Mihaela Martin, Violine
Yamen Saadi, Violine
Hartmut Rohde, Viola
Tim Park, Violoncello
Elena Bashkirova, Klavier
Heike Gneiting, Harmonium
Wiener Walzerträume
Die Pianistin Elena Bashkirova lädt jedes Jahr internationale Vokalisten und Musiker ins Jüdische Museum Berlin zum Kammermusikfestival "Intonations" ein. Auf dem Programm steht zum Beispiel der Walzer "Rosen aus dem Süden" von Johann Strauss (Sohn).
Eine Person steht als Alma Mater hinter dem "Jerusalem International Chamber Music Festival" und dem Berliner Ableger "Intonations" im Jüdischen Museum: Die in Berlin lebende Pianistin Elena Bashkirova. Auch der neunte Jahrgang des überaus erfolgreichen Kammermusikfestivals sollte wieder renommierte Vokalisten und Musiker aus vielen Ländern im Glashof des Jüdischen Museums Berlin versammeln – auf Einladung Elena Bashkirovas und eines Freundeskreises.
Doch das Ende April geplante Musikfest musste verschoben werden und findet nun an drei Abenden ohne Publikum und mit leicht veränderten Programm statt.
Das deutschsprachige Jerusalem
Die Wiener Musikkultur steht unverändert wie ursprünglich geplant im Zentrum dieses Mini-Festivals, das in der Form von Geisterkonzerten stattfindet. Wien war um 1900 eine Art deutschsprachiges Jerusalem, wegen seiner großen Jüdischen Gemeinde, aber auch wegen seiner Orientalität, also den starken osteuropäischen und südosteuropäischen Einflüssen.
"Intonations" gehört zu den wenigen dezidierten Kammermusikfestivals der Bundeshauptstadt. Das Publikum strömt eigentlich immer im April ins Jüdische Museum, um anspruchsvolle und oft auch lang dauernde, jedoch immer spannende Programme zu genießen. Nun sind die Musikfreunde auf die Verbreitung über Radio und Internet angewiesen. Doch Elena Bashkirova geht mit ihren Musikerinnen und Musikern mutig voran, um auch anderen Kammermusikfestivals Wege aus dem existenzbedrohenden Lockdown anzuzeigen.
Das Pausengespräch zum Festival 2020 mit Elena Bashkirova können Sie hier hören:
Ein kleiner Schwerpunkt liegt dieses Jahr auf der Darstellung großbesetzter Werke in kleinerer Formation - als hätten sie die Nöte unserer Tage vorausgeahnt, haben die Komponisten der Zweiten Wiener Schule - Schönberg, Berg und Webern - die opulenten Walzer der Strauss-Dynastie für Kammerbesetzung arrangiert. Zwei der bekanntesten Werke aus dem reichen Schaffenskatalog stehen auf dem diesjährigen Intonations-Programm, der Walzer "Rosen aus dem Süden" am ersten Abend und am zweiten der "Schatz-Walzer".
Statt dem "großen Orchestre"
Ebenso reduziert ist die Besetzung in den beiden Klavierkonzerten Wolfgang Amadeus Mozarts, die im Festivalprogramm 2020 auftauchen: Das in C-Dur KV 415 erklingt am ersten Abend mit der Festivalleiterin als Klaviersolistin - mit fünf Streichern in der Rolle des begleitenden Orchesters.
Dieses wie ebenso das am dritten Abend erklingende A-Dur-Konzert KV 414 hat der Komponist selbst sowohl zur Aufführung "bey großem Orchestre mit blasenden Instrumenten" als auch in einer kleinen Streicherbesetzung vorgesehen. Auch er hat also unbewusst vorgesorgt für Zeiten eines damals unvorstellbaren Konzertverbots - eine "Normalisierung" ermöglichen wir, indem wir uns das große Repertoire in kleinen Schritten erschließen, um dann hoffentlich bald wieder das "große Orchestre" hören zu können.
Evergreens des Kammermusikrepertoires
Ob nun bekannte und beliebte oder ausgefallene und neuartige Werke - alle erklingen bei "Intonations" in einer engagierten Version, die die Gäste Elena Bashkirovas liebevoll erarbeitet haben. Im reduzierten Festivalprogramm des Jahres 2020 gibt es besonders viele Evergreens des romantischen Kammermusikrepertoires, darunter auch das Trio und das Quintett für die Klarinette von Johannes Brahms: Eigentlich mit der thüringischen Stadt Meiningen und ihrer Hofkapelle verbunden sind seine späten und epochalen Klarinettenkompositionen.
Er schrieb sie zwar in seinen Wiener Jahren, gewidmet sind sie aber dem Klarinettisten des damals weltberühmten Theaterorchesters. Am Eröffnungsabend spielen Karl-Heinz Steffens und vier Stammgäste bei "Intonations" das süß-traurige Quintett, das oft als Brahms' Schwanengesang interpretiert wird.
Das Gespräch mit Karl-Heinz Steffens zum Klarinettenquintett op. 115 von Johannes Brahms können Sie hier hören:
Hier finden Sie die Links zu den Livestreams des Jüdischen Museums Berlin:
Kammermusikfestival Intonations Live aus dem Glashof des Jüdischen Museums Berlin
Johann Strauss (Sohn)
"Rosen aus dem Süden" op. 388 (arrangiert von Arnold Schönberg)
"Rosen aus dem Süden" op. 388 (arrangiert von Arnold Schönberg)
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert Nr. 13 C-Dur KV 415
Klavierkonzert Nr. 13 C-Dur KV 415
Elena Bashkirova, Klavier
Clara Jumi Kang, Violine
Malina Ciobanu, Violine
Madeleine Carruzzo, Viola
Tim Park, Violoncello
Anton Kammermeier, Kontrabass
Johannes Brahms
Klarinettenquintett h-Moll op. 115
Klarinettenquintett h-Moll op. 115
Karl-Heinz Steffens, Klarinette
Michael Barenboim, Violine
Yamen Saadi, Violine
Hartmut Rohde, Viola
Eckart Runge, Violoncello