Inklusion und Feminismus auf der Agenda
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Barbara Mundel, die neue Intendantin der Münchner Kammerspiele, möchte in Zukunft verstärkt feministische Fragen in den Fokus nehmen. Wie schon ihr Vorgänger will auch sie auf Klassiker im Spielplan weitgehend verzichten.
Die Münchner Kammerspiele haben ihre neue Spielzeit mit einem Premierenfeuerwerk und unter erschwerten Corona-Bedingungen begonnen: Los ging es mit "Touch" vom neuen Hausregisseur Falk Richter und Anouk von Dijk, gefolgt unter anderem von einem Happening auf dem Münchner Odeonsplatz.
Barbara Mundel, die neue Intendantin, die angekündigt hatte, mit künstlerischen Mitteln auf Corona zu reagieren, ist glücklich, auch wenn die letzten Tage sehr anstrengend waren.
Doch in der ungewöhnlichen Situation helfen der Theatermacherin ihre langjährigen Erfahrungen: als Dramaturgin in Basel, an der Berliner Volksbühne und für die Ruhrtriennale oder als Leiterin des Luzerner und das Freiburger Theaters. Denn: Die Leidenschaft, so Mundel, sei das Eine, aber "hin und wieder ist Durchatmen wichtiger".
"Kammer 2" wird "Therese-Giese-Saal"
Vom Vorgänger Matthias Lilienthal, den die Münchner CSU nicht mehr wollte, der aber in seinen letzten beiden Jahren den Kammerspielen zweimal in Folge den Titel "Theater des Jahres" eingebracht hatte, übernimmt sie den weitgehenden Verzicht auf Klassiker im Spielplan, die Öffnung der Genres und die Kooperation mit der Freien Szene. Letzteres allerdings in abgewandelter Form, nämlich mit dem eigenen Ensemble: "Ich möchte gern, dass die Sachen bei uns am Haus selber entstehen".
Unter Mundel werden also andere Künstler und Handschriften an den Kammerspielen zu finden sein und vor allem zwei wichtige Themen: Inklusion und Feminismus. So achten die Kammerspiele, nachdem Menschen mit verschiedenen Behinderungen zum neuen Ensemble gehören, zukünftig mehr auf barrierefreie Zugänge – nicht nur für die Webseite, sondern zur Sprache generell und zu den Proben- und Spielräumen. "Wir versuchen, uns da auf eine Reise zu begeben, auch auf der künstlerischen Ebene".
Als erste Frau an der Spitze der Münchner Kammerspiele seit 100 Jahren ist es Barbara Mundel wichtig, feministische Fragen in den Fokus zu nehmen. Erst vor einer Woche wurde die "Kammer 2" umbenannt in "Therese-Giese-Saal" – in Erinnerung an die jüdische Münchner Schauspielerin.