Kammerspiel

Glattrasiert in den Untergang

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Robert Redford am Ruder der "Virginia Jean". © SquareOne/Universum Photo: Daniel Daza
Von Anke Leweke |
Ein Zwei-Stunden-Film und kaum ein Wort: J.C. Chandors "All ist Lost" mit Robert Redford ist ein stummer Film - und fokussiert sich ausschließlich auf einen Skipper, der auf hoher See in Not geraten ist. Redford macht trotz seines Alters eine gute Figur.
In seinem neuen Film können wir Robert Redford bei einem buchstäblichen Kampf gegen den Untergang zuzusehen: In J.C. Chandors "All is lost", einem Ein-Personen-Kammerspiel auf dem offenen Meer, spielt er einen Skipper, dessen Segelyacht auf einem Trip durch den Südostpazifik beschädigt wird.
Als er nach einem Nickerchen wach wird, muss er feststellen, dass sein Boot von einem Container gerammt und aufgeschlitzt wurde - es muss schon ein Container sein, denn ein wenig Zivilisationskritik gehört bei Redford nun mal dazu.
Erbitterter Überlebenskampf
Zwei Stunden lang - und ohne ein Wort zu sprechen - tritt der Segler gegen die Elemente an, gegen die Wellen, den Wind und gegen die eigene Verzweiflung. Es ist ein erbitterter Überlebenskampf, der im Wesentlichen aus präzisen und routinierten Handgriffen besteht.
Redfords Held versucht, die durchwässerte Funkanlage wieder auf Vordermann zu bringen, pumpt das Boot aus, repariert die Segel und stabilisiert den großen Mast. Auch der zur Verdunstungsanlage umgebaute Plastikkanister funktioniert und liefert frisches Trinkwasser.
Letztlich wird Redfords Skipper hier in einen vorzivilisatorischen Zustand zurückgeworfen. Er führt seinen Kampf still, angespannt, pragmatisch, zupackend, lässt seine Verzweiflung nicht nach außen dringen, sondern macht das Drama wie in seiner bisherigen Filmografie - als Geheimagent auf der Flucht ("Die Drei Tage des Condor"), als letzter "Lonesome Cowboy") mit sich selbst ab.
Im Angesichts des Sturms packt er das Rasierzeug aus
Geradezu zärtlich geht James Chandors Film dabei mit dem Alter seines Helden um. Es braucht halt eine Weilchen bis Redford den Mast nach oben geklettert ist, um ein Segel zu setzen. Dennoch macht er immer noch in allen Lebenslagen eine gute Figur. Und es gehört schon eine schöne Ironie zu diesem Umgang mit dem eigenen Aussehen: Im Angesicht des drohenden Sturmes packt der Skipper sein Rasierzeug aus. Wenn schon, dann glattrasiert in den Untergang.

USA 2013. Regie: J.C. Chandor. Mit: Robert Redford, 106 Minuten.