Balkanisiert
Den unbekannten Seiten Südosteuropas widmet sich das Fürstensaal-Classix Kammermusikfestival. Der Balkan hat nicht nur geniale Blaskapellen, sondern auch eine Menge klassischer Musik.
Das Kammermusikfestival in der Allgäu-Hauptstadt Kempten bietet alljährlich im September eine grandiose Chance zur Horizonterweiterung. Deutschlandradio Kultur ist seit Anbeginn dabei.
Das Fürstensaal Classix Festival ist auf Entdeckung programmiert, die Festspielmacher sind ‚Trüffelschweine' in der Musikgeschichte. Nach Frankreich, England und der Ausgabe ‚Brennpunkt Wien 1900' im vergangenen Jahr, ist die Wahl diesmal auf den Südosten Europas gefallen. Oliver Triendl, Pianist und künstlerischer Leiter des Festivals, gibt unumwunden zu, dass ihm in der Auseinandersetzung mit dieser Musik "mehr und mehr bewusst geworden ist, dass wir hier in Westeuropa gar kein Ahnung haben, was es da für Schätze gibt" – diese Schätze will und wird er mit seinen Mit-Musikerinnen und Musikern heben und uns damit zugänglich machen.
Einiges an Hartnäckigkeit musste Oliver Triendl aufbringen, damit das Programm zustande kommen konnte. Die Schwierigkeiten der ‚Materialbeschaffung' sind inzwischen vergessen: "Man kommt nicht an Noten, es gibt keine CDs und empfohlene Links laufen ins Leere". Zum Beispiel musste Triendl dafür sorgen, dass der Verein Fürstensaal Classix eine Steuernummer in Kroatien bekommt, sonst hätte er keine Manuskripte dortiger Komponisten zur Ansicht erhalten.
Unerwartet vielseitig präsentiert sich die Kammermusik aus Kroatien, Serbien, Slowenien, Albanien, Griechenland, der Türkei, Rumänien und Bulgarien. Die Zahl der Komponistennamen aus der Region, die ein bisschen bekannt sind, ist sehr überschaubar: Vielleicht der Rumäne George Enescu oder der Grieche Iannis Xenakis oder der Bulgare Pancho Vladigerov, der lange Jahre in Berlin gelebt hat und ein Freund Wilhelm Furtwänglers war. Der türkische Komponist und Pianist Fazil Say wiederum hat sich als Kämpfer gegen die Islamisierung seiner Heimat einen Namen gemacht.
Dieses Jahr hat das Festival wieder einen Composer in Residence - es ist der 1945 in Belgrad geborene serbische Komponist Milan Mihajlovic.
Fürstensaal Classix
Theater Kempten
Aufzeichnungen vom 26. bis 28.09.2014
Unbekanntes Südosteuropa
Ahmed Adnan Saygun
Trio op. 55 für Oboe, Klarinette und Klavier
Vladimir Mendelssohn
"Hommage" für Klavier, Viola, Violoncello und Glockenspiel
Milan Mihajlovic
"Melancholy" für Oboe, Violine, Viola, Violoncello und Klavier (Uraufführung)
Stevan Stojanovic Mokranjac
Fuge für Streichquartett
Fazil Say
"Aleviten-Väter am Raki-Tisch" für Bläserquintett
George Enescu
Streichoktett C-Dur op. 7
Júlia Gállego, Flöte
Jérôme Guichard, Oboe
Harri Mäki, Klarinette
Andrea Zucco, Fagott
Hervé Joulain, Horn
Corinne Chapelle, Violine
Amaury Coeytaux, Violine
Benjamin Marquise Gilmore, Violine
David Grimal, Violine
Katharina Triendl, Violine
Kirill Troussov, Violine
Sergey Malov, Violine / Viola
Vladimir Mendelssohn, Viola
Béatrice Muthelet, Viola
Kyoungmin Park, Viola
Maja Bogdanović, Violoncello
Jakob Koranyi, Violoncello
Zvi Plesser, Violoncello
Petru Iuga, Kontrabass
Özgür Aydin, Klavier
Oliver Triendl, Klavier