Protest gegen die Kleiderordnung der Taliban
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Die Vollverschleierung mit Burka und Niqab bestimmt nun wieder die Wahrnehmung afghanischer Frauen. Zahlreiche von ihnen wehren sich gegen die Kleiderordnung der Taliban – und haben eine Online-Kampagne gestartet.
Die Kleidungsstücke Burka und Niqab zur Vollverschleierung von Körper und Gesicht sind keine traditionell afghanischen Kleidungsstücke. Darauf will eine Kampagne von afghanischen Frauen in den sozialen Medien aufmerksam machen.
Unter #DoNotTouchMyClothes, #AfghanCulture oder #AfghanWoman veröffentlichen die Afghaninnen Fotos von sich: in figurbetonten Kleidern, in bunten Farben mit glänzenden Stoffen und Stickereien. So wollen sie der Welt die wirkliche afghanische Mode präsentieren und ihren Widerstand gegen die Taliban zeigen.
Eigener Stil zwischen Tradition und Moderne
Auch die Chefin der afghanischen Redaktion der Deutschen Welle, Waslat Hasrat-Nazimi, hat sich an der Aktion beteiligt. Ihr habe die Botschaft dahinter gefallen. "Der Außenwelt zu zeigen: Diese Bilder, die gerade aus Kabul um die Welt gehen, die repräsentieren nicht alle afghanischen Frauen", sagt die Journalistin. Sie habe ihren Beitrag dazu leisten wollen.
Hasrat-Nazimi erklärt, dass afghanische Frauen eine Mode zwischen moderner und traditioneller Kleidung gefunden hätten. Das gelte vor allem für Unternehmerinnen und Mitarbeiterinnen in den Ministerien. So hätten sie lange Gewänder mit modernen Schnitten getragen, "denken sie von mir aus gerne an Hamid Karsai – in weiblicher Form".
"Ich hatte das Gefühl, dass gerade in den letzten Jahren dieser Trend immer populärer wurde", meint Hasrat-Nazimi, "und dass immer mehr Frauen in Afghanistan sich zurück auf ihre Wurzeln besonnen haben."
Übergriffige Kommentare von Männern
Sie habe wie auch die anderen Unterstützerinnen der Aktion verärgerte Kommentare von Männern aus der ganzen Welt bekommen, erzählt die Journalistin. So hätten manche westliche Männer ihr geschrieben, welcher "Augenschmaus" die Frauen doch seien. Andere hätten den Teilnehmerinnen vorgeworfen, sie könnten die afghanischen Frauen gar nicht repräsentieren.
Ihr habe die Widerstandsfähigkeit der afghanischen Frauen gefallen, die am Anfang der Social-Media-Kampagne bestanden habe und nun ein wenig verloren gegangen sei, sagt Waslat Hasrat-Nazimi. "Die hat ja nicht nur mit der Kleidung zu tun."
Allerdings protestierten Frauen auch weiterhin auf den Straßen in Afghanistan für ihre Rechte, so die Journalistin weiter. "Ich würde mir wünschen, dass man den Fokus mehr auf diese Frauen legt."
(sbd)