konflikt mit den USA. Am 23. März wandte sich Bishop in einem dramatischen Appell an die Bevölkerung Grenadas.
"Brüder und Schwestern unserer geliebten revolutionären Heimat. Patrioten! Heute Abend habe ich die Pflicht, unsere Bevölkerung im Namen von Partei und Regierung darüber in Kenntnis zu setzen, dass unser Land vor der größten Bedrohung seit unserer ruhmreichen Revolution vom 13. März steht. Nach vorliegenden Kenntnissen sind wir überzeugt, dass ein bewaffneter Angriff von Konterrevolutionären und Söldnern, finanziert, ausgebildet und angeleitet vom US-Imperialismus gegen unser Land bevorsteht und täglich beginnen kann."
Als die US-Truppen ein halbes Jahr später Grenada besetzten, war Bishop schon nicht mehr am Leben. Der stalinistische Flügel seiner Partei hatte ihn verhaften und hinrichten lassen. Doch obwohl die neuen Machthaber der Sowjetunion näher standen, wollten weder diese noch Kuba einen militärischen Konflikt mit den USA riskieren. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen protestierte zwar gegen den offensichtlichen Verstoß gegen das Völkerrecht, doch die USA ließen die entsprechende Resolution durch ihr Veto ins Leere laufen.
In der Bundesrepublik vermischte sich der Streit über die US-amerikanische Invasion mit der Auseinandersetzung um den NATO-Doppelbeschluss, der die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Westeuropa vorsah. In einer aktuellen Stunde des Bundestages übte Gabriele Gottwald von den Grünen harsche Kritik an der Politik der USA.
"Gestern Vietnam, heute Grenada, morgen Mittelamerika und übermorgen wir? Eine Zustimmung zu dieser Angriffspolitik hat nichts mit Freiheit zu tun. Krieg ist das Resultat, nicht Frieden."
Ihr antwortete Außenminister Hans-Dietrich Genscher von der FDP. Auch er unterstrich zunächst seine Kritik am unilateralen Vorgehen der USA.
"Wer aber die Entwicklung in Grenada zum Anlass nehmen will, einen Keil zwischen uns und unsere amerikanischen Verbündeten zu treiben, wer seiner Gegnerschaft zur Nato und auch zum Doppelbeschluss nur eine neue Begründung geben will, wer in Wort und Tat unser Land auf gleichen Abstand zu den USA und zur Sowjetunion bringen will, der muss auf unsere entschiedene Ablehnung stoßen."
Eine Woche dauerte die Invasion, Mitte Dezember zogen die USA ihre Truppen wieder ab, nachdem sie eine Marionettenregierung unter dem ehemaligen Generalgouverneur Paul Scoon auf Grenada installiert hatten.