Glockenläuten - ein wertvolles Kulturgut
Als laut und nervig empfinden viele das Glockenläuten und würden es am liebsten aus unserem Alltag verbannen. Doch damit würde ein Kulturgut verschwinden, warnt Sebastian Wamsiedler.
Am 1. Dezember startet mit einem öffentlichen Glockenguss die ökumenische Kampagne "Hörst du nicht die Glocken?" Sie soll an deren religiöse und kulturelle Bedeutung erinnern. Denn: Glocken prägen seit langer Zeit unseren Kulturraum. Hauptaufgabe des Geläuts war, Gläubige zum Gebet in die Kirche zu rufen. Sie sollten aber die Gemeinden auch bei Kriegsgefahr warnen und dienten der zeitlichen Orientierung. Heutzutage empfinden viele das Läuten als zu laut, nervig und überflüssig. Prozesse werden geführt, um das Glockenläuten aus dem Alltag zu verbannen.
Glocken als Facetten der Geschichte
Vom Kirchturmgeläut fasziniert ist Sebastian Wamsiedler. Er ist national und international als Campanologe und geprüfter Sachverständiger tätig. Würden die Glocken verstummen, bedeute das auch einen Kulturverlust. Anhand von Glocken ließen sich ganz viele Facetten von Geschichte erfahrbar machen, sagte Wamsiedler im Deutschlandfunk Kultur. Das vollständig erhaltene Frankfurter Domgeläut aus dem 19. Jahrhundert sei zum Beispiel aus Kanonen gegossen worden, die beim deutsch-französischen Krieg erbeutet worden seien.
Wann klingt eine Glocke richtig?
Für den richtigen Klang einer Glocke gebe es eine simple Formel: "Wenn sie gefällt und vielleicht auch einen Menschen berührt." Faszinierend für ihn seien nicht nur die großen, berühmten Glocken wie die Gloriosa in Erfurt. Das sei natürlich ein beeindruckendes Zeugnis für die Gießkunst, sagte Wamsiedler. Mindestens genauso beeindruckend könnten auch kleinere Exemplare mit einer besonderen Geschichte und mit einem besonderen Klang sein.